Warum man diesen Schritt gegangen ist, erklärt die Mitgründerin Karin Ziegler mit dem Wunsch nach neuen Ufern. „Stuttgart war für mich aber immer meine Brutstätte“, betont die Blutsgeschwister-Designchefin. Gelernt hat sie an der hiesigen Staatlichen Modeschule und dort als Schneiderin ihren Weg ins Design gefunden, um dann im März 2001 zusammen mit der Betriebswirtschaftlerin Christina Haneberg in einer stillgelegten Industriebrache am Nordbahnhof die Marke Blutsgeschwister zu gründen. „Es gab keine bessere Stadt, um die turbulenten Gründerjahre auf solidem schwäbischem Boden zu durchschiffen“, meint Karin Ziegler im Rückblick.

 

Dennoch, Fernandez hat nicht ganz unrecht. Sobald der Laden läuft, scheint Berlin das nächste Ziel zu sein – aus Sicht von Sabine Dirlewanger eigentlich unnötig. Nach Erfahrung der Schulleiterin der Staatlichen Modeschule Stuttgart können die Region und auch Baden-Württemberg mit sehr guten Modeunternehmen aufwarten. Hugo Boss, Marc Cain, Riani oder Luisa Cerano seien „solide, teilweise extravagante Marken“, die für ihre Schüler gute Aussichten böten. Für junge Labels sei Berlin nicht immer die bessere Alternative. „Es sind schon zu viele dort, der Markt ist übersättigt“, sagt Dirlewanger. Gerade für junge Designer mit einem guten Konzept im Online-Shop-Bereich sei der Standort inzwischen nicht mehr entscheidend. Ihr Fazit: „Stuttgart ist nicht schlechter als Berlin.“

Aber Luft nach oben ist ja immer. Gerade recht kommt da die Ankündigung des bekannten Designers Harald Glööckler. Bis zum Sommer will der exzentrische Schwabe, der zeitweise in Berlin wohnte und vor Kurzem in die Pfalz zog, den Stuttgarter Design-Nachwuchs an der privaten Modeschule Kehrer unterrichten. Er will „Passion und Leidenschaft“ vermitteln, aber auch den Kreationen der Schüler „den letzten Schliff à la Glitzer und Glanz“ verpassen. Ein bisschen mehr Glamour wird da sicher für das modemäßig eher angestaubte Image der Schwabenmetropole abfallen. Den Rest erledigt Fernandez bei der nächsten „Haute Cueture“-Fashionshow am 19. März. Mit der schwäbischen Bescheidenheit soll es da vorbei sein: „Die wird so verrückt, da kommen nicht mal die Shows in Berlin ran“, kündigt Fernandez an.