Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Tags drauf, also am Dienstag, traf sich das Gros der Teilnehmer im Stuttgarter Landtag wieder. Dorthin hatte der Wissenschaftsausschuss zu einer Anhörung geladen. Bemerkenswert dort neben der überfordernden Anzahl von neunzehn Referenten die noch dezidierter als am Vortag geäußerte Ablehnung Hartmut Hölls, der Mannheimer Popakademie den Hochschulstatus zu verleihen. Sodann das nachdringlich geäußerte Unbehagen des Rektors des Salzburger Mozarteums, dass international kein Mensch verstehen würde, wenn im Mutterland der Hochkultur ausgerechnet bei der Musikerausbildung geknapst würde. Hernach die Binsen, die der Popakademiegeschäftsführer Udo Dahmen drosch („Populäre Musik ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“). Sowie abschließend der Auftritt eines erfrischend in einem Trachtenjanker ans Rednerpult tretenden Direktors des Landesrechnungshofs, Andreas Knapp. Gewissermaßen in der Höhle des Löwens jubilierte er trocken ob einer völlig unerwarteten öffentlichen Resonanz, die seine Behörde auf einen Sparvorschlag bisher so noch nie erlebt habe, erwähnte noch kurz das bis dato nicht bekannte Monitum des Rechnungshofs, dass von zwölf in Baden-Württemberg studierenden Fagottlehrern elf der deutschen Zunge nicht mächtig seien – und dankte abschließend der Ministerin, dass sie in dieser Strukturreformdebatte „den leichtesten Weg nicht gegangen ist“.

 

Dass dieser Weg kein leichter sein wird, musste dann auch die etwas zerknirscht wirkende Ministerin in ihrem Schlussstatement einräumen. „Wie es weitergeht, müssen wir politisch drehen und wägen“, so Theresia Bauer. Offene Fragen bleiben hinreichend: Reizthemen wie die in den vergangenen zwei Tagen von verschiedensten Seiten immer wieder aufgebrachte Forderung nach Studiengebühren für ausländische Studenten, die im Ausland gang und gäbe sind, aber dem politischen Wunsch der grün-roten Landesregierung natürlich entgegenlaufen, die als eines ihrer Hauptwahlkampfversprechen just die Studiengebühr abgeschafft hat. Die erschütternd demotivierenden Perspektiven für die hoch qualifizierten Lehrbeauftragten an den Musikhochschulen, die zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig verdienen. Und natürlich die Frage, ob sich eine Landeshauptstadt eines der wohlhabendsten Staaten der Welt erlauben sollte, an ihrer Musikhochschule auf Zeitgenössisches zu verzichten. Eben diese Frage könnte künftig noch besser geregelt werden, wenn die dieser Tage peinlich stumm gebliebenen Spitzen der Stuttgarter Musikhochschule dazu auch mal ihr Wort dazu erhoben hätten.

Die Fortsetzung folgt jedenfalls – demnächst, am 27. September, abermals im Wissenschaftsausschuss, einen Monat darauf im maßgeblichen Finanzausschuss und an- und abschließend im Landtag. Der Ausgang ist offen, definitiv auch, was – trotz einiger Fingerzeige und ausgiebiger Debatten – die Zukunft des Jazz- und Popausbildungsstandorts Stuttgart betrifft.