Die Mobile Jugendarbeit feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Dass die Mitarbeiter zu wichtigen Ansprechpartnern der Jugendlichen im Bezirk werden, war vor 20 Jahren gar nicht so sicher.

S-Süd - Auf Euch kann ich vertrauen, Ihr habt mir sehr geholfen. [...] Ihr seid ein Teil von uns, und wir ein Teil von Euch.“ Was es für die Jugendlichen im Süden bedeutet, dass es die Mobile Jugendarbeit im Stadtbezirk gibt, das brachte der Heslacher Rapper Big Smoke auf den Punkt. Bei der Feier in der Kreuzkirche fand er seinen ganz eigenen Weg den Mitarbeitern um Teamleiter Jonas Puhm zu danken. Einen Dank, dem sich viele andere Jugendliche anschlossen.

 

Dass die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit Süd zu wichtigen Ansprechpartnern der Jugendlichen im Bezirk werden, war vor 20 Jahren gar nicht so sicher. Als die Gesellschaft am 1. Juli 1993 gegründet wurde, gab es nämlich überhaupt keine Finanzierung für das Projekt. Der Bedarf aber war da, nicht nur weil die jugendliche Bihlplatz-Clique durch kriminelle Delikte aufgefallen war.

Sprachrohr der Jugendlichen

Dennoch dauerte es ein Jahr bis Pfarrer Frieder Kobler und seine Mitstreiter so viel Überzeugungsarbeit geleistet hatten, dass zwei Streetworker ihrer Arbeit aufnehmen konnten. Einer davon war Friedemann Müns-Österle. Er erinnerte sich, dass es lange gedauert hat, bis die Streetworker das Vertrauen der Jugendlichen im Bezirk gewinnen konnten. „Zunächst haben wir einfach beobachtet, wie und wo sich die Jugendlichen treffen, welche Cliquen es gibt“, erzählte er. Nachdem die Jugendlichen die Erwachsenen registriert hatten, fragten sie diese erst einmal aus. Seid ihr von der Polizei? Was wollt ihr von uns? Erst nach und nach wurden die Streetworker als Vertrauenspersonen akzeptiert. „Von den jüngeren schneller, die freuten sich, dass es Erwachsene gab, die sich wirklich für ihre Belange interessierten“, sagte Müns-Österle.

Als das Sprachrohr der Jugendlichen versteht sich das Team um Jonas Puhm, dem jetzigen Leiter der Mobilen Jugendarbeit Süd, auch heute noch. Dass es diese Fürsprache braucht, betonte Rupert Kellermann, der Bezirksvorsteher von Süd. Jugendliche kämen oft schwerer mit Verwaltung und Politik in Kontakt, sagte er. Während sich die wenigsten Erwachsenen scheuten, ihre Belange zu kommunizieren, bräuchten die Jugendlichen Fürsprecher, die dafür sorgten, dass ihre Interessen nicht untergingen. Im Namen der Stadt und des Bezirksbeirats Süd versprach Kellermann die Belange der Jugendlichen ebenso ernst zu nehmen wie die aller anderen Bürger.

„Beim ‚Streeten’ sind wir Gast bei den Jugendlichen“

Um wirklich zu wissen, was die Jugendlichen wollen, treten die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit Süd auf unterschiedliche Weise mit Schülern in Kontakt. Baykar Tavit ist als Streetworker die meiste Zeit draußen unterwegs. „Beim ‚Streeten’ sind wir Gast bei den Jugendlichen. Wenn wir nicht erwünscht sind, gehen wir“, erläuterte er den Ansatz. Wie vor 20 Jahren gehe es auch heute darum, den Jugendlichen zu zeigen, dass sich jemand für sie interessiert. Mehr als 200 solcher Streetworkgänge hat die Mobile Jugendarbeit Süd im Jahr 2012 zurückgelegt.

300 Heranwachsende haben die Mitarbeiter allein im vergangenen Jahr erreicht, auch über Kooperationsprojekte mit der Lerchenrainschule. Freunde schaffen Erfolg ist eine solches Projekt. Dabei helfen ehemalige Schüler, die derzeit ihre Ausbildung absolvieren, jüngeren Schülern bei dem Übergang ins Arbeitsleben.

Zukunft der Mobilen Jugendarbeit Süd

Neben gemeinsamen Ausflügen motivieren die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit Süd an der Möhringer Straße 87 b die Jugendlichen aber auch, selbst Projekte auf die Beine zu stellen. Bei der 72-Stunden-Aktion im Juni haben die Jugendlichen einen Unterstand gebaut, damit sie sich auch bei schlechtem Wetter an der Unteren Straße treffen können.

Wie die Arbeit der Mobilen Jugendarbeit Süd in Zukunft aussehen wird, das war bei der Feier die Frage, die keiner so recht beantworten konnte. Sicher ist, dass mit der Veränderung der schulischen Landschaft und der Ausweitung der Ganztagsschule neue Herausforderungen auf das Team um Jonas Puhm warten.