Erst am 13. März sollen die Göppinger Kreisräte erfahren, warum sie bei ihrer Klausur im vergangenen November inzwischen veraltete Pläne vorgelegt bekamen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Die Sitzung des Göppinger Kreistags am 13. März dürfte für die Geschäftsführung der Alb-Fils-Kliniken alles andere als vergnügungssteuerpflichtig werden. Wieder mal wird der geplante Neubau der Klinik am Eichert auf der Tagesordnung stehen – und wieder hat es in den vergangenen Wochen erheblichen Wirbel um das mit 350 Millionen Euro veranschlagte Projekt gegeben.

 

Rodungen ohne Rechtsgrundlage

Denn: es gibt zwar noch längst keinen Baubeschluss durch den Kreistag, ja noch nicht einmal einen rechtskräftigen Bebauungsplan. Trotzdem wurden bereits Rodungen vorgenommen, um die jetzigen Mitarbeiterwohnungen, die dem künftigen Klinikgebäude im Weg stehen, ersetzen zu können. Ob dieses Vorgehen glücklich ist, sei einmal dahingestellt. Rechtmäßig ist es jedenfalls. Die Stadt hatte angekündigt das Planverfahren für das sogenannte Wäldchen vom großen Ganzen abzutrennen und grünes Licht für die Maßnahme gegeben.

Spekulationen um die Zukunft der Helfensteinklinik

Weitere Vorwürfe gegenüber der Klinikleitung wurden laut, weil sie von den zunächst vorgestellten Planungen abgewichen war. In den ersten Entwürfen und Skizzen war stets von einem Klinikneubau in zwei Phasen gesprochen worden. Mittlerweile steht fest, dass es zumindest Überlegungen der Architekten und des Prozessplaners gibt, das Krankenhaus in einem Zug zu errichten und dem Gebäudekörper eine andere Form zu geben als zunächst vorgestellt. Kritik gab es zudem, weil nach dem überarbeiteten Konzept auf dem Baufeld eine Reserve für eine spätere räumliche Entwicklung vorgehalten werden soll. Spekulationen, dass dies mit einer ins Auge gefassten Schließung der Geislinger Helfensteinklinik zu tun haben könnte, dementierten aber sowohl die Klinikleitung wie auch Göppinger Landrat Edgar Wolff mehrfach und energisch.

Zu diesem Punkt und zu den Details der geänderten Pläne wollte sich Wolfgang Schmid, der kaufmännische Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken, deshalb nicht mehr äußern: „Wir haben uns darauf verständigt, vor der Kreistagssitzung keine Stellungnahmen abzugeben.“ Erst an jenem Freitag werde die Fortentwicklung des Projekts öffentlich gemacht, ergänzte er.

Dem Klinkbeirat wurden im November noch andere Pläne vorgestellt

„Darüber hinaus werden wir die Kreisräte auch darüber informieren, warum manche Dinge etwas unglücklich gelaufen sind“, erklärte er. So soll unter anderem aufgeklärt werden, weshalb in einer Klausur des Klinikbeirats Mitte November noch andere Pläne vorgestellt wurden als drei Wochen später in einem Gespräch mit dem baden-württembergischen Sozialministerium. „Das hatte sich schlicht so ergeben, sieht im Nachhinein betrachtet aber natürlich ein wenig doof aus“, räumte Wolfgang Schmid ein.

Das Sozialministerium begrüßt die vorausschauende Planung

Von Seiten des Ministeriums werden die aktuellen Diskussionen über den Göppinger Klinikbau zwar aufmerksam verfolgt, ein Problem hat man damit in Stuttgart jedoch nicht. „Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen, die neue Klinik in einem Rutsch zu errichten“, sagte der Ministeriumssprecher Helmut Zorell. Das mache die Co-Finanzierung durch das Land zwar nicht einfacher, wenn es dadurch aber insgesamt günstiger werde, sei das aus der Sicht des Steuerzahlers vernünftig.

Auch das besagte Bereithalten einer räumlichen Reserve für künftige Erweiterungen findet im Ministerium ausdrückliche Zustimmung. „Über die Entwicklungen im Gesundheitsbereich wird zurzeit ja bundesweit nachgedacht, wobei ambulante Angebote an Krankenhäusern zunehmend in den Fokus rücken“, betont Zorell. Eine vorausschauende Planung, mit der flexibel auf künftige Veränderungen reagiert werden könne, sei deshalb zu begrüßen.

Noch ein weiter Weg bis zum Baubeschluss

Zunächst wird sich der Kreistag allerdings erst einmal mit den aktuellen Änderungsvorschlägen befassen. Und selbst, wenn diese letztlich abgesegnet werden sollten, ist es bis zu einem definitiven Baubeschluss immer noch ein weiter Weg. Bevor endgültige Fakten geschaffen werden, soll die bisherige Kostenschätzung durch eine Kostenberechnung abgelöst werden. Diese gilt es dann, erneut mit dem Ministerium zu besprechen, um die Förderquote aushandeln zu können. Wenn klar ist, was die Klinikgesellschaft beziehungsweise der Kreis beisteuern müssen, wird mit den Banken verhandelt. Erst danach können Nägel mit Köpfen gemacht werden.