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Der Dermatologe und Allergologe Andreas Wollenberg, Leiter der Neurodermitis-Sprechstunde der Klinik und Poliklinik für Allergologie und Immunologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, hat eine Studie zu Dupilumab geleitet, die kürzlich im medizinischen Fachblatt „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde.

 

Der Antikörper Dupilumab zählt zu den sogenannten Biologica und wird einmal wöchentlich oder vierzehntäglich gespritzt. Er blockiert ein Protein, das als Andockstelle (Rezeptor) für bestimmte Interleukine an der Aktivierung eines Teils des Immunsystems beteiligt ist, und hemmt die Aktivierung auf diese Weise.

Der Antikörper ist vor allem für Patienten mit mittelschwerer und schwerer Neurodermitis gedacht. Die Studie wurde nur mit erwachsenen Neurodermitikern durchgeführt.

In der Studie zu Dupilumab wurden fast 1400 Männer und Frauen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis mit Dupilumab oder Plazebo behandelt. Zwei Drittel der Probanden erhielten vier Monate lang Dupilumab wöchentlich oder vierzehntäglich in den Bauch gespritzt. Dem restlichen Probandendrittel wurde ein Plazebo injiziert. Der Antikörper braucht vier bis sechs Wochen, bis er seine volle Wirkung entfaltet. Nach und nach kam es bei einem Drittel bei Hautekzemen und Juckreiz zu einem deutlichen Therapieerfolg, bei den anderen mit Dupilumab kam es ebenfalls zu einer Besserung, die etwa drei Monate anhielt.

Je selektiver ein Medikament wirkt, desto weniger Nebenwirkungen treten auf. Dupilumab ist erstaunlich nebenwirkungsarm. Vereinzelt kam es zu leichten Infektionen wie Augenentzündungen.

Feuchte Schlauchverbände, die nachts wie ein Strumpf übergezogen werden, wirken stark juckreizstillend. „Reicht die Basistherapie nicht aus, sind weitere Medikamente nötig, aber die Basistherapie muss trotzdem täglich fortgeführt werden“, sagt der Allergologe Amir Yazdi. Eine gute Basistherapie kann die gesunden Intervalle zwischen den Schüben verlängern und deren Intensität verringern, bestimmt also den Therapieerfolg maßgeblich.

Kortison-Cremes nur langsam absetzen

Die nächste Behandlungsstufe stellen Salben, Cremes und Lotionen mit antientzündlichen Wirkstoffen dar. Bei akuten Schüben sind entzündungshemmende Kortisonpräparate erste Wahl. „Sie sind sehr wirksam. Bei rein äußerlicher Anwendung gibt es bei den hochmodernen Kortisoncremes kaum Nebenwirkungen. Hautverdünnung und systemische Effekte sind bei den neuen Präparaten kaum mehr zu erwarten. Es ist wichtig, das Kortison kontinuierlich und proaktiv anzuwenden“, so Traidl-Hoffmann.

Da man der Haut nicht ansieht, wenn in der Tiefe noch aktive Zellen schlummern, kann ein schnelles Absetzen von Kortison häufig zum Wiederauflammen der Entzündung führen. Deswegen sollte man die Cremes einmal wöchentlich auftragen – quasi zur Prophylaxe. „Wenn die Therapie so durchgeführt wird, wird in der Summe weniger Kortison gebraucht, weil es gar nicht mehr zu starken Schüben kommt“, sagt Traidl-Hoffmann. Entzündungshemmende Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus-Salbe und Pimecrolimus-Creme sind in ihrer Wirkung etwas schwächer als kortisonhaltige Cremes oder Salben. Sie haben dafür den Vorteil, dass sie auch im Gesicht und für längere Zeit einsetzbar sind. Der Juckreiz verringert sich, und die schubfreie Zeit wird länger.

Bei schwerer Neurodermitis kann die systemische Gabe von Ciclosporin A über kurze Zeiträume das Immunsystem unterdrücken. Es wirkt aber sehr unspezifisch und kann Nebenwirkungen wie Blutdruckentgleisungen und Nierenfunktionsstörungen haben. „Außerdem kann es bei längerer Anwendung das Risiko für hellen Hautkrebs stark erhöhen“, warnt Yazdi.

Für die Therapie schwerer Neurodermitis wurde ein Antikörper namens Dupilumab in internationalen Studien getestet. Das Medikament wirkt zielgerichtet und verursacht deshalb kaum Nebenwirkungen. „Dupilumab ist sehr vielversprechend. Wir hoffen, dass es in Deutschland bald zugelassen wird“, so Traidl-Hoffmann. Eine ganze Reihe ähnlicher Medikamente werden derzeit getestet.

Für die meisten Jugendlichen ist mit Beginn des Erwachsenenalters zumindest der Neurodermitis-Schrecken vorbei. Offenbar gilt das nicht bei schwerer Neurodermitis. Welche Kinder werden zu den Glücklichen gehören, welche nicht? Das soll ein großes Neurodermitis-Register klären. Es wird derzeit – finanziert von der gemeinnützigen Christine-Kühne-Stiftung für Allergieforschung und Edukation (CK CARE) – aufgebaut. Bei den teilnehmenden Kindern und Erwachsenen bestimmte Blutwerte und untersuchte Hautabstriche sollen Hinweise auf Biomarker liefern.

Der neue Hoffnungsträger heißt Dupilumab

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Der Dermatologe und Allergologe Andreas Wollenberg, Leiter der Neurodermitis-Sprechstunde der Klinik und Poliklinik für Allergologie und Immunologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, hat eine Studie zu Dupilumab geleitet, die kürzlich im medizinischen Fachblatt „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde.

Der Antikörper Dupilumab zählt zu den sogenannten Biologica und wird einmal wöchentlich oder vierzehntäglich gespritzt. Er blockiert ein Protein, das als Andockstelle (Rezeptor) für bestimmte Interleukine an der Aktivierung eines Teils des Immunsystems beteiligt ist, und hemmt die Aktivierung auf diese Weise.

Der Antikörper ist vor allem für Patienten mit mittelschwerer und schwerer Neurodermitis gedacht. Die Studie wurde nur mit erwachsenen Neurodermitikern durchgeführt.

In der Studie zu Dupilumab wurden fast 1400 Männer und Frauen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis mit Dupilumab oder Plazebo behandelt. Zwei Drittel der Probanden erhielten vier Monate lang Dupilumab wöchentlich oder vierzehntäglich in den Bauch gespritzt. Dem restlichen Probandendrittel wurde ein Plazebo injiziert. Der Antikörper braucht vier bis sechs Wochen, bis er seine volle Wirkung entfaltet. Nach und nach kam es bei einem Drittel bei Hautekzemen und Juckreiz zu einem deutlichen Therapieerfolg, bei den anderen mit Dupilumab kam es ebenfalls zu einer Besserung, die etwa drei Monate anhielt.

Je selektiver ein Medikament wirkt, desto weniger Nebenwirkungen treten auf. Dupilumab ist erstaunlich nebenwirkungsarm. Vereinzelt kam es zu leichten Infektionen wie Augenentzündungen.