Die vereinbarte Lieferung der alten Stuttgarter S-Bahnen vom Typ 420 in andere Nahverkehrsnetze könnte sich durch die Pannen mit den neuen Zügen vom Typ ET 430 verzögern.

Stuttgart - Er ist der Klassiker unter den S-Bahnen: der orangefarbene 420er, einst anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München entwickelt und gebaut, um auf einem neuen S-Bahn-Netz die vielen Touristen aus aller Welt durch die Stadt zu befördern. In Stuttgart sind die „Olympiawagen“ noch heute im Einsatz, durch die bayerische Landeshauptstadt werden sie dagegen längst allenfalls noch für historische Sonderfahrten eingesetzt – was sich in absehbarer Zeit allerdings ändern soll.Sowohl der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) als auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) wollen nächstes Jahr eine größere Zahl der alten Züge aus Stuttgart auf die Strecke schicken, nachdem diese hier ausgemustert worden sind. Genau das aber könnte nun zum Problem werden, weil dazu wiederum erst jene 87 neuen S-Bahnen durch Stuttgart und die Region fahren müssen, die laut Verkehrsvertrag bereits im Einsatz sein sollten. Wie berichtet, ist die Auslieferung des ET 430 aber von der Bahn-Tochter DB Regio wegen einer Pannenserie gestoppt und auf unbekannte Zeit verschoben worden.

 

Stuttgarter Bahn als Übergangslösung

In München hält sich die Aufregung derzeit noch in Grenzen, allerdings könnte sich das Stuttgarter S-Bahn-Desaster zu einem ernsthaften Problem auswachsen. Einsetzt werden sollen die alter Bahnen auf der Strecke Dachau–Altomünster, die derzeit als letzte bis Ende 2014 elektrifiziert wird. Bisher verkehren auf dieser Linie noch Dieselloks, spätestens zur Umstellung müssen die Züge aus Stuttgart einsatzbereit sein, so ein Sprecher der Bahn in München. Für diese Übergangslösung habe sich die Bahn entschieden, da 2017 der Verkehrsvertrag ausläuft und dann ohnehin neu über den Einsatz moderner Bahnen verhandelt werden müsse. Die alten Züge aus Stuttgart würden zuvor noch überholt werden. „Wir brauchen daher einigen Vorlauf vor dem Einsatz“, so der Bahnsprecher.

Etwas anders ist die Situation beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, der die Stuttgarter S-Bahnen für einen möglichen Einsatz auf der Langstrecke zwischen Mönchengladbach, Düsseldorf, Wuppertal und Dortmund beschaffen will. Gebraucht werden die Züge laut VRR-Sprecher Johannes Bachteler auch in dieser Region im Dezember 2014 – wobei der 420er dabei aber nur als Ersatzkandidat gedacht ist. Planmäßig will die DB Regio Nordrhein-Westfalen auf der langen Strecke ganz neue Bahnen fahren lassen, die auf Wunsch des Landesverkehrsministers unter anderem mit barrierefreien Toiletten ausgestattet sind. Komfort und Sicherheit sollen in den Zügen der neuen Generation zudem auch jene ausfahrbaren Schiebetritte garantieren, die für die Pannenserie in Stuttgart verantwortlich sind. Genau für so einen Ausfall habe man die Ersatzzüge gedacht, betont Johannes Bachteler. Der Verkehrsverbund verfolge daher sehr genau und besorgt, was gerade in Stuttgart passiert.