Seine Beharrlichkeit wird belohnt: Ralf Bochert hat die Debatte über die Alt-Kennzeichen ins Rollen gebracht. Jetzt hört das Bundesverkehrsministerium auf den Dekan des Studiengangs Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn.

Stuttgart - Das Kennzeichenspiel macht manch lange Autofahrt ein wenig erträglicher. Mit Ralf Bochert macht das Raten aber keinen Spaß. Schließlich kennt der gebürtige Bremer alle Ortsabkürzungen und auch diejenigen Stadtkürzel, die es schon seit Jahren nicht mehr gibt.

 

Doch für den Dekan des Studiengangs Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn sind die Kennzeichen mehr als Buchstaben. Er sieht sie als wichtiges Instrument des Stadtmarketings. Mit einem Forschungsprojekt namens „Heilbronner Initiative Kennzeichenliberalisierung“ hat er bundesweit Aufmerksamkeit erregt.

Dass in vielen Kommunen Deutschlands – darunter auch einige in Baden-Württemberg – über die Rückkehr zum Altkennzeichen diskutiert wird, ist sein Verdienst. 74 Prozent der mehr als 40 000 Bürger, die Bochert und seine Studenten bis heute befragt haben, wollen zum alten Ortskürzel zurück.

Jetzt wird Ralf Bochert für seine Beharrlichkeit belohnt

Landauf, landab hat der umtriebige Professor, der gern Fliege trägt, seine Studie vorgestellt. „Wir stellen lediglich die Idee und die Zahlen vor, alles Weitere ist Sache der Städte“, hat Bochert immer wieder betont. Stets hat der Stuttgarter, der seit 1996 im Stadtteil Dürrlewang lebt, auf das Modell Hanau verwiesen. Schon seit einigen Jahren erhalten die Bewohner der hessischen Stadt das Kürzel HU, obwohl die Kommune zum Main-Kinzig-Kreis (MKK) gehört. Schon früh hat sich der 50-Jährige nicht nur für die Wiedereinführung der Altkennzeichen starkgemacht, sondern auch für neue Ortskürzel.

Für seinen Vorstoß musste der Wissenschaftler viel Kritik einstecken. Es gebe wichtigere Themen, lautete ein oft gehörter Vorwurf. „Welche Bedeutung das S für Stuttgart tatsächlich hat, würde man feststellen, wenn man sie zwänge, künftig das Karlsruher KA auf dem Auto zu führen“, hat er einst in einem Interview gekontert. Genau dies mute man seit Jahrzehnten den Gmündern und den Crailsheimern zu – nur „eine Nummer kleiner“.

Bocherts Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt, wie der Vorstoß des Verkehrsministeriums zeigt. Dabei macht er um seinen Anteil kein großes Aufheben. Ihn habe überrascht, wie schnell Minister und Städte die Empfehlung aufgegriffen hätten: „Obwohl es politisch riskant war.“ Dass sich bereits 4000 Bürger der Stadt Wetzlar seit 1. Juli ein WZ zugelegt haben, findet er beachtlich. „Das hat schon eine kleine Bedeutung“, sagte er am Montag. Die neuen Ortskürzel ändern aber nichts daran: Wenn es ums Raten von Kennzeichen geht, wird Ralf Bochert immer ein Spielverderber bleiben.