Der badische evangelische Landesbischof hat persönlich eingegriffen, um die Abschiebung eines zum Christentum konvertierten Flüchtlings zu verhindern. Auch seine Amtskollegen sind zufrieden.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Der Bischof ist erfreut, dass es gelungen ist, die Abschiebung des zum Christentum konvertierten Flüchtlings zu verhindern“, sagt Daniel Meier, der Sprecher der evangelischen Landeskirche in Baden. Sein Chef Jochen Cornelius-Bundschuh hat sich am Mittwoch persönlich eingeschaltet. „Es wurden Gespräche mit verantwortlichen Politikern geführt“, sagt Meier. Konkreter will er nicht werden.

 

Klar ist freilich, dass Cornelius-Bundschuh keinen Alleingang, sondern fast eine konzertierte Aktion startete. Er stimmte sich eng mit dem katholischen Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg ab. Dieser signalisierte seinem evangelischen Amtsbruder, bei Bedarf auch selbst aktiv zu werden. Auch der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July war eingebunden. Er sei dankbar für Cornelius-Bundschuhs Engagement, betont July nun. Die Federführung für den kirchlichen Einsatz habe in Baden gelegen, weil der evangelisch getaufte Afghane zu einer badischen Kirchengemeinde in Sinsheim gehöre. „Wir hatten große Sorge, dass seine Sicherheit in Afghanistan nicht gewährleistet ist“, sagt Meier. Schließlich drohe Menschen, die vom Islam zum Christentum übergetreten seien, dort die Todesstrafe.

Die Bischöfe bleiben bei ihrer Kritik zurückhaltend

Ansonsten bleiben die Bischöfe bei ihrer Kritik an den jüngsten Abschiebungen zurückhaltend. „Wir stellen uns hinter die Erklärung des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm“, heißt es aus Karlsruhe. Der oberste Repräsentant der Protestanten in Deutschland hatte kürzlich betont, Abschiebungen nach Afghanistan blieben problematisch. Und Erzbischof Burger betont ebenfalls, es solle stets der Einzelfall untersucht werden. Dabei müsse auch die Religion des Betroffenen im Blick sein, genau wie die Lage der Religionsfreiheit in dem jeweiligen Land. Deutlicher wird die baden-württembergische Caritas. Die Abschiebungen seien angesichts der Sicherheitslage am Hindukusch nicht zu verantworten, heißt es in einer Erklärung.

Die Kirchen treten ferner dem Eindruck entgegen, dass Bekehrungen genutzt werden, um persönlich den Schutz vor Abschiebung zu erhöhen. Die Taufvorbereitungen seien langwierig. Die Ernsthaftigkeit des Bekehrungswillens sei dabei stets im Blick. Zudem seien diese Religionswechsel selten. Die Zahlen steigen zwar, aber auf niedrigem Niveau. So wurden im Rottenburger Ordinariat 2015 acht Taufanträge von Muslimen genehmigt, im Jahr 2016 waren es bis Juli immerhin 16.