Die Bezirksvorsteherinnen Veronika Kienzle (Grüne) und Andrea Krüger (CDU) durften am Samstag Bagger fahren. Sie haben die beiden Röhren für die U 12 im Europaviertel angestochen und Namenspate gestanden: Der stadtauswärts führende „Veronika-Tunnel“ und der stadteinwärts verlaufende  „Andrea-Tunnel“ sollen 2016 mit der Strecke in Betrieb gehen.

Stuttgart - Tunnels zu bauen ist ein riskantes Geschäft. Das haben am Samstag die beiden Bezirksvorsteherinnen Andrea Krüger (S-Nord) und Veronika Kienzle (S-Mitte) beim Anstich der beiden Stadtbahnröhren im Europaviertel unter Beweis gestellt: Die Frauen, die die Patenschaft für die beiden Tunnel nahe der Stadtbibliothek übernommen haben, hätten doch um ein Haar Susanne Schupp, die Pressesprecherin der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), und Oberbürgermeister Fritz Kuhn mit dem Bagger an die Wand gedrückt. Doch die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Mineure, verhinderte bereits beim Tunnelanstich Schlimmeres.

 

Die beiden Röhren sollen in den kommenden Monaten in bergmännischer Bauweise vom Europaviertel Richtung Hauptbahnhof vorgetrieben werden. Sie schließen die Lücke zwischen der neuen Stadtbahnlinie U 12, die zwischen Dürrlewang und Hallschlag und später weiter bis nach Remseck fahren soll und der Stadtbahnstammstrecke unter der Heilbronner Straße. SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold betonte in seiner Ansprache, das Unternehmen benötige eine gute Infrastruktur, um in Konkurrenz zu anderen Verkehrsträgern wettbewerbsfähig zu bleiben.

OB Kuhn hofft, dass viele Autofahrer auf die Schiene umsteigen

Auch OB Kuhn nannte den neuen Schienenstrang einen wichtigen Beitrag zum öffentlichen Nahverkehr und für „weniger Individualverkehr“. Die U-12-Strecke, so der SSB-Aufsichtsratsvorsitzende, könne nach Passagierzahlen die drittstärkste SSB-Linie werden. Im Angesicht des im Bau befindlichen Einkaufzentrums Milaneo entlang der Wolframstraße sagte Kuhn, sei die U 12 „die richtige Antwort“, wenn man die Menschen überzeugen wolle, vom Auto auf die Schiene umzusteigen. In einer ökumenischen Andacht erbaten der katholische Diakon Peter Maile und die evangelische Pfarrerin Esther Kuhn-Lutz Gottes Segen für die Arbeiter.

Die Röhren sind zusammen 410 Meter lang und sollen 2016 mit der Strecke in Betrieb gehen. Der stadtauswärts führende Tunnel trägt den Namen „Veronika-Tunnel“, der stadteinwärts verlaufende wurde auf den Namen „Andrea-Tunnel“ getauft. Der Gesteinsausbruch erfolgt durch Bagger, danach werden die Tunnelwände mit einer 20 bis 40 Zentimeter dicken Spritzbetonschale ausgekleidet. Anschließend wird die Innenschale hergestellt.

Tunnelpatin Kienzle übte leise Kritik an der Bahn

Als „Folgemaßnahmen“ muss die Bahn in den kommenden Jahren wegen des Baus des unteririschen S-21-Gleisvorfelds im Anschluss an die beiden Röhren zwei weitere, rund 500 Meter lange Tunnel bauen. Dort sollen künftig jene Stadtbahnzüge verkehren, die bisher noch unter der Heilbronner Straße unterwegs sind.

Die beiden Tunnelpatinnen zeigten sich vor den rund 200 geladenen Gästen geehrt. Die Grünen-Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, die sich im Vorfeld des Tunnelanstichs kritische Fragen aus ihrer Partei gefallen lassen musste, weil der Bau mittelbar mit dem umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 zusammenhängt, sagte, sie freue sich über die Patenschaft: „Anders als der große Bruder (die Bahn/Anmerk. der Red.), der sich nicht immer ordentlich verhält“, stünden die SSB für gute Planung und Zuverlässigkeit. Andrea Krüger (CDU) betonte, der Mensch dürfe sich nicht in dem Glauben wiegen, alles sei beherrschbar: „Beim Tunnelbau gibt es Risiken.“