Auf der Brache der Kammgarnspinnerei haben sich geschützte Vögel eingenistet. Dort werden aber Seniorenwohnungen und das neue Kutlur- und Sportzentrum gebaut. Die gefiederten Invasoren werden umgesiedelt.

Süßen - Zu lange sollte man Brachen nicht brachliegen lassen, sonst erobert die Natur sie sich zurück. Ein Lied davon kann die Stadt Süßen jetzt singen. Sie musste den seltenen Flussregenpfeifer umsiedeln. Die kleinen Ufervögel, die eigentlich mehr in den Donau- und Isarauen heimisch sind, haben sich im Süßener Osten auf dem eingeschotterten Areal der Stahl’schen Kammgarnspinnerei am Zusammenfluss von Fils und Lauter eingenistet. Dabei ist es nur rund zehn Jahre her, dass die Kammgarnfabrik dem Erdboden gleichgemacht wurde.

 

Ein neues Plätzchen für die Piepmatze

Nun sollen die Süßener Flussregenpfeifer etwas filsaufwärts in Richtung Gingen ein neues Plätzchen finden. Für rund 100 000 Euro wurden dort 6000 Quadratmeter Flusskiesel ausgebreitet, die die raren Bodenbrüter bei Laune halten sollen. Immerhin sind in Süßen vor sieben Jahren zunächst ein und zuletzt sogar zwei brütende Pärchen gesichtet worden. Es sind die einzigen im Kreis Göppingen.

Seit Montag ist es aber mit der Ruhe auf der Brache vorbei. Gleich zweimal wurde auf dem Gelände der Baustart für große Projekte gefeiert. Zunächst feierte eine Baugesellschaft auf dem westlichen Teil des Geländes den Spatenstich für ein Senioren- und Familien-Wohnquartier. Insgesamt 37 zum Teil betreute Ein- bis Vierzimmerwohnungen sollen auf dem „Fils-park“ getauften Teilareal an der Jahnstraße für rund achteinhalb Millionen Euro entstehen. Im Herbst des kommenden Jahres sollen die drei Gebäudekomplexe bereits bezugsfertig sein.

Das Filsufer wird renaturiert

Ebenfalls am Montag hatte aber auch die Stadt im noch jungen Lebensraum der Flussregenpfeifer etwas zu feiern. Denn auf dem östlichen Teil des Areals soll das neue Sport- und Kulturzentrum der Stadt entstehen. Zunächst ging es aber nur um ein Bauprojekt am Rande. Noch wird nämlich die Fils entlang der ehemaligen Brache von einer rund 120 Meter langen und rund dreieinhalb Meter hohen Mauer eingeengt. Die Stadt feierte jetzt den Baggerbiss für deren Rückbau. Für rund 300 000 Euro soll eine Böschung mit einem Uferweg angelegt werden. Die Renaturierung wird zur Hälfte vom Land gefördert.

Zaungäste haben sich schon eingefunden

Von alldem haben die Flussregenpfeifer allerdings nichts mitbekommen. Sie weilen noch in ihrem Winterquartier und werden überdies ein Jahr Übergangsfrist für ihren Umzug vom alten zum neuen Nistplatz haben. Der Baustart für die geplante neue Sport- und Kulturhalle der Stadt auf dem Areal der ehemaligen Kammgarnspinnerei soll erst im Frühjahr des kommenden Jahres erfolgen. Nun hofft der Süßener Bürgermeister Marc Kersting auf die Rückkehr und die Umsiedlung der geschützten Vögel.

Die Anwesenheit der gefiederten Raritäten hat sich nämlich schon herumgesprochen. „Ich habe am Rande des Geländes schon öfter Vogelfreunde mit Fernglas gesehen. Es wäre ja schön, wenn das eine zusätzliche Attraktion würde“, sagt der Schultes. Deshalb hat die Stadt am neuen Nistgelände auch gleich Hinweistafeln auf die Flussregenpfeifer und die Umsiedlungsaktion aufgestellt.