Baumot hat seit 2011 einige Millionen Euro in die Entwicklung von BNOx gesteckt, das weltweit in etwa 100 Nutzfahrzeugen im Einsatz ist. Aus diesem Geschäft kommt Baumot, genauer gesagt aus dem Baumaschinenbereich – worauf der Name hindeutet, der für Baumaschinen und Motoren steht. Der Vorteil, auf den das Unternehmen setzen kann: „Bei Baumaschinen geht es um kurze Einsätze und um kalte Temperaturen. Das ist mit Blick auf Abgas die Höchststrafe“, sagt Hausser. Personenwagen hatten die Entwickler eigentlich nicht auf dem Radar. „Wir sind davon ausgegangen, dass eine Nachrüstung hier kein Thema sein würde“, sagt Hausser. „Aber dann kam der Fall Volkswagen.“

 

Die Investoren haben Druck gemacht

Schneller als bei Personenwagen geht es gegenwärtig bei Nutzfahrzeugen voran. In London hat Baumot gerade zusammen mit drei weiteren Anbietern von der Dachorganisation für die Koordination der Verkehrssysteme der Stadt, Transport for London (TfL), den Auftrag für die Umrüstung von 5800 Stadtbussen auf Euro 6 bis 2019 erhalten. Hausser hofft auf Folgeaufträge in England, zum Beispiel in Birmingham, und auf ähnliche Projekte in Deutschland. Baumot stellt die Abgasreinigungssysteme nicht selbst her, sondern konzentriert sich auf die Entwicklung in Zusammenarbeit mit Partnern und hält dann die Patente. Die Produktion übernehmen Auftragsfertiger.

Mit diesem Geschäftsmodell hat das Management die Lehren aus der Vergangenheit gezogen, als der Nachrüstboom für die ersten Katalysatoren und für Partikelfilter zu Ende ging. „Die Nachrüstbranche hat extrem harte Zeiten hinter sich. In den zurückliegenden fünf Jahren ist der Markt stark geschrumpft“, sagt Hausser. Auch die Investoren machten Druck auf Baumot, sich stärker Zukunftsthemen wie der Elektromobilität zuzuwenden Das Ergebnis der Strategiediskussion: „Wir haben uns dann entschieden, nach einem Engineering-Dienstleister mit Schwerpunkt in der Motorenentwicklung Ausschau zu halten, der mit innovativen Themen wie dem autonomen Fahren und der Sensorerprobung umgehen kann“, berichtet Hausser.

Für Kontec in Korntal-Münchingen wird ein Käufer gesucht

Die Wahl fiel 2015 auf das Unternehmen Kontec in Korntal-Münchingen, das jedoch schnell durch den VW-Dieselskandal in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Der Diesel ist in Verruf geraten, und deshalb werden jetzt Dieselmotoren, die eigentlich noch geplant waren, nicht mehr entwickelt“, erläutert der Baumot-Chef. „Da waren auch bei Kontec auf einmal die Prüfstände leer, weil mehrere Entwicklungsaufträge storniert wurden.“ Außerdem kürzten viele Autobauer die Budgets für externe Dienstleister wie Kontec.