Am Naturschutztag des Schwäbisch-Fränkischen Waldes sind nahe Rudersberg zwei Fachmänner mit den Kindern und ihren Eltern auf „Bachfühlung“ gegangen.

Rudersberg - Auf den ersten Blick ist die Wieslauf bei dem Dorf Klaffenbach ein gewöhnlicher plätschernder Bach des Schwäbischen Waldes mit grünlichen Sandsteinbrocken. Doch unter den Steinen hält sich eine ganze Menge Leben – welches das ist, haben Uwe Hiller und Andreas Ehrl-Nazarug anlässlich des Naturschutztages am Sonntag erklärt – eine von etlichen Aktionen im Naturpark. Die beiden, die ehrenamtlich für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald arbeiten, hatten ein Waldmobil nahe des Bachs geparkt und dort eine Forscherstation mit Mikroskopen und Schalen errichtet – für eine sonntägliche Entdeckungstour mit Überraschungen.

 

Leben unter den Steinen

„Hier ist alles voll mit Tieren, die sich aber gut verstecken müssen“, sagte Andreas Ehrl-Nazarug den Kindern, die im Bachbett nach den Tieren fischen. Nur Tiere, die sich festhalten können, können in der Wieslauf bleiben – die Strömung ist in dem Mittelgebirgsbach zu stark. Der Gewässerbiologe nimmt vorsichtig einen Stein aus dem Wasser und dreht diesen. Tiere, die sich mit einem Sieb auffangen lassen, werden dann mittels einer Plastikschüssel zum Experimentiertisch verfrachtet, wo die Kinder sie anhand von Becherlupen und Mikroskopen aus einem Fahrzeug der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald anschauen können.

Was man alles in der Wieslauf findet, machte den Fachmännern am Sonntag Freude. „Sehr viele und sehr verschiedene Individuen“ lautete ihr Urteil – unter ihnen der kleine Hakenkäfer, der für besonders sauerstoffreiches Wasser stehe, sagt Andreas Ehrl-Nazarug. In den letzten exakten Gewässerkarten aus dem Jahr 2004 hat die Wieslauf eine Güte von eins bis zwei. Nur wenige Bäche sind besser bewertet.

In den Schalen krabbelt es

An den Experimentiertischen tummelt sich in kleinen Schalen, was an diesem Tage aus dem Bach geholt wurde. Kleine Sandkrebse krabbeln umher, daneben die viel größeren Larven von Eintags- und Steinfliegen, zum Teil mehrere Zentimeter lang. „Fünf Jahre verbringen die Larven im Bach, um dann für wenige Tage auf Flug zu gehen, sich zu paaren und wieder zu sterben“, erklärt Hiller. Sogar eine kleine Bachforelle haben die beiden Experten erwischt, die jetzt durch eine Glasschale schwimmt. Die Größe der Fische sei vom Nahrungsangebot bestimmt, sagt Hiller – wer als Fisch wenig finde, bleibe zierlich.

Eigenartige Geschöpfe leben im Bach – eine Larvenart speichelt kleine Sandkörner ein und baut sich daraus eine Schutzhülle für ihren verletzlichen Unterleib. „Schau mal, das ist aus mini-kleinen Steinchen“, sagt eine Mutter zu einem kleinen Mädchen. Einige Hüllen sind jedoch leer – „vielleicht ist das Tier gerade beim Einkaufen“, scherzt die Frau.

Die beiden Fachmänner stehen in der Nähe und beantworten geduldig alle Fragen. Sie hofften, mit solchen Aktionen mehr Verständnis für die Zusammenhänge der Ökologie zu wecken, sagt Uwe Hiller.