Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Wie sie die Fäden im Hintergrund zog, um Mikhail Baryshnikov 1974 die Flucht und einen ersten großen Auftritt in New York zu ermöglichen, ist eine andere Geschichte, die Natalia Makarova quasi nebenbei erzählt. Denn eigentlich soll sich das Gespräch ja um das Stück drehen, das die Tänzerin zur Choreografin machte und nun zurück nach Stuttgart brachte: Zwei Jahre lang, sagt Natalia Makarova, habe sie in Archiven recherchiert, um eine Rekonstruktion von „La Bayadère“ für das American Ballet Theatre zu realisieren, nachdem sie 1974 mit der Inszenierung des Schattenakts den New Yorkern Lust auf mehr gemacht hatte. 1980 brachte sie dann Petipas Klassiker, der in den Wirren der Russischen Revolution seinen letzten Akt verloren hatte, in Gänze zurück auf die Bühne.

 

Warum Makarovas Version so viel Erfolg hat, war beim Gastspiel des Tokyo Ballets im vergangenen Jahr auch in Stuttgart zu bestaunen. In einem Bühnenbild, das Action im Großformat bot und ein Fest fürs Auge war, und mit einer Inszenierung, die den Exotismus aus der Zeit tigerjagender Maharadschas auskostete, erzählt Natalia Makarova die Geschichte von ewiger Liebe, die Verrat und Eifersucht überdauert, auf eine besonders klare, intensive Weise.

In 19 Ländern tanzt Makarovas Tempeltänzerin

„Ich habe dem Ganzen mehr Spiritualität, mehr Mystizismus gegeben“, beschreibt sie ihr Erfolgsrezept. Auch im „Schattenakt“, der sich in Stuttgart als Solitär behaupten muss, habe sie Details geändert, um dem Tun der Tänzer mehr Tiefe zu geben. Der Held Solor fantasiert sich darin seine tote Geliebte per Opiumrausch zurück – und Nikija schreitet in 24-facher Ausführung eine Rampe herab. „Kritiker haben mich dafür geschimpft, dass es nicht wie in Russland 32 Schatten sind, aber im Westen konnte man keine Kompanie finden, die so viele Ballerinen hatte“, sagt Natalia Makarova und weiß, dass es in diesem Akt nicht um Quantität, sondern um Qualität geht. „Jede dieser Tänzerinnen ist ein Bild der Hauptballerina, also dürfen alle mit dieser erhabenen Ballerinenwürde tanzen und wie ein einziger Körper atmen.“

Als Tänzerin hatte Natalia Makarova alle Bayadère-Stadien durchlaufen, vom Schatten bis ins hellste Rampenlicht; mit der Rolle der Nikija verbindet sie aber auch die schlimmste Erfahrung ihrer Karriere. Der Schal, der als Band der Liebe alle verbindet, habe sich ihr beim Pirouettendrehen im Schattenakt-Solo immer enger um den Hals gewickelt. „Ich musste von der Bühne fliehen, um nicht das Schicksal Isadora Duncans zu teilen.“

Heute hängt ihr der Erfolg von „La Bayadère“ wie eine Medaille um den Hals. Auch andere Ballette wie „Schwanensee“ in Peking oder „Giselle“ in Stockholm hat Natalia Makarova neu inszeniert; gefragt ist vor allem ihre Tempeltänzerin, in 19 Ländern ist sie bereits heimisch. Und so reist Makarova nach der Stuttgarter Premiere sofort nach London, um dort am Royal Ballet das Ensemble fit zu machen für „La Bayadèrre.“

Ja, auch die anderen großen Cranko-Rollen habe sie auf der ganzen Welt getanzt. „Was für ein Genie John Cranko war, habe ich erst im Westen gelernt“, sagt sie. Genau wegen solcher Entdeckungen hatte sie als 29-Jährige der damaligen UdSSR den Rücken gekehrt. „Ich hatte Hunger auf neue Ballette, aber in meiner Heimat war nicht genug da, um meinen Appetit zu stillen. Auf Tourneen sah ich, welche Möglichkeiten es gab, um mit Choreografen zu arbeiten.“ Und das habe sie dann auch getan und alle wichtigen Schrittmacher des 20. Jahrhunderts kennengelernt.

In Stuttgart studiert Makarova einen „Bayadère“-Akt ein

Wie sie die Fäden im Hintergrund zog, um Mikhail Baryshnikov 1974 die Flucht und einen ersten großen Auftritt in New York zu ermöglichen, ist eine andere Geschichte, die Natalia Makarova quasi nebenbei erzählt. Denn eigentlich soll sich das Gespräch ja um das Stück drehen, das die Tänzerin zur Choreografin machte und nun zurück nach Stuttgart brachte: Zwei Jahre lang, sagt Natalia Makarova, habe sie in Archiven recherchiert, um eine Rekonstruktion von „La Bayadère“ für das American Ballet Theatre zu realisieren, nachdem sie 1974 mit der Inszenierung des Schattenakts den New Yorkern Lust auf mehr gemacht hatte. 1980 brachte sie dann Petipas Klassiker, der in den Wirren der Russischen Revolution seinen letzten Akt verloren hatte, in Gänze zurück auf die Bühne.

Warum Makarovas Version so viel Erfolg hat, war beim Gastspiel des Tokyo Ballets im vergangenen Jahr auch in Stuttgart zu bestaunen. In einem Bühnenbild, das Action im Großformat bot und ein Fest fürs Auge war, und mit einer Inszenierung, die den Exotismus aus der Zeit tigerjagender Maharadschas auskostete, erzählt Natalia Makarova die Geschichte von ewiger Liebe, die Verrat und Eifersucht überdauert, auf eine besonders klare, intensive Weise.

In 19 Ländern tanzt Makarovas Tempeltänzerin

„Ich habe dem Ganzen mehr Spiritualität, mehr Mystizismus gegeben“, beschreibt sie ihr Erfolgsrezept. Auch im „Schattenakt“, der sich in Stuttgart als Solitär behaupten muss, habe sie Details geändert, um dem Tun der Tänzer mehr Tiefe zu geben. Der Held Solor fantasiert sich darin seine tote Geliebte per Opiumrausch zurück – und Nikija schreitet in 24-facher Ausführung eine Rampe herab. „Kritiker haben mich dafür geschimpft, dass es nicht wie in Russland 32 Schatten sind, aber im Westen konnte man keine Kompanie finden, die so viele Ballerinen hatte“, sagt Natalia Makarova und weiß, dass es in diesem Akt nicht um Quantität, sondern um Qualität geht. „Jede dieser Tänzerinnen ist ein Bild der Hauptballerina, also dürfen alle mit dieser erhabenen Ballerinenwürde tanzen und wie ein einziger Körper atmen.“

Als Tänzerin hatte Natalia Makarova alle Bayadère-Stadien durchlaufen, vom Schatten bis ins hellste Rampenlicht; mit der Rolle der Nikija verbindet sie aber auch die schlimmste Erfahrung ihrer Karriere. Der Schal, der als Band der Liebe alle verbindet, habe sich ihr beim Pirouettendrehen im Schattenakt-Solo immer enger um den Hals gewickelt. „Ich musste von der Bühne fliehen, um nicht das Schicksal Isadora Duncans zu teilen.“

Heute hängt ihr der Erfolg von „La Bayadère“ wie eine Medaille um den Hals. Auch andere Ballette wie „Schwanensee“ in Peking oder „Giselle“ in Stockholm hat Natalia Makarova neu inszeniert; gefragt ist vor allem ihre Tempeltänzerin, in 19 Ländern ist sie bereits heimisch. Und so reist Makarova nach der Stuttgarter Premiere sofort nach London, um dort am Royal Ballet das Ensemble fit zu machen für „La Bayadèrre.“