Nach dem Mord an rechten Politikern in Griechenland befürchten Beobachter eine Eskalation der politischen Gewalt. Die Männer der Partei „Goldene Morgenröte“ waren regelrecht hingerichtet worden.

Athen - Die griechische Polizei fahndet mit Hochdruck nach den Mördern, die am Freitagabend in Athen bei einem Attentat auf Anhänger der Neonazipartei Goldene Morgenröte zwei junge Männer erschossen und einen dritten lebensgefährlich verletzt haben. Die Ermittler vermuten, dass der Anschlag auf das Konto einer linksextremen Terrorgruppe geht. Schauplatz des Verbrechens war ein Büro der Goldenen Morgenröte im Athener Vorort Neo Heraklio. Die Täter feuerten mit einer Pistole auf mehrere Anhänger der Partei, die vor dem Eingang des Büros auf der Straße standen. Ein 22-Jähriger und ein 26-Jähriger wurden tödlich getroffen. Das dritte Anschlagsopfer, ein 29 Jahre alter Mann, liegt mit schweren Verletzungen auf der Intensivstation

 

Der Anschlag wurde von Überwachungskameras aufgezeichnet. Die Bilder zeigen, wie kaltblütig die Killer vorgingen. Sie fuhren mit einem Motorrad zunächst an dem Parteibüro vorbei, stellten die Maschine in einer Entfernung von 40 Metern ab und gingen zu Fuß auf eine Gruppe junger Männer vor dem Eingang des Büros zu. Die Täter trugen Motorradhelme und Handschuhe. Aus einer Entfernung von 15 Metern begann einer der beiden aus einer halb automatischen Pistole auf die Gruppe zu schießen. Zwei Opfer stürzten zu Boden. Der Schütze ging zu ihnen und gab gezielte Kopfschüsse auf die am Boden Liegenden ab. Die Täter flohen auf ihrem Motorrad.

Anschlag trägt Handschrift der Linken

Die Polizei geht davon aus, dass die beiden Täter, die auf den Bildern der Überwachungskameras zu sehen sind, weitere Komplizen hatten. Der Anschlag trägt die Handschrift der linksextremen Terrororganisation Sekte der Revolutionäre, die sich 2009 zu dem Mord an einem Polizisten und 2010 zur Ermordung eines Journalisten bekannte. Die damaligen Morde liefen nach einem ähnlichen Muster ab und wurden, wie der Anschlag vom Freitag, mit einer halb automatischen Waffe der serbischen Marke Zastava verübt.

Die Ermittler glauben seit geraumer Zeit Anhaltspunkte dafür zu haben, dass es in der linksextremen griechischen Terroristenszene Bewegung gibt. Mehrere Splittergruppen seien offenbar dabei, sich zu einer neuen Terrororganisation zu formieren, heißt es. Die Fahnder vermuten hinter dem Anschlag einen Racheakt für den Tod eines 34-jährigen Musikers aus der linken Szene, der Mitte September von einem Neonazi erstochen worden war. Der Mord an dem Musiker hatte Ermittlungen gegen die Goldene Morgenröte ins Rollen gebracht. Der Führer der Partei, Nikos Michaloliakos, zwei Parlamentsabgeordnete und mehrere Mitglieder sitzen seit Anfang Oktober in Untersuchungshaft.

Komplizierte Aufgabe für die Troika

Die Partei, deren Symbol ein abgewandeltes Hakenkreuz ist, erzielte bei den Wahlen 2012 einen Stimmenanteil von fast sieben Prozent und ist mit 18 Abgeordneten im Parlament vertreten. Der Anschlag könnte die politische Polarisierung in Griechenland verschärfen. Beobachter fürchten eine Eskalation politisch motivierter Gewalt. In dieser aufgeladenen Atmosphäre werden am Dienstag die Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds in Athen erwartet. Die Troika überprüft den Stand des Reformprogramms. Einer der wichtigsten Kontrollpunkte ist der Fehlbetrag für das Jahr 2014. Es geht um die Freigabe einer weiteren Tranche in Höhe von einer Milliarde Euro.