Christoph Rickels wurde im September 2007 Opfer einer Gewalttat und lag vier Monate im Koma. Seitdem ist er halbseitig spastisch gelähmt und zu 80 Prozent schwerbehindert. Nun klärt er Menschen über Gewalt auf: Am Samstag hält er in Stuttgart einen Vortrag.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)
Stuttgart - - Wer mit Christoph Rickels telefoniert, bemerkt deutlich seine Sprachprobleme. Im September 2007 erhielt der gebürtige Ostfriese einen Schlag auf die Schläfe und lag vier Monate im Koma. Seitdem ist er halbseitig spastisch gelähmt und zu 80 Prozent schwerbehindert. Aufgrund dieser Tat hat er es sich zur Aufgabe gemacht, anderen eine solche Erfahrung zu ersparen und klärt Menschen über Gewalt auf. Derzeit ist er im Raum Stuttgart unterwegs.
Herr Rickels, Sie sind derzeit jeden Tag an einer anderen Schule und geben Gewaltpräventionskurse, obwohl es Sie sehr anstrengt. Warum tun Sie sich dies an?
Vor fünf Jahren hat die Lehrerin meiner Cousine mich gefragt, ob ich einmal in den Unterricht kommen möchte und über Gewalt sprechen will. Sie wusste, dass ich durch eine Gewalttat schwer verletzt worden war. Ich hatte anfangs große Bedenken, wie die Schüler auf mich reagieren würden. Doch die Resonanz war so positiv, dass ich damit weitermachen wollte. Seitdem bin ich in ganz Deutschland unterwegs und halte Vorträge.
Sind die Reaktionen der Schüler immer so positiv wie sie beim ersten Mal waren?
Ja. Ich habe noch nie etwas Negatives gespürt. Das ist auch die größte Motivation für mich, täglich woanders zu sprechen.
Wie laufen die Vorträge etwa ab?
Ich versuche die Vorträge sehr locker zu gestalten. Kinder und Jugendliche wollen gerne cool sein und Gewaltprävention ist nicht das coolste Thema. Daher arbeite ich viel mit Videos und Musik. Ich war früher Musiker und zeige auch ehemalige Aufnahmen, auf denen man meine Stimme hören kann. Dadurch kann ich die Veränderung, die beispielsweise meine Stimme durch die Tat erlitten hat, deutlich machen. Und die Jugendlichen dürfen mich natürlich alles fragen, was sie möchten.
Gibt es eine Frage, die immer wieder kommt?
Ja, die Frage ob ich den Täter, der mich damals geschlagen hat, jemals wiedergesehen habe. Ich habe ihn einmal vor Gericht wiedergesehen, eine ehrliche Entschuldigung kam jedoch bis heute noch nicht.