Die Damnatio memoriae ist vollzogen. Dabei sollte die Geschichte lehren, dass das einfache Ausradieren eines Namens nicht genügt, die Erinnerung an missliebige Zustände auszulöschen und die Vergangenheit vergessen zu machen. Auch eine „Wohnbau Weissach“ bleibt eine im Besitz der Gemeinde befindliche private Firma, die lediglich die ehrenamtlichen Aufsichtsräte kontrollieren.

 

Weder das Landratsamt, noch die Gemeindeprüfanstalt dürfen eine solche kommunale Baugesellschaft prüfen. Geschäftsführung und der als Aufsichtsratsvorsitzender amtierende Bürgermeister müssen daher größtmögliche Transparenz sicher stellen. Denn die Wohnbau Weissach ist eben keine „Bietigheimer Wohnbau“ mit 30 000 Wohnungen und 160 professionell arbeitenden Mitarbeitern. In Weissach läuft man sich über den Weg, man kennt sich. Das Restrisiko an Selbstbedienungsmentalität bleibt.

Von Florian Mader

„Ich sehe nicht, dass die Kommbau transparent ist“, erklärt Herrmann. „Denn der Grundsatz eines Unternehmens ist die Verschwiegenheit.“ Das sei schwierig, denn schließlich stecken öffentliche Steuergelder in der Firma. Zudem benötige eine Gemeinde der Größe von Weissach kein solches Unternehmen.

Adelheid Streckfuß verweist darauf, dass der Geschäftsführer der Kommbau über Beträge bis einer Million Euro frei verfügen kann. „Er verwaltet da Steuergelder“, sagt die Gemeinderätin. „Wenn ein solcher Geschäftsführer mehr Rechte hat als ein Bürgermeister, dann kann ich dem nicht zustimmen.“

Daniel Töpfer verspricht Transparenz

Andreas Pröllochs, der Fraktionschef der Bürgerliste, begrüßt dagegen die Aufarbeitung und die Zukunft der gemeindeeigenen Baugesellschaft. „Die Firma bietet Möglichkeiten, die andere Kommunen nicht haben“, stellt er fest. „Und die sollten wir nutzen.“ Der Freie-Wähler-Chef Detlef Bausch erinnert an den Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“, da könne die Baugesellschaft mitwirken.

Transparenz werde aber ein wichtiges Stichwort sein, das verspricht der Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende Daniel Töpfer. Im Haushalt würden schon jetzt alle wichtigen Zahlen veröffentlicht, auch die Jahresabschlüsse werde er künftig bekannt geben.

„Die Handlungsaufträge des Gemeinderates werden künftig klar und transparent erfolgen“, sagt er und kündigt an: „Schon in der nächsten öffentlichen Sitzung wird der Gemeinderat die Gesellschaft mit dem Bau von sozialem Wohnraum beauftragen.“ Jetzt gelte es, neues Vertrauen für die „Wohnbau Weissach“ aufzubauen. „Und das wird gelingen, wenn sie für die Bürger konkreten Mehrwert schafft.“

Die Kommbau

Gründung
Als im Jahr 2002 der Bau zweier Altenheime anstand, gründete die Gemeinde Weissach die kommunale Baugesellschaft „Kommbau“. Das Mörike-Stift und das Körner-Stift waren daher auch die ersten Projekte, 17 Millionen Euro investierte die Firma hier.

Projekte Gebaut hat die Kommbau zudem die Strickfabrik, einige Wohnhäuser und die Strudelbachhalle.

Vorwürfe Spätestens 2010 hat die Gemeindeprüfanstalt gerügt, dass die Kommbau die Aufträge falsch erteilt, seit 2014 ist das öffentlich bekannt geworden.

Kommentar: Es genügt nicht, nur den Namen auszutauschen

Die Damnatio memoriae ist vollzogen. Dabei sollte die Geschichte lehren, dass das einfache Ausradieren eines Namens nicht genügt, die Erinnerung an missliebige Zustände auszulöschen und die Vergangenheit vergessen zu machen. Auch eine „Wohnbau Weissach“ bleibt eine im Besitz der Gemeinde befindliche private Firma, die lediglich die ehrenamtlichen Aufsichtsräte kontrollieren.

Weder das Landratsamt, noch die Gemeindeprüfanstalt dürfen eine solche kommunale Baugesellschaft prüfen. Geschäftsführung und der als Aufsichtsratsvorsitzender amtierende Bürgermeister müssen daher größtmögliche Transparenz sicher stellen. Denn die Wohnbau Weissach ist eben keine „Bietigheimer Wohnbau“ mit 30 000 Wohnungen und 160 professionell arbeitenden Mitarbeitern. In Weissach läuft man sich über den Weg, man kennt sich. Das Restrisiko an Selbstbedienungsmentalität bleibt.

Von Florian Mader