Die von den Türken unterstützte neue Lokalverwaltung ist vollständig von Ankara abhängig. Sicherheit, Haushaltsmittel, Gesundheitsversorgung – alles wird von der Türkei organisiert und bezahlt. Auf einem Mast auf dem Verwaltungsgebäude weht ganz oben die türkische Fahne und darunter die Flagge der syrischen FSA.

 

Manchen Einwohnern auf dem Platz vor dem türkischen Hauptquartier ist das ganz recht so. „Als die Kurden kamen, bin ich abgehauen“, sagt Omar Arras, ein 30-jähriger Student der Zahnmedizin, der sich als Ausfahrer von Medikamenten durchschlägt. Wie andere junge Männer befürchtete er, von der YPG zwangsrekrutiert und an die Front geschickt zu werden. Diese Furcht trieb auch Omars Freund Mohammed aus der Stadt. Erst als die Türken in Afrin einrückten, kehrten die beiden heim. An einen Abzug der Türken wollen sie überhaupt nicht denken, denn ohne die militärische Präsenz Ankaras könnte die YPG zurückkehren. „Wenn die Türken gehen, gehe ich auch“, sagt Omar.

In den Läden vor der türkischen Residenz, die von den einfachen Leuten der Palast genannt wird, versuchen die Menschen, zur Normalität zurückzukehren. Ein Geschäft bietet Hühner an, die in Käfigen auf der Straße stehen, die Regale einer Apotheke sind gut bestückt. Es gibt Obst- und Lebensmittelhändler, Imbissbuden und eine Bäckerei. Doch das Leben auf dem Marktplatz spielt sich unter den Augen der bewaffneten türkischen Soldaten ab, die den ausländischen Reportern freundlich, aber bestimmt klarmachen, dass sie nicht in die Seitengassen des Stadtzentrums gehen sollten. „Da könnte es Probleme geben“, sagt ein Behördenvertreter aus der Türkei.

Die ersten Schulen sind wieder offen

Erst wenige Tage vor dem Besuch der Presse hatte es ein solches „Problem“ gegeben: Bei einem Autobomben-Anschlag vorige Wochen starben im Stadtzentrum von Afrin mindestens zehn Menschen. Zu der Tat bekannte sich eine militante Kurdenorganisation namens Afrin-Falken, eine Splittergruppe aus dem Umfeld der YPG. „Die Leute haben Angst“, sagt ein 22-jähriger Kurde, der in einer Bäckerei arbeitet. „Überall gehen Bomben hoch.“ Über die YPG mag er nichts Schlechtes sagen: „Die ließen uns in Ruhe.“ Der türkische Anspruch, Frieden und Sicherheit nach Afrin gebracht zu haben, kollidiert mit der Wirklichkeit. So sagt ein Beamter aus Ankara, türkische Ingenieure hätten die Wasserversorgung wiederhergestellt, doch ein paar Meter vom Palast entfernt hört sich das anders an. So beschwert sich der junge Kurde in der Bäckerei: „Früher gab es zweimal die Woche eine Stunde lang Wasser, heute alle zehn Tagen einmal.“

Von Tag zu Tag werde das Leben besser, sagt dagegen der 31-jährige Mohammed, Mitglied im neuen Stadtrat von Afrin, der nach dem türkischen Einmarsch gebildet wurde. Die Schulen in der Stadt seien wieder offen, betont er. Türkische Regierungsvertreter sprechen von einem Modell Dscharablus für die Zukunft von Afrin. In der syrischen Grenzstadt Dscharablus ist seit zwei Jahren eine von der Türkei ausgebildete Polizeitruppe im Einsatz. Seit 2016 haben sich in Dscharablus nach türkischen Regierungsangaben rund 200 000 syrische Flüchtlinge aus der Türkei angesiedelt. Sogar ein türkisches Postamt gibt es dort.

Die von den Türken unterstützte neue Lokalverwaltung ist vollständig von Ankara abhängig. Sicherheit, Haushaltsmittel, Gesundheitsversorgung – alles wird von der Türkei organisiert und bezahlt. Auf einem Mast auf dem Verwaltungsgebäude weht ganz oben die türkische Fahne und darunter die Flagge der syrischen FSA.

Manchen Einwohnern auf dem Platz vor dem türkischen Hauptquartier ist das ganz recht so. „Als die Kurden kamen, bin ich abgehauen“, sagt Omar Arras, ein 30-jähriger Student der Zahnmedizin, der sich als Ausfahrer von Medikamenten durchschlägt. Wie andere junge Männer befürchtete er, von der YPG zwangsrekrutiert und an die Front geschickt zu werden. Diese Furcht trieb auch Omars Freund Mohammed aus der Stadt. Erst als die Türken in Afrin einrückten, kehrten die beiden heim. An einen Abzug der Türken wollen sie überhaupt nicht denken, denn ohne die militärische Präsenz Ankaras könnte die YPG zurückkehren. „Wenn die Türken gehen, gehe ich auch“, sagt Omar.

In den Läden vor der türkischen Residenz, die von den einfachen Leuten der Palast genannt wird, versuchen die Menschen, zur Normalität zurückzukehren. Ein Geschäft bietet Hühner an, die in Käfigen auf der Straße stehen, die Regale einer Apotheke sind gut bestückt. Es gibt Obst- und Lebensmittelhändler, Imbissbuden und eine Bäckerei. Doch das Leben auf dem Marktplatz spielt sich unter den Augen der bewaffneten türkischen Soldaten ab, die den ausländischen Reportern freundlich, aber bestimmt klarmachen, dass sie nicht in die Seitengassen des Stadtzentrums gehen sollten. „Da könnte es Probleme geben“, sagt ein Behördenvertreter aus der Türkei.

Die ersten Schulen sind wieder offen

Erst wenige Tage vor dem Besuch der Presse hatte es ein solches „Problem“ gegeben: Bei einem Autobomben-Anschlag vorige Wochen starben im Stadtzentrum von Afrin mindestens zehn Menschen. Zu der Tat bekannte sich eine militante Kurdenorganisation namens Afrin-Falken, eine Splittergruppe aus dem Umfeld der YPG. „Die Leute haben Angst“, sagt ein 22-jähriger Kurde, der in einer Bäckerei arbeitet. „Überall gehen Bomben hoch.“ Über die YPG mag er nichts Schlechtes sagen: „Die ließen uns in Ruhe.“ Der türkische Anspruch, Frieden und Sicherheit nach Afrin gebracht zu haben, kollidiert mit der Wirklichkeit. So sagt ein Beamter aus Ankara, türkische Ingenieure hätten die Wasserversorgung wiederhergestellt, doch ein paar Meter vom Palast entfernt hört sich das anders an. So beschwert sich der junge Kurde in der Bäckerei: „Früher gab es zweimal die Woche eine Stunde lang Wasser, heute alle zehn Tagen einmal.“

Von Tag zu Tag werde das Leben besser, sagt dagegen der 31-jährige Mohammed, Mitglied im neuen Stadtrat von Afrin, der nach dem türkischen Einmarsch gebildet wurde. Die Schulen in der Stadt seien wieder offen, betont er. Türkische Regierungsvertreter sprechen von einem Modell Dscharablus für die Zukunft von Afrin. In der syrischen Grenzstadt Dscharablus ist seit zwei Jahren eine von der Türkei ausgebildete Polizeitruppe im Einsatz. Seit 2016 haben sich in Dscharablus nach türkischen Regierungsangaben rund 200 000 syrische Flüchtlinge aus der Türkei angesiedelt. Sogar ein türkisches Postamt gibt es dort.

Von Stabilität ist nicht zu reden

In Afrin läuft die Polizeiausbildung noch. Rund 2000 syrische Polizisten sind schon auf den Straßen der Gegend im Dienst, weitere 2000 sollen folgen. Aber was kann eine Ordnungstruppe aus unerfahrenen jungen Männern wie Hossein gegen bewaffnete Milizionäre ausrichten, die eigene Straßensperren errichten und mit dem Sturmgewehr auf der Schulter mit Mopeds durch die Gegend fahren? Eine rasche Heimkehr der Türken mit ihrer militärisch überlegenen Armee würde in Afrin ein gefährliches Vakuum hinterlassen.

Angesichts der Schwierigkeiten sieht sich der türkische Außenamtssprecher Hami Aksoy gezwungen, die Erwartungen an einen raschen Abzug der Türken herunterzuschrauben. Er wolle nicht von einem Rückzug innerhalb von Wochen sprechen.

Von Stabilität ist die Region noch weit entfernt. In der Nähe des türkischen Grenzübergangs Öncüpinar, rund 40 Kilometer nordöstlich von Afrin, lagern Tausende Syrer in Zelten und notdürftigen Verschlägen auf Olivenfeldern und Äckern und warten auf eine Chance, sich in der Türkei in Sicherheit zu bringen. Bis die Menschen ihre Sicherheit einheimischen Hilfspolizisten wie Hossein anvertrauen, wird noch einige Zeit vergehen.