Die S-Bahn soll in der Region Stuttgart wieder Tritt fassen: Von Oktober an werden alle 2088 pannenträchtigen Schiebetritte der 87 S-Bahnen vom Typ ET 430 generalüberholt. Die Arbeiten dauern mindestens 18 Monate.

Stuttgart - Alle 87 in der Region Stuttgart eingesetzten S-Bahnen vom Typ ET 430 müssen nach und nach in die Werkstatt einrücken. Von Oktober an will der Hersteller Bombardier Transportation die Züge innerhalb von anderthalb Jahren mit modifizierten Schiebetritten ausrüsten, die den Spalt zwischen Zug und Bahnsteig zuverlässig überbrücken sollen. Eine neue Software soll sicherstellen, dass das Ein- und Ausfahren der Tritte deutlich beschleunigt wird. Statt mindestens sieben Sekunden soll der gesamte Vorgang dann nur noch drei Sekunden dauern.

 

„Wir haben mit der Bahn und dem Zulieferer Faively eine Lösung für das Problem gefunden“, bestätigte Bombardier-Sprecher Andreas Dienemann auf Anfrage der StZ. Bei den Probefahrten mit Testpersonen hätten die verbesserten Schiebetritte im Frühjahr alle Prüfungen unter realistischen Bedingungen bestanden. Die neuen Tritte würden aber erst nach dem Umbau aller 87 S-Bahnen aktiviert.

Chaotische Zustände an den S-Bahn-Stationen

Bei den ersten, vom Frühjahr 2013 an ausgelieferten neuen S-Bahnen hatten die Tritte Pannen am laufenden Band verursacht. Es kam zu chaotischen Zuständen an S-Bahn-Stationen, weil sich die Bretter plötzlich nicht mehr einfahren ließen. „Einmal schob sich das Brett beim Ausfahren bis auf den Bahnsteig und verkantete sich dort. Wenn ein Fahrgast vor dem vollständigen Ausfahren seinen Fuß auf das Trittbrett setzte, wurde dem Triebfahrzeugführer eine Störung gemeldet, und der Zug ließ sich nicht mehr bewegen“, heißt es dazu in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Eisenbahn-Revue International. ln anderen Fällen hätten sich die Trittbretter beim Einfahren verkantet, so dass die betroffene S-Bahn ebenfalls nicht mehr weiterfahren konnte.

Deshalb zog die Bahn im Juli 2013 die Notbremse und alle bis dahin ausgelieferten Neufahrzeuge aus dem Verkehr. Inzwischen ist die gesamte ET 430-Flotte mit deaktivierten Schiebetritten unterwegs. Bereits seit 2013 versuchen Bombardier und Faively betriebssichere Tritte zu entwickeln, die zudem auch rascher ein- und ausfahren. Die langsamen alten Tritte führten nämlich zu noch größeren Verspätungen im ohnehin überlasteten S-Bahn-Netz. Als dessen kritischster Punkt gilt die Tunnelstrecke zwischen den Stationen Schwabstraße und Hauptbahnhof, auf der fast 50 Prozent aller Verspätungen anfallen.