Pendler müssen tiefer in die Tasche greifen, Busse und Bahnen in Stuttgart schlagen auf. Die SSB plant für das kommende Jahr eine Erhöhung um 2,9 Prozent. Doch im Aufsichtsrat regt sich Widerstand.

Stuttgart - Auf der Aufsichtsratssitzung der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) steht an diesem Dienstag wieder das Thema Tarifererhöhung auf der Tagesordnung. Nach den Vorstellungen des städtischen Nahverkehrsunternehmens sollen die Fahrscheinpreise im Verkehrs-und Tarifverbund Stuttgart (VVS) von Anfang 2013 an im Schnitt um 2,9 Prozent steigen. Begründet wird die Anhebung vor allem mit den gestiegenen Personalkosten.

 

Unwidersprochen dürfte das Thema Preiserhöhung bei der um 16 Uhr beginnenden Sitzung allerdings nicht bleiben. Stadtrat Jochen Stopper etwa, der für die Grünen im SSB-Aufsichtsrat sitzt, sieht die 2,9-prozentige Verteuerung nicht ein: „Die Preiserhöhung muss moderater ausfallen.“ In den vergangenen Jahren sei der Kostendeckungsgrad für die VVS-Kunden ständig gestiegen. „Der Zuschuss der öffentlichen Hand stagniert hingegen“, so Stopper. Die SSB benötigten jetzt nur noch 18 der 25 Millionen Euro, die jährlich als städtischer Zuschuss zur Verfügung stünden. „Die Preisanpassungen in den vergangenen Jahren waren zu hoch“, findet Stopper. Daraus müssten in der aktuellen Tarifdiskussion die richtigen Schlüsse gezogen werden. Dazu gehören für den grünen Stadtrat auch „Taktverdichtungen auf besonders stark belasteten Stadtbahnlinien“. Die im Berufsverkehr längst bestehenden Kapazitätsengpässe müssten seiner Meinung nach so rasch wie möglich beseitigt werden.

Besserer Takt für die U 1 und die U 2?

Bei den SSB gibt es bereits Überlegungen, den Takt auf den Linien U 1 und U 2 von zehn auf 7,5 Minuten zu verringern. Dies müsse allerdings zuerst genau untersucht werden, sagt der technische Vorstand Wolfgang Arnold. Für einen engeren Takt müssten allerdings bis zu 20 zusätzliche Stadtbahnen zum Preis von rund 80 Millionen Euro angeschafft werden.

Bei den Christdemokraten im Gemeinderat stößt das tarifliche Ansinnen der SSB auf Verständnis. „Angesichts der gestiegenen Personal- und Treibstoffkosten tragen wir die 2,9 Prozent mit“, sagt Stadtrat Jürgen Sauer. Mit dieser angemessenen Anhebung müssten allerdings auch Verbesserungen im Angebot verbunden sein. Dazu zählt Sauer die Verlängerung der Buslinie 65 von Plieningen zum Flughafen. Die Teilstrecke zwischen dem Stadtbezirk und dem Airport solle mit modernen Linienbussen mit Brennstoffzellenantrieb befahren werden.

„Über den Tarifanhebung von 2,9 Prozent müssen wir im Aufsichtsrat reden“, sagt hingegen die SPD-Fraktionsvorsitzende Roswitha Blind. Zu bedenken sei allerdings, dass das Unternehmen eine über dem Inflationsausgleich liegende Erhöhung bei den Personalkosten und gestiegene Energiepreise zu verkraften habe. „Das SSB-Angebot für die Kunden muss besser werden“, fordert auch Blind. Sie denkt dabei keineswegs nur an einen dichteren Stadtbahnverkehr. „Die SSB-Linienbusse in der Innenstadt sollten auch bis 20 Uhr im Zehn-Minuten-Takt fahren.“ Klar sei, dass zusätzliches Busse und Bahnen nicht ausschließlich über die Ticketpreise finanziert werden könnten. Dafür müssten die SSB stärker als in den vergangenen Jahren in den städtischen Zuschusstopf greifen können.

Weniger Nachtbusse?

Die Freien Wähler sind von den Preisvorstellungen der Stuttgarter Straßenbahnen nicht begeistert. „Wir halten eine Anhebung um 2,5 Prozent für angemessener“, so Stadtrat Robert Kauderer. Seitens der SSB werde aber betont, dass man bei einer geringeren Marge Nachtbusse streichen müsse. Angesichts der Kostenentwicklung, die nicht nur auf die Kunden abgewälzt werden könne, sieht auch Kauderer „den Tag nahen, am dem die Stadt wieder mehr Geld zuschießen muss“.