Die Green Bay Packers komplettieren das Viertelfinale der Play-offs in der American-Football-Profiliga NFL. Beim 38:13-Sieg gegen die Green Bay Packers zaubert ihr Quarterback Aaron Rodgers.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Green Bay - Gute Nachrichten für den Trainer Carlo Ancelotti: David Alaba wird in den nächsten Wochen nicht mehr um seinen Schlaf gebracht. Für American Football bleibt der Fußballstar vom FC Bayern München ja schon mal länger wach – besonders dann, wenn sein Kumpel Odell Beckham Jr. („Er ist ein super Typ“) spielt. So wie in der Nacht von Sonntag auf Montag. David Alaba schaute sich da im Bayern-Trainingslager in Doha per Livestream die Play-off-Partie seines Freundes von den New York Giants, der im Sommer auch mal in München mittrainiert hatte, in der US-Profiliga NFL bei den Green Bay Packers an und dokumentierte das per Twitter – weit nach Mitternacht.

 

Das lange Wachbleiben hat sich jedoch nicht gelohnt. Denn die Giants unterlagen mit 13:38 (6:14). Und das hatte besonders mit einem Mann zu tun: Aaron Rodgers, dem vier Touchdown-Pässe gelangen. Der Quarterback der Packers packte in der mitreißendsten Partie der ersten Play-off-Runde alles aus, was in seinem Zauberkästchen steckt. Besonders beim letzten Versuch vor der Halbzeit, mit nur noch sechs Sekunden auf der Uhr, beim Stand von 7:6 aus Sicht der Gastgeber. Aus einer wenig aussichtsreichen Situation kreierte er da die entscheidende Aktion der Begegnung.

Drei erfolgreiche Hail-Mary-Pässe in 402 Tagen

Von der Mittellinie aus warf der 33-Jährige einen sogenannten Hail-Mary-Pass – einen Ave-Maria-Pass. Es ist ein Wurf, der quasi mit einem Stoßgebet gen Himmel verbunden ist und eigentlich nur am Spielende in letzter Verzweiflung eingesetzt wird. Denn hinter dem Begriff steckt ein langer Ball in die gegnerische Endzone, der äußerst wenig Aussicht auf Erfolg verspricht. Das liegt daran, weil der Gegner sich bestens darauf einstellen und entsprechend viele Verteidiger in der Gefahrenzone versammeln kann. Doch Aaron Rodgers fand im Getümmel seinen Mitspieler Randall Cobb. Touchdown, 14:6-Pausenführung. Ein spektakulärer Spielzug. Ein magischer Moment. Houdini lässt grüßen.

Rodgers Pass war die spielentscheidende Szene

Der Zufall begleitet jeden Hail-Mary-Pass auf dem Weg in die Endzone. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Ball beim Mitspieler ankommt, ist eigentlich fast so gering wie ein Sechser im Lotto. Doch bei Aaron Rodgers scheint das anders zu sein. Denn ihm gelang das Kunststück bereits zum dritten Mal innerhalb von nur 402 Tagen. So verzaubert er die Fans und lässt die Gegner ächzen. „Ich glaube jedes Mal daran, dass der Ball eine Chance hat anzukommen“, sagte Aaron Rodgers. „Die Hail Mary hat uns geholfen, richtig ins Laufen zu kommen.“

Nach der Halbzeit ließen die Packers den ansonsten so abwehrstarken Giants bei minus neunzehn Grad Celsius im legendären Lambeau Field keine Chance mehr und feierten ihren siebten Sieg nacheinander. Und das, obwohl schon während der ersten Hälfte Aaron Rodgers Lieblingsanspielstation Jordy Nelson mit einer Rippenverletzung ausgefallen war. Die Mannschaft aus dem US-Bundesstaat Wisconsin hat eben einen Lauf, nachdem sie Mitte November aufgrund eines Durchhängers mit vier Niederlagen schon weit weg von den Play-offs war.

Entfesslungskünstler mit flinken Füßen

Seinerzeit kündigte Aaron Rodgers trotz einer Zwischenbilanz von nur vier Siegen in zehn Spielen einen Saisonendspurt mit sechs Erfolgen samt Einzug in die Endrunde an – und behielt Recht. Jetzt sind es inklusive des Siegs zum Auftakt des Play-offs sogar schon sieben. „Die Mannschaft ist hungrig und selbstbewusst“, sagte Aaron Rodgers auch mit Blick auf das Viertelfinale am nächsten Sonntag (22.40 Uhr/Sat.1) bei den Dallas Cowboys.

Sein besonderes Talent ist es, in ausweglosen Situationen fast nie den Überblick zu verlieren. Andere Quarterbacks vermögen nur präzise zu werfen, wenn sie ihre einstudierten, automatisierten Schrittfolgen und Armbewegungen ungestört vollziehen können. Aaron Rodgers befreit sich dagegen unter Druck ganz houdinihaft von den Verteidigern, die ihn hetzen. Mit seinen flinken Füßen tänzelt der Entfesslungskünstler aus ihren Fängen und verschafft sich so mehr Zeit, um den Ball an den Mann zu bringen. Kein anderer Spielmacher wirft aus dem Lauf heraus so gut wie er. Das macht ihn so stark – und das macht den Packers-Angriff so stark.

Die Giants fanden dagegen nach der Halbzeit kein Mittel mehr. „Es geht häufig um Kleinigkeiten, die ein Spiel entscheiden. Heute haben wir diese Kleinigkeiten nicht umsetzen können“, sagte Odell Beckham Jr., der nach der Partie in den Katakomben vor lauter Frust ein Loch in die Wand geschlagen haben soll. Was wohl sein Kumpel David Alaba dazu sagt?

So geht es weiter in den NFL-Play-offs

Termine Im Viertelfinale der NFL-Play-offs spielen am Samstag die Atlanta Falcons gegen die Seattle Seahawks (22.35 Uhr/Sat.1), gefolgt von den New England Patriots gegen die Houston Texans (2.15 Uhr/Sat.1). Am Sonntag empfangen die Kansas City Chiefs die Pittsburgh Steelers (19.05 Uhr/Pro7 Maxx) und die Dallas Cowboys abschließend die Green Bay Packers (22.40 Uhr/Sat.1).