Das Ludwigsburger Familienunternehmen Mann+Hummel baut sein weltweites Filtergeschäft aus. Mit der Übernahme des US-Konzerns Affinia steigt der Umsatz um ein Drittel auf 3,7 Milliarden Euro. Die Finanzierung des Geschäfts ist unklar.

Stuttgart - Unter den Autozulieferern steht die nächste Großfusion an: Der Filterspezialist Mann+Hummel übernimmt den US-Konkurrenten Affinia. Mann+Hummel habe eine „bindende Vereinbarung zur Übernahme des weltweiten Filtergeschäfts der Affinia-Group unterzeichnet“, teilten beide Unternehmen am Montag mit. Damit steigt der Umsatz des Ludwigsburger Familienunternehmens um umgerechnet rund 900 Millionen Euro auf etwa 3,7 Milliarden Euro und die Zahl der Mitarbeiter um gut 4000 auf 20 000. Die Ludwigsburger werden zudem zwölf Niederlassungen übernehmen; die beiden größten Werke befinden sich dabei in Polen und in den USA. In Deutschland ist Affinia nicht vertreten. Verkäufer ist der Finanzinvestor Cypress Capital.

 

Mit dem Abschluss der Übernahme werde zum ersten Quartal 2016 gerechnet, sagte ein Sprecher von Mann+Hummel. Der Aufsichtsrat habe der Übernahme bereits zugestimmt. Damit wird Mann+Hummel seine Stellung im Filtergeschäft weiter ausbauen. Dieser Markt ist sehr fragmentiert. Die fünf größten Unternehmen weltweit zusammen bringen es auf einen Marktanteil von gerade mal 15 Prozent. Mann+ Hummel sei mit einem Anteil von 3,9 Prozent dabei Marktführer, haben die Marktforscher von Freedonia errechnet.

Keine Angaben zur Finanzierung

Über den Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart, sagte der Sprecher. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters soll er bei 1,3 Milliarden Dollar (rund 1,2 Milliarden Euro) liegen; darin enthalten sei die Übernahme von Schulden in Höhe von 800 Millionen Dollar. Der Sprecher wollte diese Zahlen nicht kommentieren. Er äußerte sich auch nicht dazu, wie das Unternehmen, das eine Eigenkapitalquote von gut 36 Prozent hat, den Zukauf finanziert.

Die Kompetenzen und die Kundenbeziehungen der beiden Unternehmen würden sich hervorragend ergänzen, heißt es in der Mitteilung. Affinia verkauft seine Produkte unter den Namen Wix und Filtron und ist auf das Ersatzgeschäft mit Öl-, Kraftstoff-, Hydraulik- und Kühlmittelfilter spezialisiert – ein Geschäft, in dem höhere Margen erzielt werden. Mann+Hummel ist stark in der Erstausrüstung. „Diese Übernahme passt perfekt in unsere Unternehmensstrategie. Sie gibt uns die Möglichkeit zu weltweitem Wachstum und bietet allen unseren Mitarbeitern großartige Chancen für ihre Weiterentwicklung“, sagt Alfred Weber, der Chef von Mann+Hummel, zur Übernahme. Durch diese erhalte Mann+Hummel Zugang zu Marktsegmenten wie Hydraulikfiltern sowie dem Schwerlastbereich in den USA, wozu nicht nur Lkw, sondern auch Diesel im Bergbau sowie Stromgeneratoren gehören. Damit könnten die Ludwigsburger künftig ein umfassendes Portfolio bieten, das von Filtern für Pkw, Lkw, Bau- und Landmaschinen bis hin zu Lösungen für Industrie- und Hydraulikanwendungen reiche, sagte Weber weiter.

Affinia ist 2004 entstanden

Affinia ist 2004 entstanden, als der US-Zulieferer Dana sein Ersatzteilgeschäft an den Finanzinvestor Cypress veräußert hatte. Affinia war aber mehr als das Filtergeschäft, das nun an Mann+Hummel geht. Die Tochter in Brasilien hat Cypress bereits vor kurzem verkauft. Im vergangenen Jahr hat das US-Unternehmen mit rund 5000 Mitarbeitern 1,4 Milliarden Dollar umgesetzt und einen Überschuss von 82 Millionen Dollar erzielt. Der Filterbereich hat zum Umsatz knapp eine Milliarde Dollar beigetragen.Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen in diesem Bereich lag 2014 bei 164 Millionen Dollar.

Mann+Hummel hat 2014 den Umsatz um 4,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gesteigert. Dazu haben auch Übernahmen beigetragen. So hat das Unternehmen zwei Firmen außerhalb des Autozulieferergeschäfts erworben; nicht zuletzt um unabhängiger vom Auto zu werden. 2014 erzielte die Firma etwa zwölf Prozent ihres Umsatzes mit Filtern für die Industrie. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern war 2014 auf 140 (Vorjahr: 151) Millionen Euro zurückgegangen. Grund dafür waren Sonderfaktoren wie der Markteinbruch in Südamerika sowie Einmalkosten durch die komplette Übernahme der US-Tochter Purolator und deren anschließender Integration.

Mann + Hummel streicht am Stammsitz

Weltweit werden 16 000 Mitarbeiter beschäftigt. Erst vor kurzem wurde der Abbau von insgesamt 500 Stellen in Deutschland, 275 davon am Stammsitz Ludwigsburg bekannt gegeben. Als Grund wurde genannt, dass einige Produkte hierzulande nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt werden können.