Am Mittwoch wollen Finanzbürgermeister Michael Föll und Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer etwa 20 neue Standorte für Unterkünfte und neue Interimsquartiere bekannt geben. Auch die Pavillons einer Stuttgarter Schule sind im Gespräch.

Stuttgart - An diesem Mittwoch werden Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) und die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) in einer Pressekonferenz etwa 20 neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte bekanntgeben. Öffentlich gemacht werden dann auch Gebäude, die als Interimsquartiere genutzt werden können. Zu diesen zählen einige Waldheime, aber offenbar auch Schulgebäude. In den beiden Pavillons, die auf dem Gelände der Fasanenhofschule stehen, könnten Flüchtlinge einquartiert werden. Die Stadt rechnet derzeit mit einer Zuweisung von 600 neuen Flüchtlingen jeden Monat.

 

Die beiden Pavillons wurden zuletzt für Mal- und Trommelkurse genutzt, außerdem fand dort der muttersprachliche Unterricht der niederländischen Schule statt. In den vergangenen Tagen sind die Gebäude eilig frei geräumt worden. Details waren am Montag im Rathaus nicht zu erfahren. Erst müsse OB Fritz Kuhn (Grüne) seine Zustimmung zu den vorgeschlagenen Standorten geben. Auch die Rektorin Corinna Emeling wollte keinen Kommentar abgeben. Ihr Lehrerkollegium hat sie bereits informiert, die Eltern der 220 Grundschüler noch nicht. Bis 2013 war die Fasanenhofschule Grund- und Werkrealschule, heute ist sie eine reine Grundschule.

Vier evangelische Waldheime in engerer Wahl

Geprüft worden sind in den vergangenen Wochen auch die Waldheime, die die evangelische und die katholische Kirche sowie die Arbeiterwohlfahrt unterhalten. In Frage kommen nach Auskunft des evangelischen Stadtdekans Søren Schwesig lediglich vier von 18 Waldheimen in evangelischer Trägerschaft, bei den anderen fehle es an den notwendigen sanitären Anlagen. Standorte will Schwesig keine nennen, um der Entscheidung der Stadt nicht vorzugreifen. „Aber wir als Kirche wollen unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen“, versichert er. Von der Awo wird kein Waldheim dabei sein, wie deren Geschäftsführer Friedhelm Nöh erklärte: „Unsere vier Heime sind nicht winterfest.“

Auskünfte gab es am Montag zu anderen Standorten. Im Sozialausschuss wurde bekanntgegeben, dass die Systembauten in der Solitudestraße in Weilimdorf mit 156 Plätzen erst im Mai 2016 bezogen werden können und nicht wie geplant zum Jahresende. „Wir mussten in deutlich größerem Ausmaß als erwartet dioxinbelastetes Erdreich abtragen“, sagte Axel Wolf vom Liegenschaftsamt. Verzögern wird sich der Einzug auch im Ruckenäcker in Botnang, wo erst im April mit einer Fertigstellung zu rechnen ist. Hintergrund ist ein tierökologisches Gutachten, das gemacht werden musste, weil in den früheren Kleingärten Eidechsen und Haselmäuse gesichtet worden waren, die unter Artenschutz stehen. „Wir mussten für das Gutachten eine Vegetationsperiode abwarten“, so Wolf.

Eine Veränderung gibt es auch im Haus Martinus, das seit August vom Land als Erstaufnahmestelle genutzt wird. Das Land hat in dem ehemaligen Pflegeheim der Caritas 370 Flüchtlinge untergebracht, die noch nicht registriert worden sind. Die Stadt Stuttgart wird das Haus Martinus von Ende September/Anfang Oktober an wieder selbst als vorübergehende Unterkunft nutzen. „Wir haben mit dem Land vereinbart, dass die Flüchtlinge registriert werden und dann in Stuttgart bleiben können“, berichtete Sozialbürgermeisterin Fezer. Die Stadt wird im Haus Martinus allerdings nur 270 Flüchtlinge unterbringen. „Unsere Standards sehen auch Schränke und Tische für die Flüchtlinge vor, die wir im laufenden Betrieb bereitstellen werden“, so Fezer. Hundert Flüchtlinge werden in andere Stuttgarter Unterkünfte verteilt.

Stadt übernimmt Haus Martinus wieder vom Land

Sozialbürgermeisterin Fezer nutzte den Sozialausschuss am Montag nicht nur dafür, um Neuigkeiten zu Zahlen und Gebäuden bekanntzugeben, sondern auch, um ein Konzept zur besseren Integration von Flüchtlingen anzukündigen, das vier Bereiche umfassen soll: Wohnen, Arbeit, Sprache und Kulturvermittlung. Aus Sicht der Bürgermeisterin muss die Stadt mehr Anstrengungen unternehmen, um bezahlbaren Wohnraum für bedürftige Menschen, aber eben auch für Flüchtlinge zu schaffen. „Außerdem brauchen wir einen noch engeren Zusammenschluss aller Akteure, um Flüchtlinge schneller in Ausbildung und Arbeit zu bringen“, so Fezer.

Bei der Sprachvermittlung müsse es darum gehen, geeignete Sprachlehrer zu finden. Außerdem mahnte sie an, dass die beim Sozialamt angesiedelte Clearingstelle für sprachliche Integration zwingend mehr Personal brauche. „Wenn wir mehr Flüchtlinge schnell in Deutschkurse bringen wollen, müssen wir hier aufstocken. Sonst bleibt das gesamte System verstopft.“ Unter Kulturvermittlung versteht die Bürgermeisterin nicht in erster Linie das Heranführen an die schönen Künste, sondern das Vermitteln „unserer Grundwerte“. „Wer soll so eine solche Herausforderung meistern, wenn nicht wir in Stuttgart“, meinte Fezer, die allen Befürchtungen aus der Bevölkerung mit Mut und Zuversicht entgegentreten will.