Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hat ihre jährliche Liste der größten Kapitalvernichter veröffentlicht. Viele bekannte Namen befindet sich darunter – der größte Kapitalvernichter ist ein Anbieter von Mobilfunk-Datenkarten.

Stuttgart - Fünf Konzerne aus dem deutschen Leitindex Dax gehören zu den 50 größten Kapitalvernichtern an den Börsen: die Energieversorger RWE und Eon, die Kreditinstitute Deutsche Bank und Commerzbank sowie der Rohstoffkonzern K+S in Kassel. Seit nunmehr 15 Jahren veröffentlicht die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) diese Negativaufstellung, die die Kursentwicklung börsennotierter Unternehmen widerspiegelt. Zugrunde gelegt wird dabei die kombinierte und gewichtete Kursentwicklung nach einem, drei und fünf Jahren (siehe Tabelle). Dies zeige, dass auch „Investitionen in große Gesellschaften mit vermeintlich erprobten Geschäftsmodellen nicht zwingend ein sicheres Investment sind“, urteilte Marc Tüngler, der Hauptgeschäftsführer der DSW bei der Vorstellung der aktuellen Studie. Er will die Liste als „Warnsignal“ an die Aktionäre verstanden wissen.

 

Die schwierige Lage der Energieversorger steht nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Energiewende in Deutschland – es geht um die Entwicklung weg von fossilen sowie nuklearen und hin zu regenerativen Energien. So ist RWE wegen hoher Abschreibungen 2015 in die Verlustzone gerutscht. Der Versorger hat in der Folge sein Sparprogramm deutlich ausgeweitet; die Dividende für 2015 soll gestrichen werden. Die Börse reagierte verschnupft auf diese Nachrichten – dies brachte dem Essener Traditionskonzern Platz sechs in der DSW-Liste der größten Kapitalvernichter ein. Im Jahr davor fand sich RWE noch auf einem hinteren Platz in der List wieder: Rang 35. Auch der Energieriese Eon ist – wegen hoher Abschreibungen, die zu einem Rekordverlust führten – in der Negativliste nach vorne gerutscht: von Platz 43 im Jahr 2015 auf nunmehr Platz 20.

Der unrühmliche Spitzenreiter heißt Vtion

Den unrühmlichen Spitzenplatz unter den Kapitalvernichtern hat die Vtion Wireless Technology AG erobert, deren Aktien 2009 an der Börse eingeführt wurden. Der Anbieter von Mobilfunk-Datenkarten, der sich zu gut 20 Prozent im Streubesitz befindet, habe Mitte vergangenen Jahres einen massiven Umsatzeinbruch vermeldet, was den Kurs einbrechen ließ, erläuterte Tüngler die Lage. In den ersten neun Monaten 2015 setzte das Unternehmen gerade noch 18,6 Millionen Euro um, 48 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Den Rückgang begründete das Unternehmen, das sich auf Lösungen für den mobilen Internetzugang in China konzentriert, vor allem damit, dass zunehmend andere Geräte für den mobilen Internetzugang genutzt würden, wie in einer Pflichtmitteilung für die Börse von Ende November nachzulesen ist. Aber es wäre zu kurz gesprungen, die Probleme auf das vergangene Jahr zu beschränken. Schon 2011 sind die Kurse des Unternehmens, das 2014 knapp 47 Millionen Euro umsetzte, massiv eingebrochen. So notierte die Aktie in der Spitze im Jahr 2010 noch bei bis zu zwölf Euro; 2011 kam dann der Absturz auf vier Euro. Aktuell notieren die Titel deutlich unter einem Euro.

Solarworld wurde nicht bewertet

Übrigens: der Fotovoltaikanbieter Solarworld, der vor einem Jahr noch auf Platz eins der DSW-Liste landete, wurde diesmal nicht in die Bewertung aufgenommen. Dies habe mit dem Kapitalschnitt und der Ausgabe neuer Aktien vor eineinhalb Jahre zu tun, begründete dies ein DSW-Sprecher. Seitdem gebe es alte und neue Aktien des Solaranbieters – mit unterschiedlichen Wertpapierkennnummern. Beide Kennnummern zu berücksichtigen hätte den Rahmen der Untersuchung gesprengt, so der Sprecher. Betrachtet man nur die Altaktien, wäre Solarworld, die die Solar-Aktivitäten von Bosch in Arnstadt/Thüringen übernommen und dafür auch noch eine Mitgift erhalten hatte, auf Platz drei der Negativliste gelandet.

Erstmals hat die DSW zwei Listen erstellt – eine, die ausschließlich die Kursentwicklung bewertet, und eine, die zusätzlich die Dividenden einbezieht. Beide Listen unterschieden sich aber nicht maßgeblich.

Die größten Kapitalvernichter im Überblick