Immer mehr Deutsche wären gern umweltfreundlich unterwegs. Doch nur die wenigsten setzen diesen Wunsch auch um.

Hawaii, Dominikanische Republik, Malediven: Die Welt hat viele Orte zu bieten, die dem Bild eines perfekten Urlaubsorts entsprechen. Neben Palmen, Sonne und Traumstränden haben diese aber noch etwas gemeinsam: Sie sind fast nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Und somit nicht besonders umweltfreundlich. mm Ein Kriterium, das für viele Reisende immer wichtiger wird, weiß Dirk Dunkelberg, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands (DTV). „Viele Deutsche würden gerne nachhaltiger verreisen“, sagt Dunkelberg. Das legt auch eine Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) nahe. Nach ihr legt rund ein Drittel der Befragten Wert darauf, möglichst umweltfreundlich zu verreisen. Rund 42 Prozent wünschen sich zudem, dass ihr Reiseveranstalter nachhaltig agiert. Tatsächlich verreisen weniger als ein Prozent der Deutschen nachhaltig. Das liegt zum einen an mangelnder Information - die meisten Reisebüros informieren ihre Kunden nicht von sich aus über umweltverträglichere Alternativen. Oft scheitert es auch daran, dass nicht ausreichend Angebote vorhanden sind. „Hier kann der Tourismusbetrieb noch aufholen“, sagt Dunkelberg. Doch auch der Einzelne kann seinen Urlaub grüner gestalten:

 

Auf Flugreisen verzichten

Emissionsfreie Flüge zwischen Berlin und Reykjavík ab dem Jahr 2021: Noch gehören Meldungen wie diese der Kategorie Aprilscherz an. Eine technische Lösung für das CO 2 -freie Fliegen ist in absehbarer Zukunft nicht in Sicht - leider. Denn Flugreisen sind nach wie vor die größte Umweltsünde, die Touristen begehen: Wer vom Flughafen Stuttgart-Echterdingen nach New York fliegt, pumpt 3721 Kilogramm CO 2 in die Luft. Das ist mehr als doppelt so viel, wie ein Mensch in Indien in einem Jahr verbraucht: Die durchschnittliche Pro-Kopf-Emission liegt dort bei rund 1600 Kilogramm CO 2 . In Deutschland liegt der Verbrauch bei etwa 11,5 Tonnen pro Jahr - nachhaltig wären maximal 3,5 Tonnen. Dabei entfällt der größte Anteil der Emissionen mit rund 24 Prozent auf Heizen und Strom. Es folgen Mobilität (23 Prozent) und Ernährung (13 Prozent). Der Tourismus steht, global gesehen, für nur fünf Prozent der Treibhausemissionen - davon entfallen allerdings schon 40 Prozent auf den Flugverkehr. Das Erstaunliche daran: Nur fünf Prozent der Weltbevölkerung fliegen regelmäßig. Mehr als 90 Prozent haben noch nie ein Flugzeug betreten. Bis 2050 soll der Flugverkehr ein Viertel der globalen Emissionen ausmachen. Ein Wandel zu einer nachhaltigeren Welt hänge daher auch vom Tourismus ab, sagt Antje Monshausen vom Informationsdienst „Tourism Watch“: „Noch gefährdet der ressourcenintensive Tourismus eine nachhaltige Entwicklung eher, als dass er sie fördert.“ Wer eine Flugreise nicht vermeiden kann, hat die Möglichkeit, das bei seinem Flug angefallene CO 2 durch eine Zahlung an eine Klimaschutzorganisation wie „Atmosfair“ oder „My Climate“ zu kompensieren.

Verlierer des Klimawandels

Während vor allem die Bürger wohlhabender Industrienationen Fernreisen unternehmen, sind es die von ihnen besuchten Inselstaaten, die unter den langfristigen Folgen des Flugverkehrs leiden. „Inselgruppen wie die Kleinen Antillen sind schon heute vom Klimawandel betroffen“, sagt etwa der Nachhaltigkeitsforscher Stefan Gössling von der Universität Lund in Schweden. „Wegen häufigeren Regenfalls bleiben dort die Touristen aus.“ Inselstaaten wie die Malediven sind daneben vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht: Ihre höchste Erhebung liegt bei nur bei 2,4 Metern. Steigt der Meeresspiegel weiter, werden die Inseln bis 2100 zum Großteil überflutet sein.

Nachhaltig wohnen

Nach Flugreisen sind Hotels der zweitwichtigste Emissionsgrund im Tourismusgewerbe. Hier schlagen vor allem die Beheizung und Klimaanlagen negativ zu Buche. In diesem Bereich sind Destinationen und Hotelbetreiber gefordert - Reisende können aber darauf achten, ob ihre Unterkunft mit einem Ökosiegel zertifiziert ist. Wem es darüber hinaus auch wichtig ist, dass die Angestellten der Unterkunft angemessen entlohnt werden, kann sich an dem CSR-Siegel der gemeinnützigen Gesellschaft Tour Cert orientieren: Dieses bewertet nicht nur die Umwelt-, sondern auch die Sozialverträglichkeit von Reiseveranstaltern, Reisebüros und Hotels. Individuell Reisende, die eine Unterkunft über die Wohnungsplattform Airbnb gebucht haben, sollten außerdem sicherstellen, dass sie mit ihrer Buchung nicht die professionelle Zweckentfremdung von Privatwohnungen unterstützen.

Tipps für unterwegs

Mehr Abwechslung als das Hotelessen bieten lokale Restaurants. Ein weiterer Pluspunkt: Mit dem Auswärtsessen unterstützt man auch die einheimische Bevölkerung. Umweltfreundlich von einem Ort zum anderen kommt man - wie zu Hause auch - mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad. Meist ist man damit auch günstiger unterwegs als mit dem Taxi. Die Freizeitaktivitäten richten sich nach örtlichen Voraussetzungen: Golf spielt man besser in Schottland als in Dubai, Ski fährt man im Winter statt im Frühling. Schöne und individuelle Souvenirs findet man zum Beispiel bei lokalen Kunsthandwerkern - dabei darauf achten, keine Gegenstände aus geschützten Tier- oder Pflanzenarten zu kaufen. Und nicht zuletzt: Sich über das Reiseland informieren und ein paar Worte in der Landessprache lernen lohnt sich auf jeden Fall. Das eröffnet oft ungeahnte Möglichkeiten.