Vier Padel-Verrückte wollen den spanischen Volkssport nach Stuttgart bringen. Im Juni wollen sie auf dem Wasen einen Court aufbauen. Die Stadt denkt daran, mit weiteren Sportangeboten den Platz auch zwischen den Festen zu nutzen.

Bad Cannstatt - Das Spielfeld sieht aus wie ein Tennisplatz, die Glaswände drum herum erinnern an einen Squashcourt und die Schläger gleichen denen eines Strandball-Spiels, nur sind sie durchlöchert. Was hierzulande noch viel Vorstellungskraft bedarf, ist in Spanien und einigen Ländern Südamerikas seit Jahren Nationalsport. Im Sommer können wohl auch die Stuttgarter den Sport namens Padel ausprobieren. Und zwar auf dem Cannstatter Wasen. Dort möchte die Stadt die zwischen Frühlings- und Volksfest teils ungenutzte Fläche für innovative Sportangebote nutzen.

 

„Padel ist ein Sport für jedermann“, sagt Julian Steinbuch. Das sei es, was ihm daran so gefalle. Der 33-jährige Stuttgarter hat einige Jahre in Spanien gelebt. Als er 2011 zurückkehrte, brachte er nicht nur seine Ehefrau mit nach Deutschland, sondern auch seine zweite große Liebe – den Padel-Sport. Und die Idee, die Mischung aus Tennis und Squash auch im Ländle zu etablieren. Bislang gibt es nur eine Handvoll Plätze in Deutschland. Zum Vergleich: In Spanien sollen es um die 300 000 sein.

„Mit ganz heißer Nadel gestrickt“

Nach einiger Zeit der Überlegung ging dann alles ganz schnell. Steinbuch tat sich mit seinem Bruder Mario, Eventmanagerin Kathrin Bansa sowie Jugendfreund und Tennisprofi Adrian Bayh zusammen. Ende April stürzten sich die vier in die Arbeit, fragten bei der Stadt an, starteten eine Crowdfunding-Kampagne, suchten Sponsoren. Wenn nun alles zügig klappt, bauen sie schon Anfang Juni den Padel-Platz auf. „Die Sache ist mit ganz heißer Nadel gestrickt“, sagt Steinbuch.

Die Nadel ist sogar so heiß, dass die Sache auch so kurz vor dem möglichen Beginn noch nicht ganz offiziell unter Dach und Fach ist. „Wir sind noch im Gespräch“, sagt Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft In Stuttgart, die die Veranstaltungen auf dem Wasen koordiniert. Man sei auf einem guten Weg, doch die technische Umsetzung müsse noch geprüft werden. Etwa wann und wie auf- und abgebaut wird oder wie man es mit den Parkplätzen für die Wilhelma-Besucher regelt. Wenn alles optimal laufe, könne es aber tatsächlich Anfang Juni losgehen.

Innovative und experimentelle Sportarten

Auch Günther Kuhnigk, der Leiter des städtischen Sportamts bestätigt, dass es noch nicht endgültig geklärt sei, ob der Padel-Platz aufgebaut werden darf und ob das Projekt der Stadt für ein mobiles Sportangebot in diesem Sommer beginnt. Er persönlich sei „ziemlich überzeugt davon“, dass es klappen wird, aber „es gibt noch ein paar Rahmenbedingungen zu klären“, sagt Kuhnigk. Fakt ist hingegen, dass der Gemeinderat auf Antrag der Grünen-Fraktion im aktuellen Doppelhaushalt mit großer Mehrheit 80 000 Euro bewilligt hat. Mit dem Geld kann die Stadt über zwei Jahre während der Monate zwischen dem Frühlings- und dem Volksfest die sonst teilweise ungenutzte Fläche mit Sportangeboten sinnvoll belegen.

Ganz konkret sollen die Sportanlagen auf dem an die König-Karls-Brücke grenzenden Teil des Wasen-Geländes errichtet werden. Unter anderem sind auch eine Skateanlage, Tischtennisplatten oder Basketballkörbe geplant. Doch laut Sportamtsleiter Kuhnigk soll es nicht nur gängige Angebote geben. Am liebsten wolle das Sportamt „innovative und experimentelle Trendsportarten unterbringen“, wie Kuhnigk erklärt. Padel würde da sehr gut ins Konzept passen – auch wenn es das einzige kommerzielle Angebot sein wird.

Jeder kann padeln

Vorerfahrung brauchet man laut Julian Steinbuch nicht, um Padel spielen zu können. Generell funktioniere das Spiel wie Tennis, nur gehörten die Glaswände zum Feld und man spiele immer Doppel, also zu viert im Court. „Auch bei Anfängern kommt sehr schnell ein Spiel zustande“, macht Steinbuch Mut. Wenn das Angebot auf dem Wasen gut ankommt, wollen die vier Padel-Verrückten indoor weitermachen und suchen schon nach einer Halle. In der Hoffnung, dass Padel bald auch in Stuttgart Volkssport wird.

Padel: Bis Sonntag, 25. Mai, läuft das Crowdfunding. Interessierte können online unter www.fairplaid.org/stuttgart-padel einen Platz buchen. Danach kann man auf der Homepage www.stuttgart-padel.de reservieren.