In dieser Hinsicht magischer Höhepunkt war die D-Dur-Einleitung zu Uriels Rezitativ „In vollem Glanze steiget jetzt die Sonne strahlend auf“. Die Tonleiterschichtung vom Pianissimo bis zum Sonnenaufgang war nicht nur ein Crescendo, ein Anschwellen der Lautstärke, sondern eine Ausdehnung durch Verdichten des Volumens. Rademann versteht es dazu, harmonische Strebewirkungen nachzuzeichnen. Kadenzen sind nicht Schnappverschlüsse, bei ihm wird die Spannung zwischen den Akkordmagneten erfahrbar.

 

Die Gächinger Kantorei war in glänzender Form, gut verblendet, doch immer licht im vierstimmigen Satz. Wunderbar in der Nummer „Und eine neue Welt“ der geradezu unbotmäßige tänzerische, leicht schunkelnde Rhythmus. Das gehörte zum Grundzug des Abends: seriöse Ironie. Immer ist deutlich, dass es um Erzähltes geht. Ironie ist bitter nötig in den Adam-und-Eva-Duetten des dritten Teils. René Pape, der Bass unserer Tage, hier wieder überragend, sang, die Eva der Annette Dasch im Augenwinkel, leicht lüstern „Wie labend ist der runden Früchte Saft“. Die Sopranistin, deren Stimme etwas träge einschwingt, hatte wiederholt Intonationstrübungen, auch hätte sie sich an Papes überragender Textdeutlichkeit ein Vorbild nehmen können, doch der Gestus zwischen Unschuld und Keckheit, das Leuchten im Ton passte auf den Punkt. Dritter im Bunde der sehr unterschiedlichen Solisten war der ernst dreinschauende Daniel Behle, dessen leichter Tenor sich aber bestens in die erstaunlich homogenen Ensembles einfügte. Herzlicher Jubel.