Maximilian Götz darf in der DTM einen Mercedes fahren – das hätte er vor einiger Zeit nicht gedacht. Dabei hat er in jungen Jahren schon Sebastian Vettel besiegt.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Erst im Dezember traf Maximilian Götz seinen ehemaligen Gegner Lewis Hamilton. Da hatten sich die beiden Kumpels vergangener Zeiten eine Menge zu erzählen. Auch zu Nico Rosberg besteht ab und zu noch Kontakt. Besonders erfreut war Götz, als ihn im Formel-1-Fahrerlager mal von hinten Sebastian Vettel anstupste und sagte: „Komm, Maxi, wir trinken jetzt einen Kaffee.“

 

An Maximilian Götz kommen die Formel-1-Größen der Gegenwart nicht vorbei. Das liegt daran, dass Hamilton, Rosberg und Vettel mit dem gebürtigen Ochsenfurter auf der Kartbahn und in verschiedenen Nachwuchsklassen groß geworden sind. „Die drei Jungs, aber auch Robert Kubica und Paul di Resta – wir waren alle etwa eine Generation“, sagt Götz und lässt es sich in der Kantine des Mercedes-Tuners AMG in Affalterbach schmecken. Es gibt Linsen mit Spätzle. Doch den in schwäbischer Tradition gut gefüllten Teller schafft er nicht ganz und lässt ein Drittel übrig. Götz fährt in diesem Jahr ein DTM-Auto der Marke Mercedes. Auch deshalb will der Motorsportler fit bleiben.

Vettel wurde gehegt und gepflegt

Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Nico Rosberg kämpfen 2015 um die Formel-1-WM, während Götz mit 29 Jahren als Neueinsteiger in der Tourenwagenserie womöglich die letzte Chance im Rennzirkus erhielt. Warum aus Götz kein Formel-1-Star wurde, ist schnell beantwortet: nur die wenigsten schaffen es nach oben. Im Fußball ist das nicht anders. Hamilton wurde von dem McLaren-Chef Ron Dennis adoptiert, hinter Rosbergs Karriereplänen stand Vater Keke, und Vettel haben erst BMW und später das Red-Bull-Schwesterteam Toro Rosso als große Nachwuchshoffnung gehegt und gepflegt. So wie ein ganz feines Pflänzchen.

Auch der Vater von Maximilian Götz unterstützte seinen Sohn nach Kräften – doch für den Sprung nach oben fehlte das Geld. Mit dem Talent verhielt es sich da anders: Götz schlug Hamilton im Kartsport, und er versägte 2003 in der Formel BMW den Kollegen Vettel im Kampf um den Titel. Der Ochsenfurter wurde mit 259 Punkten Meister vor dem Heppenheimer, der als Zweiter auf 216 Zähler kam. „Also damals waren um mich herum schon Größen“, sagt Maximilian Götz und ist schon etwas stolz darauf, die Branchenriesen von heute vor vielen Jahren geschlagen zu haben. Nach den Linsen wird ihm noch ein Kaffee gereicht. Er wirkt zufrieden.

Maximilian Götz verspürt keinen Neid auf die ehemaligen und heute großen Gegner. Er ist schon froh, dass er wieder den Anschluss gefunden hat. Die im Vergleich zu seinen Formel-1-Kumpels doch eher zäh verlaufene Karriere befand sich ja fast schon am Ende. 2008 machte er als regulärer Pilot in der Formel-3-Euroserie mit, absolvierte aber nur die Hälfte der Rennen – 2009 startete er sogar überhaupt nicht. 2010 tastete er sich dann mit einem einzigen Rennen in der GT-Serie wieder heran, doch erst im Folgejahr ging es mit einem Mercedes SLS GT 3 wieder voll zur Sache. Wie es zu der Karrierelücke kommen konnte? Auch das ist schnell erzählt. Es war wie so oft. „Ich hatte keine Kohle.“

Der mühsame Weg zurück

Ziemlich mühsam kam er wieder ins Geschäft. Götz betreute einen Amateurfahrer, der sein Cockpit finanzierte, im Gegenzug hat er den Gönner gecoacht. Durch starke Ergebnisse im SLS tat sich irgendwann wieder ein Sponsor auf, aber vor allem wurde das DTM-Team von Mercedes auf ihn aufmerksam. Zur HWA-Mannschaft in Affalterbach bestand ohnehin seit Jahren ein gewisser Kontakt – Götz arbeitete für den Stern auch als Testfahrer. Nach überzeugenden Runden im DTM-Renner bei Probefahrten im vergangenen Jahr gab es dann den Zuschlag für ein DTM-Cockpit für die am 3. Mai in Hockenheim beginnende Saison 2015.

Der Vater von „Maxi“ Götz fuhr Bergrennen, wurde Europameister – doch als dessen Vater, also der Opa, unerwartet früh verstarb, war auch die Karriere des Herrn Papa am Ende, bevor sie richtig begann. Also versuchte dieser es noch einmal mit seinem Sohn Maximilian – „und es hat doch irgendwie geklappt“, sagt Maximilian Götz heute, dem als Kind bei DTM-Rennen „die Augen geöffnet“ wurden. Jetzt fährt er selbst mit. Und womöglich werden dort künftig seine Gegner große Augen kriegen. Wenn dem tatsächlich so ist: Sebastian Vettel und Lewis Hamilton, sie wissen, warum.