In seiner ersten Sendung nach wochenlanger Sendepause landet Jan Böhmermann einen Coup: Der Satiriker arbeitet investigativ und schleust einen Kandidaten in die RTL-Sendung „Schwiegertocher gesucht“.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Berlin - Jan Böhmermann ist zurück – und landet einen Coup. In seiner ersten Sendung nach wochenlanger Sendepause präsentierte der Moderator, wie er zwei Schauspieler in die RTL-Trash-Sendung „Schwiegertochter gesucht“ eingeschleust hat. „Nur um zu dokumentieren, was RTL und Vera Int Veen für eine Scheiße mit Kandidaten abziehen, die sich nicht wehren können?“, erklärt Böhmermann sein Tun in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“. Genüsslich erzählt der Satiriker, wie einfach es war, die Kollegen vom Privatfernsehen hinters Licht zu führen. Die Zutaten sind denkbar einfach: eine heruntergekommene Wohnung voller Bierflaschen, ein ausgefallenes Hobby, ein schiefes Grinsen und zwei vermeintlich grenzdebile Kandidaten – fertig sind die Kandidaten. Ganz nebenbei deckt Böhmermann auf, unter welchen Bedingungen RTL seine Sendung produziert. Kandidat „Robin“ und sein vermeintlicher Vater unterschreiben einen Vertrag, der sie zu einem 30-tägigen Drehtermin verpflichtet. Dafür sollen sie 150 Euro bekommen. Böhmermann legte es darauf an, die Moderatorin Vera Int-Veen bloßzustellen. Der Hashtag der Woche lautete denn auch: #verafake. RTL reagierte am Abend knapp über Twitter. Man werde sich der Sache annehmen und mit dem Produzenten sprechen, hieß es.

 

Schmähgedicht wird nur mit Halbsätzen gestreift

Das eigentliche Thema, weshalb viele Fans auf die Sendung gewartet hatten, streifte der Moderator immer nur mit Halbsätzen oder verlor sich in vagen Andeutungen. Er habe schlechte Erfahrung mit Gags gemacht, sagte Böhmermann. Daher würde er sich fortan auch Witze gegen Adolf Hitler klemmen. Schließlich wolle er nicht riskieren, dass ihm diese als Störung der Totenruhe ausgelegt würden. Fast wie zum Trotz verlas er anfangs – wie zuvor angekündigt – mäßige Witze von Zuschauern, für die er angeblich 103 Euro pro Stück bezahlte.

Erst Studiogast Gregor Gysi sprach das Schmähgedicht direkt über den türkischen Präsidenten Tayyip Recep Erdogan direkt an, das fast eine Staatskrise zwischen Deutschland und der Türkei ausgelöst hatte. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag sagte, dass er das Gedicht nicht schön gefunden habe, da es alle Vorurteile bediene. Dennoch habe der türkische Präsident nicht souverän gehandelt, indem er einen Strafverfolgungsantrag gestellt habe. Zudem kann er verstehen, dass Böhmermann das Gedicht im „Neo Magazin Royal“ verlesen habe, denn Erdogan mache ein „Scheißpolitik“. Seine Fans feierten Böhmermann auf Twitter. Ihm selbst scheint die kleine Pause durchaus gut getan zu haben.