Das Leben ist zu kompliziert, ständig ist man in Eile, es plagen einen Geldsorgen, das Aufräumen und Putzen nervt, immer ist die Zeit zu wenig für Dinge, die einem wirklich Spaß machen. Minimalistisch leben könnte ein Ausweg aus diesem Dilemma sein. Aber was steckt dahinter?

Minimalismus scheint der Trend der Stunde zu sein – es wird aussortiert, aufgeräumt, neu geordnet – und zwar nicht nur der Kleiderschrank, sondern das komplette Leben – und alle reden darüber.

 

Spätestens seit der erfolgreichen Fernsehserie „Aufräumen mit Marie Kondo“ ist der Wunsch nach mehr Klarheit im Leben und das Interesse für die Konmari-Methode auch bei denjenigen angekommen, die gerne Horten und Sammeln.

Doch Minimalismus ist viel mehr als ein Trend. Hinter dem Modebegriff verbirgt sich ein achtsamer Lebensstil, eine Geisteshaltung.

Was ist Minimalismus?

Wer minimalistisch leben möchte, will weniger und bewusster konsumieren. Es sollen nur noch Dinge die eigenen vier Wände schmücken, die einen wirklich glücklich machen. Überzeugte Minimalisten sind außerdem der Meinung, dass weniger Besitz auch mehr Lebensqualität und das Gefühl von Glück bedeutet. Dabei geht es keineswegs darum, so wenige Dinge wie möglich zu besitzen, sondern sich ausschließlich mit Objekten zu umgeben, für die man sich bewusst entschieden hat. Und das ist gar nicht mal so einfach, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Westeuropäer im Besitz von etwa 10.000 Gegenständen ist.

Die Frage, was Minimalismus ist, wird jeder individuell ein wenig anders beantworten. Ein gewisser Konsens herrscht aber darüber, dass Minimalismus generell bedeutet, sich von Ballast zu befreien, um sich den Dingen und Menschen widmen zu können, die einem wichtig sind.

Dieser Ballast kann Materielles genauso meinen, wie leidige Verpflichtungen und Routinen bis hin zu negativen Beziehungen.

Was sind die Gründe für Minimalismus?

Menschen, die sich für den Minimalismus entscheiden, haben ganz unterschiedliche Beweggründe. So strebt der eine nach einer cleanen, aufgeräumten Wohnung, der andere möchte achtsamer sein und so gut es geht durch eine nachhaltige Lebensweise Ressourcen schonen.

Dass aller Anfang schwer ist, weiß jeder, der einmal versucht hat, seine Wohnung zu entrümpeln. Dabei geht es jedoch nicht nur ums Loslassen und überflüssigen Dingen adieu zu sagen, sondern umgekehrt auch um das Wertschätzen von all jenem, das uns jeden Tag aufs Neue Freude bereitet. Und das darf bleiben.

Warum entscheiden sich Menschen für ein minimalistisches Leben?

Ist all der unnötige Nippes erst einmal aussortiert, dann merkt jeder schnell, wie flott abstauben und putzen plötzlich von der Hand geht. Auch das lästige Suchen entfällt, da alles seinen Platz hat. Das spart Zeit und Nerven. In einer weniger zugestellten Wohnung ist mehr Raum – im übertragenen wie im eigentlichen Sinn. Das Durchatmen fällt leichter. Zudem ist man organisierter, da der Minimalismus dem Leben mehr Struktur gibt.

Haben Minimalisten mehr Geld?

Die Antwort auf diese Frage steckt schon im Wörtchen minimal: Für diesen Lebensstil braucht man kein extra Geld, sondern man spart sich sehr viel ein. Durchs Verzichten, durchs Weglassen. Wer früher zehn T-Shirts gebraucht hat, dem reichen nun vielleicht drei. Der Verzicht auf Unnötiges macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar.

Was macht Minimalismus mit der Psyche?

Minimalismus kann Ruhe und Gelassenheit schaffen. Durch die Ordnung etwa in der Wohnung stellt sich auch im Inneren ein Gefühl der Ruhe und Gelassenheit ein.

Ist Minimalismus gesund?

Minimalismus kann befreien von Angst, Stress und Trauer. Er kann helfen, Schulden abzubauen, ein besser organisiertes Leben zu führen. Minimalismus bedeutet, loszulassen.

Wie ernähren sich Minimalisten?

Minimalistisch kochen heißt, aus frischen und vollwertigen Lebensmitteln etwas Leckeres auf den Teller zu zaubern. Es soll weder aufwändig noch mit vielen verschiedenen Zutaten oder Geräten in der Küche gewirbelt werden.

Was bedeutet Minimalismus im Job?

Minimalismus im Job kann bedeuten, seine Prioritäten neu und anders zu setzen. Die essenziellen Dinge sollen wieder im Vordergrund stehen: Qualität vor Quantität, mehr Sinn in der Arbeit, eine Lebenskarriere statt eines schnellen Aufstiegs, einer Beförderung oder Gehaltserhöhung.

Wie startet man sein minimalistisches Leben?

Wichtiger Schritt: Alles sichtbar machen. Von Klamotten über Lebensmittel bis hin zu Büchern. Denn wer seine Dinge im Blick hat, weiß, was er besitzt und kauft nicht unnötig Neues.

Tipps für ein minimalistisches Leben

Minimalistischer leben bedeutet nicht, in eine winzige Wohnung zu ziehen, das Auto zu verkaufen, die kriselnde Beziehung zu beenden oder den Job hinzuschmeißen. Man muss auch nicht gleich ein Wochenende lang die Abstellkammer entrümpeln. Kleine Veränderungen bringen bereits mehr Einfachheit und Klarheit ins Leben.

Hier kommen Tipps, wie es sich minimalistischer leben lässt. Step by step. Jeder der Vorschläge lässt sich in kurzer Zeit umsetzen:

  1. Nur Dinge kaufen, die man braucht: Braucht man wirklich noch ein weiteres Hemd, obwohl man schon zehn schöne hat? Bereichert es das Leben? Oder platzt nur der Kleiderschrank?
  2. Den Inhalt des Geldbeutels auf einen Tisch legen und halbieren. Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, die eine oder andere Kundenkarte loszubekommen?
  3. Die Schuhsammlung durchgehen und alle Schuhe aussortieren, die man seit zwei Jahren nicht mehr getragen hat. Eventuell lassen sich manche noch gut verkaufen. Ansonsten freuen sich soziale Einrichtungen über gespendete Schuhe und Kleidung.
  4. Den Stecker des Fernsehers ziehen und das Gerät für einen Tag, für eine Woche, für einen Monat, für ein Jahr oder für immer in der Abstellkammer, im Keller, im Speicher oder in der Garage verstauen.
  5. Ein Buch schnappen, das man schon seit Ewigkeiten lesen wolltest, und es sich auf der Couch bequem machen.
  6. Wenn das Bücherregal nichts hergibt, in der Bücherei der Stadt anmelden.
  7. Die Benutzeroberfläche des Computers aufräumen. Und das gleiche mit dem Schreibtisch machen.
  8. Sich aus jedem Newsletter austragen, den man bekommt, aber nicht mehr liest.
  9. Ja oder Nein sagen, statt „vielleicht“, „jein“, „mal sehen“ und „wir rufen uns zusammen“.
  10. Für alle Strecken bis zu einem Kilometer auf das Auto und auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten. Stattdessen zu Fuß gehen oder das Fahrrad nehmen.
  11. Den Kühlschrank leeren, gründlich putzen und dann Stück für Stück wieder einräumen. Die Lebensmittel, die nicht mehr gut sind, werden entsorgt. Die Lebensmittel, die noch gut sind, man aber nicht mag, können Nachbarn oder Freunden angeboten werden. Und die Lebensmittel, die nicht mehr lange haltbar sind, bekommen einen eigenen Platz im Kühlschrank und werden beim nächsten Kochen verwendet.
  12. Die Einfachheit beim Kochen entdecken. Es gibt zahlreiche Gerichte, die schnell gehen, gut schmecken und kaum mehr als eine Handvoll Zutaten benötigen.
  13. Langsam essen, mit Genuss und ohne Ablenkung. Musik hören, E-Mails schreiben oder Zeitung lesen ist Ablenkung.
  14. Nach draußen gehen und den Sternenhimmel betrachten. Ist der Himmel bedeckt oder ist es Tag? Die Augen schließen und sich den Sternenhimmel vorstellen.
  15. Zeit und Nerven kann man sparen, wenn man seine Wocheneinkäufe nicht am Freitagnachmittag oder Samstag erledigt.
  16. Der Samstag ist dagegen ideal, um ein Museum zu besuchen oder Ausflüge in die Natur zu unternehmen – da alle anderen einkaufen gehen.
  17. Stehen im Kalender geschäftliche oder private Termine, die man nicht unbedingt wahrnehmen muss und zu denen man überhaupt keine Lust hat? Dann absagen!
  18. Stattdessen Zeit mit den Menschen verbringen, die einem wichtig sind: mit dem Partner, den Kindern, der Familie und den Freunden.
  19. Ab und an entkoppeln – vom Internet, vom Handynetz, von der Telefonleitung, vom Knopf im Ohr.

Was sind die Vorteile von Minimalismus

  • Man spart Geld: Hat man weniger Besitztümer zu Hause und achtet auf seinen Konsum, spart man natürlich auch Geld.
  • Man erlangt Freiheit: Wer weniger Geld für Unnützes ausgibt, kann Träume verwirklichen und spannende Unternehmungen machen.
  • Man schützt die Umwelt: Wer weniger konsumiert, produziert automatisch weniger Abfall und verschwendet weniger Ressourcen.
  • Man spart Zeit: Langfristig spart eine minimalistische Lebensweise auch Zeit. Zwar dauert es erst einmal lange, bis man seine Wohnung ausgemistet hat. Aber dann geht es mit dem Putzen schneller.
  • Man befreit sich: Das Entrümpeln hat etwas Befreiendes, denn es hilft emotionalen Ballast abzuwerfen und Stress zu vermeiden, weil es weniger gibt, worüber man nachdenken muss.

Was sind die Nachteile des Minimalismus?

Hoher Initialaufwand

Es ist ein weiter Weg vom Durchschnittshaushalt zum Minimalismus. Zunächst einmal muss man tausende Entscheidungen treffen:

  • Brauche ich diese ganzen Tassen?
  • Können diese Klamotten wirklich weg?
  • Brauche ich diese Schränke noch?

Daher kann es locker Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre dauern, bis man das richtige Maß Minimalismus für sich gefunden hat und damit wirklich zufrieden ist.

Viel Disziplin notwendig

Es ist nicht einfach, bewusst bei jedem anstehenden Neukauf “Nein” zu sagen oder jedenfalls genau zu hinterfragen, ob er wirklich nötig ist. Schafft man das nicht, wird man innerhalb kürzester Zeit den Ursprungszustand wieder hergestellt haben und das Spiel beginnt von Neuem.

Die Wohnung wird ungemütlich

Übertreibt man das Entrümpeln, kann die eigene Wohnung schnell leer und kalt wirken.

Dinge müssen neu gekauft werden

Wenn man zu viel aussortiert, kommt man vielleicht irgendwann in eine Situation, in der man etwas neu anschaffen muss. Wenn man sich zum Beispiel von seinem Auto trennt und dann feststellst, dass es nicht praktikabel ist, drei Kinder im Winter mit dem Rad zum Kindergarten zu fahren, wird man möglicherweise mehr Geld für ein neues Auto ausgeben müssen. Umso mehr gilt der Ratschlag, es mit dem Minimalismus langsam angehen zu lassen.

Minimalismus wird zum Zwang

Menschen neigen oft dazu, in Bereichen, mit denen sie sich sehr viel auseinandersetzen, etwas fanatisch oder zwanghaft zu werden. Hier gilt: Öfter mal innehalten und hinterfragen, ob man das Richtige tut. Wer sich mit dem Minimalismus nicht wohlfühlt, sollte es bleiben lassen und nicht nur einem Trend folgen wollen.

„Anders sein“ kann ausgrenzen

Minimalistisch leben kann einen in manchen Kreisen zum Außenseiter machen. Bei einigen Leuten löst dieser Lebensstil sogar Abneigung aus, da sie indirekt ihre Wertvorstellungen in Frage gestellt sehen. Da ist eigene Stärke und Überzeugung gefragt, um die Ablehnung auszuhalten

Fazit: Die Entscheidung für ein minimalistisches Leben sollte nicht aus einer Laune heraus getroffen werden. Eine Umstellung braucht Zeit und muss auch nicht radikal erfolgen, sondern schrittweise und mit Bedacht.