Ein 37 Jahre alter Mann ersticht seine zwölf Jahre jüngere Ex-Freundin in einer Metzgerei mitten in Donzdorf – vor den Augen ihrer beiden kleinen Kinder.

Donzdorf - Am Montagvormittag schwirrt Donzdorf (Kreis Göppingen) vor Gerüchten. Die Polizeiautos, den Rettungswagen und den Hubschrauber haben viele gesehen, doch was in Zentrum des Städtchens ganz in der Nähe des Schlosses und der Martinuskirche passiert ist, darüber wird noch gerätselt. „Wir dachten, vielleicht gab es einen Banküberfall“, erzählt ein Stuckateur, der nebenan mit einigen Kollegen an der Fassade der Martinuskirche arbeitet und gerade Mittagspause macht. „Aber dann haben wir gesehen, dass bei der Metzgerei alles abgesperrt ist.“

 

Kurz vor neun Uhr ist eine 25-jährige Frau in der Metzgerei hinter dem Gasthof Krone von ihrem ehemaligen Lebensgefährten mit mehreren Messerstichen getötet worden – vor den Augen ihrer drei gemeinsamen Kinder und der entsetzten Mitarbeiter. Soviel ist, wie aus Polizeikreisen zu hören ist, bereits sicher. Der 37-jährige Mann flüchtete nach der Tat. Die Polizei konnte ihn nur wenig später stellen und festnehmen.

Von der Hauptstraße aus ist von dem Tatort nur das rot-weiße Absperrband der Polizei zu sehen. Die Metzgerei selbst liegt hinter dem Hauptgebäude, hin zum Schloss und zur Kirche. Im Schatten des Gebäudes tummeln sich Kriminalpolizisten und Mitarbeiter der Spurensicherung in ihren weißen Overalls.

Passanten, die durch die schmale Straße daneben in Richtung Hauptstraße laufen, bleiben stehen, recken die Hälse und tuscheln. Viel zu sehen gibt es nicht. Das flatternde Band sperrt jeden aus, der nicht für die Polizei arbeitet, die Neugierigen ebenso, wie die Hungrigen, die nichts mitbekommen haben und sich für die Mittagspause einen Leberkäsewecken holen wollten.

Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass der Mann der Frau aufgelauert hatte. Er habe schließlich ihre Gewohnheiten gekannt und auch gewusst, welche Wege sie in dem Ort zu nehmen pflegte. Offenbar floh sie in die Metzgerei, um dort Schutz vor ihm zu suchen. Im Ort erzählt man sich, der Mann sei bereits in der Vergangenheit gewalttätig gegenüber der Frau geworden. Sie soll in die Metzgerei gerannt und um Hilfe gerufen haben, doch dann drängte sich der 37-Jährige hinter ihr in das Geschäft und stach immer wieder auf sie ein. Sie starb in der Metzgerei.

In den sozialen Netzwerken verbreitet sich die Nachricht von dem Mord in Donzdorf schnell. Selbst in einer Krabbelgruppe einen Ort weiter weiß am Vormittag bereits jeder der Erwachsenen, dass in Donzdorf eine junge Mutter ermordet wurde.

Auf Facebook berichtet eine Frau, sie habe den neuen Freund des Opfers auf einer Treppe bei der Metzgerei sitzen und weinen sehen. Eine andere erzählt, die Frau sei erneut schwanger gewesen. Es heißt, die 25-Jährige sei erst vor einiger Zeit in den Ort gezogen und habe über der Gaststätte gewohnt. Der Mord hat viele entsetzt. Ob die Informationen, die sie verbreiten richtig sind, oder welche Informationen richtig und welche falsch sind, ist unklar. Die Polizei nimmt zu den Gerüchten keine Stellung.

Klar ist allerdings bereits, dass die Kinder der Frau, sie sollen im Grundschulalter sein, zunächst von Psychologen betreut werden. Man versuche, sie jetzt bei Verwandten unterzubringen, heißt es aus Polizeikreisen.

Zwei Jungen stranden auf ihrem Weg am Schloss und der Martinuskirche vorbei am Absperrband der Polizei. Sie scheinen fast unter den Schulranzen auf ihren Rücken zu verschwinden. Neugierig stehen sie vor dem flatternden Band und blicken hinüber zu den Männern in den weißen Overalls die geschäftig zwischen der Metzgerei und Polizeibussen hin und her laufen.

„Was da wohl passiert ist“, murmelt der eine. „Ja, das würde ich auch gerne wissen“, flüstert der andere fast andächtig. Die beiden bleiben noch eine ganze Weile stehen und schauen.