Angler sorgen sich um die Wasserqualität in der Würm und in der Schwippe. Werner Retz, ihr Sprecher, berichtet in einem Interview von den Verunreinigungen.

Böblingen/Weil der Stadt – - Nach zehn Jahren ihres Bestehens zieht die Hegemeinschaft Schwippe/Würm, eine Vereinigung von Anglern, Bilanz: Die Wasserqualität habe sich verbessert, sagt der Sprecher Werner Retz. Die naturgerechte Umgestaltung der Bachverläufe zeigt Wirkung. Der Fischbestand wächst auch in der früher stark belasteten Schwippe.
Herr Retz, die Schwippe gilt als der am höchsten verschmutzte Bach im Landkreis. Woran liegt das?
Im Sommer spielen in Maichingen Kinder an der Quelle, wo sich Bakterien bilden. Der Bereich dort sollte entschlammt und naturnah umgestaltet werden mit Steinen, damit das Wasser besser fließen kann. Außerdem gibt es entlang der Schwippe Stillgewässer, wo sich die Schadstoffe sammeln. Die Brühe läuft in den Bach rein. Vor allem bei Starkregen kommen von den Zuläufen der Autobahn 81 Schadstoffe in die Schwippe. Dagegen müsste endlich etwas unternommen werden. Wenn Millionen Euro für den Straßenbau ausgegeben werden, müsste auch für Sickereinrichtungen Geld vorhanden sein. Außerdem werfen die Menschen alles mögliche in den Bach hinein.
Welche Schadstoffe gibt es in der Schwippe?
Es gibt fast alle möglichen Verunreinigungen und Gifte: Dioxin, Nitrit, Phosphate, Quecksilber, sogar Koffein.
Befürchten Sie ein weiteres Fischsterben?
Zwischen Dagersheim und Böblingen wurde ein Radweg über die Schwippe gebaut mit Betonpfeilern. Der Beton verätzt die Kiemen der Fische. Zum Glück hat es bisher aber kein größeres Fischsterben mehr gegeben, wie in den Jahren 2004, 2006, 2008 und 2010, weil die Städte Böblingen und Sindelfingen sowie die Firma Daimler auf unser Drängen hin den freiberuflichen Biologen und Chemiker Karl Wurm aus Starzach bei Horb am Neckar damit beauftragt haben, die Schwippe und die Rückhaltebecken zu kontrollieren. Diese werden jetzt gereinigt, weil Wurm sie ständig überwacht. Sie waren in den Vorjahren bei Gewittern übergelaufen und hatten Schadstoffe in den Bach gespült.
Was unternehmen Sie, um die Wasserqualität zu verbessern?
Wir sorgen dafür, dass Gräben entschlammt werden und die Gewässer naturnah gestaltet werden, damit sie sich selbst reinigen können. Bei Weil der Stadt, wo die Würm früher in einem Kanal verlief, hat sie ein natürliches Bett erhalten, sodass sie nun 500 Meter durch die Landschaft mäandert. Seitdem ist das Wasser sauberer geworden. Am Würmufer tummeln sich nun die Besucher, die dort ein Bad nehmen.
Wie sauber ist das Wasser?
Das hängt von den einzelnen Bereichen der Gewässer ab. Die Wasserqualität ist generell bei der Würm und auch auch bei der Schwippe inzwischen ganz gut. Sie könnte freilich noch etwas besser werden, aber wir sind auf einem guten Weg.
Welche Fischarten sind vertreten, wie viele Fische gibt es?
Im Bereich des Fischervereins Weil der Stadt rechnen wir auf den 16 Kilometern der Würm mit 1500 bis 2000 Forellen. Es gibt auch Karpfen und Rotfedern. In der Schwippe tummeln sich zum Beispiel Bachforellen, Elritzen, das Moderlisle, aber auch Karpfen. Der Fischbestand dort von insgesamt ein paar hundert ist am Wachsen. Das Schwippewasser kommt zu zwei Drittel aus der Kläranlage. Es hat sich aber ziemlich gebessert.
Wie sieht es mit Aalen aus?
Aale gab es früher, doch darf man sie in Zuläufen des Neckars nicht mehr angeln. Deswegen sehen wir es nicht ein, dass wir sie wieder einsetzen sollen, wenn wir nichts davon haben.
Nun soll der Eisvogel wieder mehr brüten und sich an der Schwippe aufhalten können. Ein Seitenarm wurde dafür mit einem Ast hergerichtet, der an der Mündung zur Schwippe ins Wasser ragt, damit der Vogel jagen kann. Wie stehen Sie dazu?
Ich gönne dem Eisvogel die Fische. Er ist ein Juwel unter den Vogelarten und vom Aussterben bedroht. Auch Reiher verdamme ich nicht, sie fressen vor allem Amphibien. Es kommt immer auf die Anzahl der Vögel an, ob sie einer Fischpopulation schaden oder nicht. Ein Fischfresser ist vor allem der Kormoran. Er ist aber bei uns nicht heimisch.