Das Haus in der Grabenstraße, das am Montag in der Sindelfinger Innenstadt gebrannt hat, wird komplett entkernt. Auch ein Sportgeschäft am Wettbachplatz bleibt weiter geschlossen.

Sindelfingen - Ferit Sarikaya macht mit seiner Truppe klar Schiff. Einen Container nach dem anderen füllen seine Männer mit verkohlten Holz- und Kunststoffteilen, mit Ruß und Schutt. „Wir sind seit Mittwoch mit zehn Leuten hier“, sagt Sarikaya, Vorarbeiter bei der Firma DS Brand- und Wasserschadenssanierung aus Holzgerlingen. Noch mit mindestens drei Wochen Arbeit rechnet er in dem Haus in der Sindelfinger Grabenstraße, wo in der Nacht zum Montag ein Feuer, das laut der Polizei von Unbekannten gelegt wurde, einen Millionenschaden anrichtete. „Wir müssen im gesamten Haus die Decken, Böden und Wände abtragen. Das Haus wird komplett entkernt, auch der Dachstuhl abgebaut.“

 

Im Moment gehe man davon aus, dass das Gebäude nicht abgerissen werden müsse, sondern saniert werden könne. Allerdings müssten die Statiker noch ihr Urteil abgeben, sagt Robert Klotz. Der Inhaber eines Sportgeschäfts am Wettbachplatz war auch von dem Brand betroffen. „Nachts um 1 Uhr hat mich meine Frau geweckt. Wir haben die Kinder geschnappt und sind rausgerannt.“ Klotz hatte Glück. Sein Hauptgebäude blieb nahezu vom Feuer verschont. Allerdings gelangte Löschwasser in sein Sportgeschäft, das deshalb geschlossen bleibt. Mitarbeiter der Firma DS sind auch dort zu Gange. „Die Brandschutztüre muss erneuert und der Teppichboden ausgetauscht werden“, sagt Klotz. Er hofft, dass er in der kommenden Woche seinen Laden wieder öffnen kann.

Manche Wohnungen sind komplett ausgebrannt

Viel schlimmer getroffen hat es Robert Klotz’ Bruder Felix. Er ist einer der Eigentümer des Brandhauses in der Grabenstraße. Auch er selbst wohnte dort und kann wie die anderen 15 Bewohner zunächst nicht in das Haus zurück. „Meinem Bruder geht es ziemlich schlecht“, sagt Klotz. „Sie müssen sich vorstellen, die Leute haben alles verloren. Manche stehen ohne jeden Ausweis da.“

Der Schaden in den Wohnungen sei recht unterschiedlich. „Manche sehen aus, als ob man nur den Boden abschleifen müsste. Andere sind komplett ausgebrannt.“ Die meisten Bewohner seien bei Bekannten oder in städtischen Unterkünften untergekommen. „Einem alleinstehenden Mann haben wir eine leer stehende Wohnung in unserem Haus überlassen, die renoviert werden sollte“, sagt Klotz. Wie lange es dauert, bis das Brandhaus saniert ist, dazu mag er keine Schätzung abgeben.

Klotz kann sich nicht vorstellen, dass die Summe von einer Million Euro, die die Polizei genannt hat, tatsächlich der Schadenshöhe entspricht. Auch in seinem Sportgeschäft steht der Umfang noch nicht fest. „Wir lassen im Moment alle unsere Textilien daraufhin überprüfen, ob der Rauch sie beschädigt hat.“

Beträchtlich sind in jedem Fall die Kosten des Einsatzes von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) „Wir haben allein 15 000 Euro Kosten für Materialien und für Schäden an unseren Geräten“, sagt Rainer Just, der stellvertretende Kommandant der Sindelfinger Gesamtwehr. Hinzu kämen die Lohnersatzleistungen für die 230 Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis. Deren Höhe steht noch nicht fest. Doch Just rechnet mit deutlich mehr als den 15 000 Euro, die bei einem Großbrand im Hochhaus der Friedrich-Ebert-Straße im vergangenen Jahr angefallen sind. „Damals waren nicht so viele Leute so lange im Dauereinsatz. Zudem fiel der Löscheinsatz auf den Freitagnachmittag. Da haben viele schon Feierabend.“ Hinzu kämen außerdem noch die Kosten für die Helfer der THW und des Roten Kreuzes.

Schwieriger Einsatz der Feuerwehr

Der Einsatz in der Grabenstraße sei äußerst diffizil gewesen, sagt Just. „Feuerwehrleute in voller Montur und mit Atemschutzgeräten haben das Dach aufgesägt, sich dort durch die Lücke reingezwängt und gelöscht.“ So habe man ein Überspringen auf die anderen Dächer in der dicht bebauten Altstadt verhindern können. „Das ist sehr personalintensiv. Denn die Leute können nur 20 Minuten am Stück arbeiten. Dann muss gewechselt werden.“

Robert Klotz, der den Einsatz die ganze Nacht verfolgte, ist beeindruckt von der Leistung der Helfer. „Das war top.“ Nun sind die Feuerwehrleute damit beschäftigt, die Geräte und Schläuche zu reinigen und zu reparieren. Am Freitag war Schlauchwaschtag. 200 Schläuche von Wehren aus dem gesamten Kreis Böblingen wurden in den speziellen Werkstätten in Sindelfingen und Leonberg gewaschen.