Basketball um Mitternacht wurde als Kriminalprävention ins Leben gerufen. In seinen Anfangszeiten hatte es größeren Zulauf gegeben – doch die Veranstalter halten an der Tradition fest.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - „Da gab es ganz andere Zeiten“, erinnert sich Werner Schüle, der vor 20 Jahren mit dem Sportkreis Stuttgart das Mitternachtsbasketball ins Leben gerufen hat. Damals bedankte sich zum Beispiel die Polizei noch persönlich bei ihm, weil die nächtliche Veranstaltung in der Flatow-Sporthalle dafür gesorgt haben soll, dass es ruhig war auf dem Wangener Marktplatz; wenn die damals Jugendlichen mit dem Werfen von Körben beschäftigt waren, sagt Schüle, kamen sie schon auf keine dummen Gedanken.

 

Am Samstag feierte das Basketball um Mitternacht sein 20-Jähriges Bestehen in der Tivoli-Sporthalle in der Forststraße. Und offenbar ist das soziale Projekt erwachsen geworden. Die Minderjährigen sind unter den etwa 50 Basketballspielern, die sich getroffen haben, deutlich in der Unterzahl. Und wie schwierige Jugendliche, die sonst womöglich vandalierend durch die Straßen ziehen würden, wirkte hier überhaupt niemand.

Auch Aron A. aus Esslingen nicht. Der 29-Jährige hat einen Job und ein geregeltes Erwachsenenleben, außerdem spielt er sonst professionell in der Landesliga Basketball beim TS Göppingen.

Veranstaltung in enger Kooperation mit der Polizei

Beim Basketball um Mitternacht ist er etwa zehn Mal dabei gewesen. „Früher war es besser – da gab es noch McDonald’s-Gutscheine zu gewinnen“, sagt er. Die Fast-Food-Kette ist allerdings nicht mehr als Sponsor aktiv.

Das Basketball um Mitternacht wird von der Organisation Gemeinschafts-Erlebnis Sport, die vom Verein Sportkreis Stuttgart und der Landeshauptstadt getragen wird, in enger Kooperation mit der Polizei veranstaltet. Und zumindest bei Aron A. – sollte er überhaupt je gefährdet sein gewesen – hat das mit dem Sport als Kriminalprävention offenbar gegriffen.

Aber warum dann überhaupt noch spielen? Schließlich ist es ja durchaus mit Aufwand verbunden, die jährliche Mitternachtsbasketball-Tour in Stuttgart-Süd, Feuerbach, Zuffenhausen und eben hier in Stuttgart-Mitte zu organisieren.

Früher war Interesse größer

Werner Schüle vom Sportkreis lässt sich nicht beirren. Auch wenn er einräumt, dass die Teilnehmerzahl früher höher war, der Altersdurchschnitt deutlich niedriger und die Zuschauerränge besser besucht. „Die Veranstaltung hat Tradition. Und Jugendliche und Polizeibeamte begegnen sich nur selten so auf Augenhöhe“, sagt Schüle.

Das mit der Augenhöhe stimmt aber nicht in jeder Hinsicht. Vor einigen Jahren spielte auch mal eine Polizeimannschaft beim Basketball um Mitternacht mit. „Die waren unseren Jungs hier aber überhaupt nichts gewachsen“, lacht Schüle.

Außerdem änderten sich die Zeiten schließlich auch, so Dominik Hernet, Geschäftsführer des Sportkreises Stuttgart. „Beim Basketball um Mitternacht ist viel organisch gewachsen“, sagt er, „und die Veranstaltung ist ja nur ein Teil unserer Aktivitäten.“

So gehöre die Vermittlung sozialer Kompetenzen durch Sport bei Flüchtlingen an Schulen zum Tagesgeschäft. Beim Basketball um Mitternacht ist aber keine Flüchtlingsmannschaft dabei. „Eigentlich schade“, sagt Hernet. Ausgeladen ist bei dem kostenlosen Turnier schließlich niemand. Vielleicht bekommen Aron A. und die anderen ja in den nächsten Jahren jüngere Konkurrenz, die noch nicht so lange in Deutschland ist.