Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Das soll von Amsterdam aus geschehen, wo ein gutes Dutzend Redakteure Beiträge von freien Journalisten aus aller Welt bearbeiten wird. „European Daily“ soll nicht wie andere Medien mit europäischem Fokus zu Brüssel-lastig werden; auch soll es keine Wirtschaftszeitung werden wie die „Financial Times“, deren Europaausgabe aktuell als wichtigstes Forum für EU-Themen gilt. Was diese Rolle angeht, will Christofer Berg der FT jedoch Konkurrenz machen: „Das Merkel-Interview Ende Januar mit drei nationalen Qualitätszeitungen war einer der wenigen echt europäischen Punkte, die in die Diskussion eingebracht wurden“, sagt Berg, „aber auf welchem Forum hätte jemand antworten können?“ Hier sieht der Mitgründer eine Nische für sein Blatt.

 

16 Seiten soll Bergs Zeitung haben, überschrieben mit Politik, Wirtschaft, Meinung, Kultur und Sport. In der Nullnummer ging es um die europäischen Auswirkungen von Italiens „Nein“ zur Atomkraft, es gab ein Feature zu spanischen „Generation Facebook“, der Investor George Soros forderte mehr Transparenz bei großen Rohstoffunternehmen. Es folgten ein Serge-Gainsbourg-Porträt und ein Text zur Frauenfußball-WM.

All das soll auf allen Kanälen Geld kosten: eine Printausgabe wird es für 2,50 Euro geben, online und auf mobilen Geräten wird eine Paywall errichtet. „Unsere Leser sind es gewohnt, für gute Informationen zu zahlen“, sagt der Projektleiter Daniel Freund. Deshalb könne mit „European Daily“ funktionieren, was aus gleich zwei Gründen kaum möglich erscheint: in Zeiten sinkender Auflagen eine neue Zeitung an den Markt zu bringen und zugleich einen publizistischen Punkt für Europa zu machen, wo Europas Gesellschaften derzeit den genau umgekehrten Weg gehen.