Noch mehr Szene-Gastronomie in der Stuttgarter Altstadt: Ende Juni eröffnen die Macher der Palermo-Galerie das Korridor an der Weberstraße. Geplant ist eine Mischung aus Bar und Kulturort.

Stuttgart - Rotes Licht hat seine Reize, auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Dass die Stuttgarter Altstadt immer mehr junge Szene-Gastronomen anzieht, ist nichts Neues. Schon seit Ende des vergangenen Jahrzehnts leistet die Bar FouFou an der Platz-Kreuzung Leonhard-/Weberstraße Pionierarbeit, das Paul & George an der Weberstraße bringt seit zwei Jahren noch mehr Cocktailkultur ins Rotlichtmilieu und Betriebe wie das Immer Beer Herzen oder Suessholz dehnen diese spannende Gastro-Transformation weiter aus bis zum Wilhelmsplatz oder die Hauptstätterstraße.

 

Ab Ende Juni wird auch jener Teil der Weberstraße Szene-gastronomisch erschlossen, der vom besagten FouFou bis zur Lazarettstraße führt, vielleicht Stuttgarts schnuckeligste, kopfsteingepflasterte Gasse überhaupt, die sich durch dicht bebaute, mitunter wundervolle Häuserfassaden schlängelt. Das Gebäude 11d, fast an der Ecke Jakobstraße, hat die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) modernisiert und überlässt die Gewerbeeinheit im EG unter drei Wohnungen dauerhaft für gastronomische-kulturelle Zwecke. Vielleicht ist das allein schon eine kleine Sensation für sich.

Keine Unbekannten in der Stuttgarter Kulturszene

Das Pächtertrio aus Elmar Mellert, Max Perna und Martin Zieske wird hier die Bar namens Korridor eröffnen. Der Name ist fast schon naheliegend, steht man vor dem Gebäude in der gefühlten Mitte der engen Weberstraße, der eben wie ein Korridor zwischen Züblin-Parkhaus und Wilhelmsplatz wirkt.

Mellert, Perna und Zieske sind keine Unbekannten in der Stuttgarter Kulturszene. Die Künstler, die an Kunstakademie studieren, und mitunter auch als DJs aktiv sind, haben in den verganenen Jahren in wechselnden Locations die Palermo-Galerie initiiert. „Die hat sich immer mehr in einen Ort verwandelt, in dem sich Kunstausstellungen, Subkultur und Musikveranstaltungen getroffen haben“, erklären die drei. Man bewege sich also schon immer etwas zwischen den Welten, aber eben immer nur auf bestimmte Zeit für einige Wochen bis Monate.

Neue Erfahrung und Chance zugleich

Die Erfahrungswerte ihrer Palermo-Exkursionen dienen zwar als Basis für das erste feste Projekt, aber vor dem hat man auch durchaus Respekt: „Wir haben jetzt einen Platz, der nicht mehr als Zwischennutzung funktioniert, sondern langfristig ausgelegt ist. Gleichzeitig auch ein Ort, der nicht als Galerie funktionieren kann, sondern eindeutig als Gastronomie.“

Man sieht das als neue Erfahrung und Chance zugleich, betont das Trio. Man betreibe eine Bar, kappe aber nicht seine Wurzeln. „Eigentlich ging es uns schon immer darum, genau solche Zwischenräume zu schaffen. Eine Bar, die für Jedermann offen ist, aber ihre Wurzeln ganz klar in den temporären Subkultur-Projekten hat, die wir davor betrieben haben.“

Dank dieser temporären Projekte stand das Korridor-Team schon immer im Kontakt mit der Stadt und so tat sich nun auch die Option Weberstraße 11d auf. „Die SWSG hat ein Interesse daran, das lange vernachlässigte Leonhardtsviertel neu zu beleben. Und wir haben ein Interesse daran, genau solche Orte ein wenig nach unserem Geschmack zu gestalten.“ Die klassische Win-Win-Situation und letztendlich wären wir auch wieder beim besagten Reiz des roten Lichts. „Die Gegend ist durch ihre Mischung aus Rotlichtmilieu, Szenegastronomie und alteingesessenem Wohnviertel schon jetzt eine der spannendsten in ganz Stuttgart, und damit genau der Ort, an dem wir uns wohlfühlen.“

Bar Korridor: Weberstraße 11d, Ecke Jakobstraße, Eröffnung geplant Ende Juni
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