Bei der Neonazi-Demo in Göppingen ist es zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Linke Aktivisten warfen Steine auf die Beamten, die setzten sich mit Pfefferspray zur Wehr. Rund 100 Teilnehmer wurden festgenommen.

Göppingen - Göppingen im Ausnahmezustand: Rund 1700 Polizisten patrouillierten am Samstag in der Innenstadt, der Hauptbahnhof und die Oststadt wurden abgeriegelt. Mit ihrer Präsenz reagierten die Beamten auf die vom Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim genehmigte Neonazi-Demo, die am Nachmittag in Göppingen stattfand.

 

Die Ankunft der Demonstranten verzögerte sich jedoch zunächst – möglicherweise auch wegen eines technischen Defekts auf der Bahnstrecke zwischen Süßen und Geislingen (Steige). Die Polizei prüft, ob der Kabelbrand möglicherweise vorsätzlich gelegt wurde. Durch das Feuer war der Bahnverkehr für mehr als eine Stunde unterbrochen. Der Fernverkehr in beiden Richtungen wurde während der Sperrung von 12.33 Uhr bis 13.15 Uhr über Aalen und Donauwörth umgeleitet. Die Organisatoren der Neonazi-Demo rechneten im Vorfeld mit rund 250 Teilnehmern.

An der Demo, die schließlich um 14.48 Uhr begann, nahmen dann 152 nationale Sozialisten teil. Die Strecke des Zuges führte vom Göppinger Bahnhof aus über die Geislinger Straße, dann in nördlicher Richtung auf der Mörikestraße bis zur Friedrichstraße und nahezu auf gleichem Wege wieder zurück zum Bahnhof, wo eine Abschlusskundgebung stattfinden sollte.

Demonstranten warfen mit Steinen

Am Morgen hatten zunächst rund 200 Bürger friedlich vor dem Göppinger Rathaus gegen die Neonazi-Demo protestiert. Insgesamt rechneten die Verantwortlichen mit rund 2000 Gegendemonstranten in der Innenstadt. Unter sie hätten sich 400 Gewaltbereite und Vermummte gemischt, hieß es von der Polizei. 101 Aktivisten aus dem linken Spektrum wurden im Laufe des Nachmittags vorläufig festgenommen. Acht weitere müssen sich wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, Beleidigung und Widerstand gegen die Polizei verantworten.

Kurz nach 13.30 Uhr war eine größere Gruppe von linken Demonstranten gegen die Polizei-Absperrungen in der Post- und Schützenstraße vorgegangen. Sie schlugen und traten nach den Beamten und warfen Gegenstände. Eine Stunde später hatten sich in dieser Region schon 400 Demonstranten versammelt. Einige hatten Stöcke und Steine dabei, andere waren vermummt und trugen Fahnen. Drei Einsatzfahrzeuge wurden durch geworfene Steine beschädigt, teilte die Polizei mit.

Pfefferspray kommt zum Einsatz

Gegen 15 Uhr warfen etwa 250 vermummte Aktivisten des linken Spektrums im Bereich Friedrich-Ebert-Straße / Mörikestraße alle möglichen Gegenstände auf die Einsatzkräfte. Um die Lage unter Kontrolle zu bringen setzten die Beamten Pfefferspray ein. Über Verletzungen ist nichts bekannt.

Um 17 Uhr endete die Neonazi-Demo mit einer Kundgebung am Göppinger Bahnhof. Danach verließen die meisten Teilnehmer die Stadt, auch die linken Aktivisten machten sich auf den Heimweg. Zu einem direkten Zusammentreffen der beiden Gruppen sei es nicht gekommen, teilte die Polizei mit.

Die Stadt Göppingen hatte im Vorfeld noch versucht, den Neonazi-Aufmarsch zu untersagen. Das Verbot wurde vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg am Freitag aber als rechtswidrig aufgehoben.