Die französische Tageszeitung „Le Parisien“ verzichtet im laufenden Präsidentschaftswahlkampf darauf, politische Umfragen in Auftrag zu geben. Fehleinschätzungen etwa beim Brexit-Votum in Großbritannien hatten Debatten über die Aussagekraft von Meinungsumfragen ausgelöst.

Paris - Die französische Tageszeitung „Le Parisien“ verzichtet im laufenden Präsidentschaftswahlkampf darauf, politische Umfragen in Auftrag zu geben. „Die Schwierigkeit und das Problem mit den Umfragen ist auch die Art, wie wir Medien sie benutzen“, sagte Redaktionsleiter Stéphane Albouy am Dienstag dem Sender France Inter. Das permanenten Umfrage-Rennen führe von den Themen weg.

 

Pause einlegen

Seine Redaktion wolle deshalb eine Umfrage-Pause einlegen und sich stattdessen auf Recherchen „vor Ort“ konzentrieren. Albouy begründete dies auch damit, dass den Medien teilweise Realitätsferne vorgeworfen werde. Er schloss aber nicht aus, die Ergebnisse von Umfragen anderer Medien zu kommentieren.

Fehleinschätzungen etwa beim Brexit-Votum in Großbritannien hatten Debatten über die Aussagekraft von Meinungsumfragen ausgelöst. Albouy betonte aber, die Entscheidung sei keine Kritik an den Methoden der Umfrageinstitute, sondern an der Art, wie die Medien Umfrageergebnisse nutzten. Die Zeitung, die außerhalb der Hauptstadtregion unter dem Namen „Aujourd’hui en France“ erscheint, hat eine Auflage von etwa 340 000 Exemplaren.