Die provisorischen Fernbusterminals gehen zum 1. April in Betrieb. Diese Lösung ist auf maximal fünf Jahre befristet.

Stuttgart - Busreisende müssen sich von April an umgewöhnen: Zum 31. März schließt die Stadt den bisherigen zentralen Busbahnhof am Schlossgarten. Von Donnerstag an machen die Fernbusse stattdessen Station in Obertürkheim und in Zuffenhausen. Die Interimslösung ist auf maximal fünf Jahre befristet.

Teure Umbauten


Die nach dem Scheitern des als Ersatz vorgesehenen Fernomibusbahnhofs in Vaihingen vom Gemeinderat beschlossenen Provisorien sind bereits hergerichtet: Auf dem Park-and-Ride-Parkplatz beim Autoport, wo das Gros der Busse ankommt, sind die Halteplätze markiert, das Gelände ist abgesperrt und mit einer Schranke versehen. Rund 100.000 Euro hat sich die Stadt die Umbauten kosten lassen, um den Bushaltebereich von den Parkplätzen abzugrenzen. Für die P+R-Pendler stehen noch 65 Stellplätze zur Verfügung.

Mit der notwendigen Infrastruktur hapert es freilich noch. Zwar ist geplant, ein stilles Örtchen in Form eines Toilettencontainers auf dem Gelände einzurichten. "Ob der schon zum 1. April zur Verfügung steht, ist allerdings noch offen", sagt Gerhard Rotermund, Stuttgart-21-Projektleiter beim Tiefbauamt der Stadt. Für eine Übergangszeit sollen Dixieklos dem Notstand abhelfen.

Geklärt ist dagegen mittlerweile, wo die Buspassagiere vor Ort Fahrkarten erwerben kann. Ein Busunternehmen werde einen Pavillon auf dem Gelände mieten, so Rotermund. Am Zuffenhausener Bahnhof hingegen, der von einem kleineren Teil der Fernbusse angefahren wird, mussten kein baulichen Veränderungen vorgenommen werden; Busreisende, die ein dringendes Bedürfnis verspüren, können dem im Bahnhofsgebäude nachkommen.

Ausnahme für VfB-Fans


Die Busunternehmen sind mittlerweile über die neuen Anlaufstationen informiert, die Anfahrtsrouten werden ausgeschildert. Busse aus Richtung Süden sollen via Bundesstraße 10 über die Ausfahrt Hedelfingen Süd/Hafen, zum neuen Terminal geleitet werden; vom Norden her weisen Schilder den Weg von den Bundesstraßen 10 und 27 über die Heilbronner, Ludwigsburger, Burgunder Straße und Frankenstraße. Eine Ausnahme gibt's nur für Fans des VfB Stuttgart: Sie sollen auch künftig nach Auswärtsspielen am Hauptbahnhof aus dem Bus steigen dürfen.

Unzufrieden ist man im Gemeinderat mit der Beschilderung für jene Busreisenden, die mit der S-Bahn zu den neuen Haltepunkten anreisen. Die mit Plastikfolien verschweißten Handzettel und Stadtpläne mit den markierten neuen Standorten, die rund um den alten Bahnhof beim Schlossgarten notdürftig angebracht sind, wirken jedenfalls ausgesprochen provisorisch.

Die Ratsgrünen halten die Wegweiser gar für peinlich. "Das Aus für den ZOB ist ja nicht über Nacht gekommen, da hätte man sich für die Fahrgäste eine professionellere Information einfallen lassen können", kritisiert der Grünen-Fraktionschef Werner Wölfle. Die Ökopartei fordert nun ein professionelles Beschilderungskonzept.

Der Regionalgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Gerhard Pfeifer, wertet die Beschilderung als negatives Exempel für die Informationspolitik über Verkehrsumleitungen, die durch Stuttgart 21 notwendig werden: "Wird jetzt schon an Schildern gespart, um die magische Schwelle von 4,5 Milliarden Euro Baukosten nicht zu überschreiten?"

Alter Busbahnhof liegt vorerst brach


Völlig unklar ist derweil noch, wann die Bahn das Areal des bisherigen Busbahnhofs als Logistikfläche für den Bau des geplanten Tiefbahnhofs in Beschlag nehmen wird. In den nächsten zwei Monaten werde die Fläche jedenfalls noch nicht benötigt, teilte das Büro von Stuttgart-21-Sprecher Wolfgang Drexler mit. Die Stadt hatte die zum Schlossgarten gehörende Fläche vom Land angemietet.

Nach Abschluss der Finanzierungsverträge für das Bahnprojekt im vergangenen Jahr hatte das Land den Vertrag auf Ende 2009 gekündigt, sich aber mit der Stadt auf eine Fristverlängerung verständigt, die jetzt ausläuft. "Wir brauchten eine gewisse Vorlaufzeit, um die Provisorien einzurichten und die Touristikunternehmen zu informieren", erläutert Rotermund. Inzwischen hat die Bahn das Areal übernommen - ob gekauft oder gemietet, darüber schweigen sich sowohl der Schienenkonzern und das Land aus.

Weil der eingeführte Bushalt am Schlossgarten dem Bahnprojekt Stuttgart 21 zum Opfer fällt, machen inzwischen auch Gegner des Milliardenprojekts gegen die Schließung mobil. Zwar taugen die Bussteige beim besten Willen nicht zum Weltkulturerbe, dafür aber zum "Probesitzen". Unter diesem Motto wird jedenfalls auf Flugblättern für Samstag, 10. April, um 14 Uhr zu einer Protestveranstaltung am alten Omnibusterminal aufgerufen.