Rund um die Fußball-WM 2006 in Deutschland sind Ungereimtheiten um eine Millionen-Zahlung des deutschen Organisationskomitees an die Fifa aufgetaucht. Das hat der DFB am Freitag selbst eingeräumt.

Frankfurt - Der große Fifa-Skandal droht nun auch den Deutschen Fußball-Bund zu erreichen. Am Freitag räumte der DFB in einer eigenen Pressemitteilung Ungereimtheiten um eine Millionen-Zahlung im Vorfeld der WM 2006 in Deutschland ein.

 

Dem DFB seien „Hinweise bekannt geworden, dass im April 2005 eine Zahlung des Organisationskomitees der WM 2006 in Höhe von 6,7 Millionen Euro an die Fifa geleistet wurde, die möglicherweise nicht dem angegebenen Zweck entsprechend verwendet wurde“, heißt es in der Erklärung. Eigentlich sollte das Geld für das Kulturprogramm der Fifa genutzt werden, mit dem seinerzeit fast 50 Kulturprojekte rund um die Weltmeisterschaft unterstützt wurden.

Wohin die Millionen tatsächlich geflossen sind, sei noch unklar. „Ein abschließendes Ergebnis liegt dazu noch nicht vor, die eingeleiteten Prüfungen dauern noch an“, teilte der Verband mit. Der DFB lässt ebenfalls prüfen, ob er gegebenenfalls Ansprüche auf eine Rückforderung des Geldes hat.

DFB ordnete intern Untersuchung WM-Vergabe an

Der Hintergrund des Falls: Im Zuge der weitreichenden Korruptions-Vorwürfe gegen den Weltverband hatte der DFB intern noch einmal eine Untersuchung der Vergabe der WM 2006 im eigenen Land angeordnet. „Im Rahmen seiner Prüfungen hat der DFB keinerlei Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gefunden. Ebenso wenig haben sich irgendwelche Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Stimmen von Delegierten im Zuge des Bewerbungsverfahrens gekauft wurden“, heißt es in der Presseerklärung.

Auch die ominösen 6,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2005 hätten „in keinem Zusammenhang mit der bereits rund fünf Jahre zuvor erfolgten Vergabe“ gestanden.

Laut einem Bericht von „Sueddeutsche.de“ wurde allerdings schon bei dem jüngsten Krisen-Treffen der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in der Schweiz „viel geraunt über mögliche Fifa-Enthüllungen, die sich mal wieder auf Vergaben von Weltmeisterschaften beziehen sollen“.

Zwanziger fordert Rücktritt des Exekutivkomitees

Bemerkenswert ist auch, dass Wolfgang Niersbach als amtierender DFB-Präsident interne Untersuchungen über Zahlungen eines Komitees in Auftrag gegeben hat, dem er seinerzeit als geschäftsführender Vizepräsident und Medienchef selbst angehört hat. Präsident des Organisationskomitees war Franz Beckenbauer, als erster Vize-Präsident fungierte der langjährige DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt.

Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger fordert derweil den kompletten Rücktritt des Exekutivkomitees der Fifa. Der skandalumwitterte Weltverband befinde sich „in der Hand der Staatsanwaltschaften und in der Hand des FBI“, sagte Zwanziger dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und betonte: „Die verbliebenen, nicht suspendierten Mitglieder des Exekutivkomitees müssen geschlossen zurücktreten.“ Dazu zählt auch Zwanzigers Nachfolger als DFB-Chef und Exekutivmitglied, Wolfgang Niersbach.

Der Fußball-Weltverband will die Ungereimtheiten um den Erhalt einer Millionen-Zahlung des deutschen Organisationskomitees für die WM 2006 nicht kommentieren und hat den Fall an die Audit- und Compliance-Kommission weitergeleitet. Das teilte die Fifa am Freitag mit.