Bei der Motorworld haben die Bauarbeiten für das sechsstöckige Gebäude mit seinen 153 Zimmern begonnen. Rund 15 Millionen Euro kostet die neue Edelherberge für Automobilfans. Sie soll in eineinhalb Jahren eröffnet werden.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen/Sindelfingen - Das V 8 Hotel auf dem Flugfeld war im Prinzip von Anfang an zu klein. „Wir richten uns nach der Nachfrage“, sagt Simeon Schad. Deshalb ist jetzt der Bagger angerollt: Auf dem Schotterplatz neben dem Flughafengebäude aus dem Jahr 1928 zwischen Böblingen und Sindelfingen haben die Bauarbeiten für die Erweiterung des Themenhotels der Motorworld begonnen. „Allen Unkenrufen zum Trotz“ sei das Unternehmen eine Erfolgsgeschichte geworden, sagt der Hotelier über seinen vor sechs Jahren eröffneten Betrieb und das Automobilerlebniszentrum. Rund 15 Millionen Euro kostet der Neubau, der über 153 Zimmer verfügt und zum Jahreswechsel 2016/2017 fertig werden soll. Neben Businesskunden setzt Simeon Schad vor allem auf Touristen.

 

Mehr als 100 Millionen ins Flugfeld investiert

Der Bauunternehmer Andreas Dünkel hat damit gleich drei Baustellen auf dem Flugfeld: Parallel zum Hotel wird gerade auch das Empfangsgebäude und ein Restaurant-Neubau erstellt sowie das Porsche-Zentrum für die Hahn-Gruppe. Mehr als 100 Millionen Euro hat der Bauunternehmer aus Schemmerhofen im Landkreis Biberach in seine Motorworld auf dem Flugfeld investiert. Das Thema Automobil bestimmt natürlich auch die neue Edelherberge, die „V 8 Superior Hotel“ heißen wird und in der Kategorie vier Sterne plus angesiedelt ist. Im Erdgeschoss befindet sich nicht die Lobby, sondern eine Verkaufsfläche für Oldtimer und Sportwagen. Eine Etage höher ist die Rezeption untergebracht. Die Stockwerke zwei bis sechs sind den Gästezimmern vorbehalten.

Eine „moderne, klare Architektur“ verspricht der Bauherr mit einem „lichtdurchfluteten Atrium“, das vom Eingang bis zum Dach reicht. Es soll ein Frühstücksrestaurant geben, eine Bar und Tagungsräume. Von den 153 Zimmern werden 16 wie die 34 Zimmer im bestehenden V 8-Hotel mit Oldtimern und Automobilutensilien eingerichtet. Einfachere Doppelzimmer, aber auch Luxus-Suiten und komplette Apartments gehören ebenfalls zum Angebot. Der Einstiegspreis für ein Doppelzimmer liegt bei 135 Euro. Das neue V 8 Hotel Superior solle nicht ganz abgehoben sein, sagt Simeon Schad. Es solle „auf das vorhandene aufsetzen, es ergänzen und vielschichtiger werden und dadurch der Nachfrage gerecht werden“, erklärt der Hotelier. Bei Großveranstaltungen wie Verbandstagungen habe er mit seinen 34 Zimmern bislang nie punkten können, nennt er ein Beispiel.

Hinweisschild auf Martinskirche abbauen

Eine „unheimliche große Wertschöpfungskraft“ sieht Simeon Schad auch im Tourismus. Böblingen und Sindelfingen hätten dafür großes Potenzial: Allein die Motorworld ziehe jährlich 500 000 Besucher an, hinzu kommen 100 000 Menschen, die jedes Jahr das benachbarte Daimler-Werk besichtigen. Er fordert deshalb, das touristische Hinweisschild für die Sindelfinger Martinskirche an der A 81 abzumontieren und durch eines für die wahren Anziehungspunkte zu ersetzen: „Nachweislich verlässt niemand dafür die Autobahn.“ Die Martinskirche sei weder das Ulmer Münster noch der Kölner Dom. Das Daimler-Werk und die Motorworld seien dagegen „die beste und günstigste Wirtschaftsförderung für den Standort“. Denn Touristen würden eine enorme Kaufkraft mit sich bringen, betont der Hotelier.

Die passenden Zahlen dazu liefert Armin Dellnitz: Städte- und Freizeitreisende stellen bereits rund 30 Prozent an den Übernachtungsgästen in der Region Stuttgart. „Und die Tendenz geht deutlich nach oben“, sagt der Geschäftsführer von Stuttgart-Marketing. Das Automobil-Thema sei ein Alleinstellungsmerkmal, das die Region auszeichne. In Stuttgart und Umgebung könne nicht nur die Produktion, sondern auch die Geschichte des Automobils erlebt werden. „Das ist ein unglaublicher Wert“, sagt er. Projekte wie die Motorworld und ihr Hotelkonzept kann Armin Dellnitz nur loben: „Wenn sich Hotels so klar positionieren und das Thema aufgreifen und spielen, dann ist das toll und passt in diese Region.“