In einem dreimonatigen Testlauf erprobt die Stuttgarter Polizei das neue Anhaltesignal "Yelp". Das erinnert stark an die Geräuschkulisse in US-amerikanischen Krimis. Wie das klingt, hören und sehen Sie im Video!

Lokales: Christine Bilger (ceb)

In einem dreimonatigen Testlauf erprobt die Stuttgarter Polizei das neue Anhaltesignal "Yelp". Das erinnert stark an die Geräuschkulisse in US-amerikanischen Krimis. Wie das klingt, hören und sehen Sie im Video!

 

Stuttgart - Der Ton fährt durch Mark und Bein, wenn man direkt vor dem Streifenwagen steht. Der Polizeipräsident Franz Lutz hat die Zuschauer bei der Präsentation des neuen Signals noch extra gewarnt: „Es wird aber sehr laut!“ Dann gibt er den Kollegen das Zeichen und sie lassen das Yelp-Signal ertönen. Yelp ist das englische Wort für jaulen, und so klingt es auch, wenn die Sirene heult: „Wiuwiuwiu“ dröhnt es ein paar Sekunden lang. Keine Frage: Wer vor einem Streifenwagen fährt, der diesen Jaulton verbreitet, kann nicht sagen, er habe nicht gemerkt, dass hinter ihm die Polizei ist und ihn anhalten will.

Das ist Sinn und Zweck des Signals: Die Polizei soll im fließenden Verkehr ein Auto stoppen können, ohne an diesem vorbeifahren oder es überholen zu müssen. Von der Position hinter dem Wagen, an dessen Fahrweise es womöglich etwas zu beanstanden gibt, sollen die Beamten auf sich aufmerksam machen können. Bisher konnten die Polizeiautos bereits auf dem Dach zwischen den Blaulichtern „Stop Polizei“ aufleuchten lassen. Wurde das nicht bemerkt, blieb den Streifenwagenbesatzungen nur übrig, die Kelle zu zücken, zum Überholen anzusetzen, zu winken und dann hinter das Auto zurückzufallen.

Das Signal soll in den kommenden Wochen in Stuttgart bei Verkehrskontrollen erprobt werden und wenn der Probelauf erfolgreich ist in ganz Baden-Württemberg eingesetzt werden. Es handelt sich bei dem Ton um ein zusätzliches Signal, das herkömmliche Tatütata des Martinshorns wird auch weiterhin bei Einsatzfahrten ertönen. Nur wenn ein Verkehrsteilnehmer gestoppt werden müsse, soll das zusätzliche Tonsignal zu hören sein. Das System ist dreistufig, nicht bei jedem Fall wird die Streifenwagenbesatzung es jaulen lassen: Erst läuft wie gehabt der Schriftzug „Stop Polizei“ in Spiegelschrift über den Balken auf dem Fahrzeugdach. Als nächstes kommt ein weiteres optisches Signal hinzu, das nun zusammen mit dem Yelp eingeführt wurde: Der sogenannte Flasher, ein rotes Blinklicht, das neben dem Blaulicht aufleuchtet. Als dritte Stufe wird dann der Jaulton zugeschaltet.

Polizeipräsident Lutz: „Wir werden hier keine amerikanischen Verhältnisse bekommen“

„Der Unterschied der Signale ist klar. Das Martinshorn bedeutet die Polizei braucht freie Bahn, der Jaulton signalisiert dem Verkehrsteilnehmer: stehenbleiben“, erläutert der Polizeipräsident Franz Lutz. Das Yelp soll nur einmal aufheulen, das Martinshorn läuft anhaltend bei einer Einsatzfahrt. „Wir werden hier keine amerikanischen Verhältnisse bekommen“, sagt Lutz über die Geräuschkulisse der Stadt. „Das Umprogrammieren ist eine Sache von wenigen Handgriffen. Ich habe mir sagen lassen, dass das in zwei bis drei Minuten erledigt ist“, fügt Franz Lutz hinzu. Diese Handgriffe haben die Mitarbeiter der Werkstatt des neuen Polizeipräsidiums Technik, Logistik und Service bisher an 30 Autos vorgenommen, um den Probelauf starten zu können. Weitere 40 sollen in den nächsten Tagen dazu kommen.

Im Land verfügt die Polizei über 2200 Streifenwagen, etwa 2000 davon seien umrüstbar, sagt Anton Saile, der Leiter der Abteilung Einsatztechnik des Technikpräsidiums. 1400 seien so weit vorbereitet, dass das neue Signal mit den wenigen, von Polizeipräsident Franz Lutz genannten Handgriffen, machbar sei, fügt Saile hinzu. Es müssten lediglich ein paar Programmierungsschritte in der Software vorgenommen werden, die die Anlage auf dem Autodach steuert, fügt er hinzu

Drei Monate lang werden Erfahrungen gesammelt

Ob das Signal landesweit eingeführt wird, hängt von den Erfahrungen ab, die die Polizei in der Landeshauptstadt bei Verkehrskontrollen in dem zunächst auf drei Monate angelegten Pilotprojekt macht. „Dabei wird eine Rolle spielen, ob unsere Leute feststellen, dass sie mit dem neuen Signal tatsächlich schneller und sicherer Autofahrer für eine Verkehrskontrolle anhalten können“, sagt Roland Haider, der Chef der Stuttgarter Verkehrspolizei.

Die Stuttgarter Polizei ist zwar die erste in Baden-Württemberg, die Yelp einführt, aber nicht die erste in Deutschland. In Bayern sind die Münchner seit Februar in einer Testphase. „Die Hessen haben das Signal seit 2004 im Testlauf“, sagt Haider.

Bei den Bürgern ist der Testlauf noch nicht sonderlich beliebt. Diesen Eindruck kann man bekommen, wenn man die Reaktionen auf unserer Facebookseite StZ-Polizeireporter liest. „Wie ein Spielzeugauto“, klinge der neue Ton, wird da bemängelt.

Hinweis der Redaktion: Die ursprüngliche Meldung von Dienstag, 15. April, 14.29 Uhr, wurde um 17.09 Uhr aktualisiert und um weitere Informationen ergänzt.