Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Auf dem Titelbild seines neuen Buches steht Robert Habeck, 47, lachend und mit ausgebreiteten Armen am Strand, als wolle er die Welt umarmen. Ganz so hoch gesteckt ist sein Nahziel nicht: Da geht es „nur“ darum, bei der grünen Urwahl, die Basis von seiner Bewerbung um einen Spitzenplatz im nächsten Bundestagswahlkampf zu überzeugen. Mindestens zwei Kunststücke hat der Energie- und Umweltminister aus der schleswig-holsteinischen Landesregierung geschafft: Obwohl er seinen Hut als erstes und bereits vor eineinhalb Jahren in den Ring geworfen hat, wirkt seine Kandidatur nach wie vor unkonventionell und frisch. Und obzwar er an der Kieler Förde Vize-Ministerpräsident ist, schafft Habeck es, sich als „Underdog“ zu präsentieren, dessen Bewerbung quer liegt zu den Ambitionen der anderen, auf Spitzenpositionen der Bundes-Grünen fest etablierten Konkurrenten. In den vergangenen 15 Monaten ist Habeck kreuz und quer durch die Republik getingelt, um sich in grünen Kreisen und darüber hinaus bekannter zu machen.

 

Habecks Originalität erschöpft sich nicht darin, als bisheriger Landespolitiker den Sprung an die Spitze der Bundespolitik zu wagen. Als Schriftsteller, der er vor seinem Einstieg in die Politik war, Intellektueller und Politiker mit Regierungsverantwortung, schafft er es in einer ziemlich prickelnden Sprache aus dem Privaten das Politische zu entwickeln, aus konkreter Wirklichkeit Ideale abzuleiten. Alles Grüne will der Realo Habeck neu denken: das Flügeldenken überwinden, die Lagergrenzen hinter sich lassen, grüne Meinungsführerschaft anstreben und sich nicht auf Koalitionen festlegen. Aus seiner Sicht müssen die Zeiten vorbei sein, in denen andere Parteien sich bei Koalitionsbedarf die Grünen als „Umwelt-App“ für die Politik heruntergeladen haben. Habeck will die Grünen als Partei positionieren, die den Anspruch hat, aus ihrer Programmatik heraus in allen Politikfeldern Orientierung zu bieten.