Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

„Moral ist regelgeleitetes Handeln“

Was ist „sozial“ an der „Marktwirtschaft“?
Soziale Marktwirtschaft bedeutet auf der einen Seite funktionsfähiger, dynamischer Wettbewerb in der entsprechenden Rahmenordnung, auf der anderen Seite sozialer Ausgleich. Wenn es um Menschen geht, die unterschiedlich leistungsfähig sind, muss es solidarische Leistungen jenseits von Angebot und Nachfrage geben. Auf dem Markt können sich nur diejenigen behaupten, die über entsprechende Kaufkraft verfügen
Braucht der Markt soziale Regeln und ethische Werte?
Die Produktionsverhältnisse und die Lebenslagen der Haushalte sind die gesellschaftlichen Voraussetzungen des Marktgeschehens. Diese unterliegen einer ethischen und sozialen Bewertung, welche die unterschiedlichen Positionen auf dem Markt beeinflusst.
Moral ist eine Übereinkunft der Gesellschaft, die der Gemeinschaft und dem Einzelnen Sicherheit geben soll. Der Schuss kann aber auch nach hinten losgehen, je nachdem, wer gerade an der Macht ist. Gibt es eine allgemein verbindliche Moral für die Wirtschaft?
Moral ist regelgeleitetes Handeln. Auch der Markt funktioniert nach bestimmten Regeln. So ist das freie Spiel der Kräfte durch Machtverhältnisse, durch subjektive oder kollektive Wertvorstellungen, etwa einer so genannten Wertegemeinschaft bestimmt. Wobei die Frage der Werte höchst beliebig ist. Wertvoll ist das, was einzelne oder bestimmte gesellschaftliche Milieus als wertvoll ansehen. Allgemein verbindlich Normen sind beispielsweise in Grund- und Menschenrechten verkörpert.

„Normative Überzeugungen fallen nicht vom Himmel“

Aus diesem Grund sind auch unterschiedliche ethische Konzepte für die Ökonomie entworfen worden.
Mit dem Entwurf einer Tugendethik ist der Versuch verbunden, Skandale und Missstände etwa in der Wirtschaft oder in den Unternehmen individuellen Akteuren anzulasten. Häufig wird eine hohe Arbeitslosigkeit auf die „faulen Säcke“ zurückgeführt, die arbeitslos sind. Oder die Ursache der Finanzkrise wird auf die Gier der Banker und Devisenhändler geschoben.
Macht man es sich da nicht ein bisschen zu einfach? Es gibt nun nur eine Ursache oder einen Verantwortlichen für Fehlentwicklungen.
In der Tugendethik sucht man nach dem Fehlverhalten des Einzelnen, der haftbar gemacht werden kann. Ganz anders ist die Architektur einer Verantwortungsethik. Von Unternehmern wird sie gerne vertreten. Sie sagen: Wir sind dafür verantwortlich, dass sich das Unternehmen auf dem Markt behauptet und einen Gewinn erzielt, sonst ist das Unternehmen pleite. Wir haben Verantwortung für unsere Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre sowie die Gesellschaft.