Die Spatzen bei Steinfest können denken und intelligent miteinander kommunizieren, sie sind aufgeweckte Beobachter des Menschentreibens. Manche sind sogar sehr bewusste Spione und Agenten in fremden oder eigenen Diensten. Einst von Menschen als intelligente Mikrowaffen abgerichtet und verfeinert, sind etliche dieser Kampfspatzen aus den Laboren entkommen und haben High-End-James-Bond-Technologie mitgenommen und weiterentwickelt.

 

Dass bestimmte sinistre Organisationen der Menschheit diesen Elitespatzen nachstellen, heißt aber nicht, dass die Grundkonstellation des Buches eine der klaren Konfrontation auf dem dunklen Schlachtfeld geheimer Dienste wäre.

Die Grundkonstellation des Buches ist der Zusammenhang, das Verbundensein. Der Spatz Quimp träumt im Schlaf immer wieder davon, er sei der menschliche Kriminalhauptkommissar Blind und lebe dessen Leben. Der Mensch Blind wiederum findet sich, kaum macht er die Augen zu, im Körper und Bewusstsein des Spatzen Quimp wieder. Was anfangs ein Doppelpass zwischen einer realen und einer imaginierten Figur zu sein scheint, was uns anzustacheln sollte, nach Hinweisen zu suchen, wer nun reales Wesen und wer bloß imaginierte alternative Existenz sein könnte, entpuppt sich allmählich als Blick in zwei verbundene Welten. Zwischen diesen Dimensionen gibt es diverse Arten Übergänge, spontane, schicksalhafte, kontrollier- und manipulierbare.

Der Autor zwingt, das verachtete Genre fantastischer Literatur endlich ernst zu nehmen

Fantastische Genreliteratur hat es in Deutschland, trotz der großen Tradition des Übernatürlichen in der Romantik und der Prager Fantastik, schwer. Sie gilt seit längerem nur noch als alberner Schund.Heinrich Steinfest ist auch insofern ein Phänomen, als ihm das Fantastische bislang verziehen, ja, in seinen Romanen rundweg genossen wurde. Allerdings ohne dass man deswegen neu über die Herabwürdigung der von Steinfest genutzten Genres nachdenken wollte.

In „Das geheime Leben der Flugzeuge“ wird vom Erzähler zwar so viel über Gott und tausend Nebensachen der Welt amüsant räsoniert wie in früheren Steinfest-Romanen. Aber dies könnte das Buch werden, bei dem sich Leser dem Fantastischen endlich stellen müssen. Steinfest geht unabhängig von seinem alles überstrahlenden Humor durchaus ernst an seinen Weltentwurf heran. Er stellt ihn letztlich ohne Dauerkarikierung vor, so wie beispielsweise der Comic-Autor David Petersen in seiner „Mouse Guard“-Reihe von einer auf Mittelalterstufe befindlichen Mäusezivilisation erzählt oder der britische SF-Autor und studierte Zoologe Adrian Tchaikovsky in einigen seiner Bücher Spinnenkulturen entwirft.

Einige Vögel sind als Agenten in fremden Diensten

Die Spatzen bei Steinfest können denken und intelligent miteinander kommunizieren, sie sind aufgeweckte Beobachter des Menschentreibens. Manche sind sogar sehr bewusste Spione und Agenten in fremden oder eigenen Diensten. Einst von Menschen als intelligente Mikrowaffen abgerichtet und verfeinert, sind etliche dieser Kampfspatzen aus den Laboren entkommen und haben High-End-James-Bond-Technologie mitgenommen und weiterentwickelt.

Dass bestimmte sinistre Organisationen der Menschheit diesen Elitespatzen nachstellen, heißt aber nicht, dass die Grundkonstellation des Buches eine der klaren Konfrontation auf dem dunklen Schlachtfeld geheimer Dienste wäre.

Die Grundkonstellation des Buches ist der Zusammenhang, das Verbundensein. Der Spatz Quimp träumt im Schlaf immer wieder davon, er sei der menschliche Kriminalhauptkommissar Blind und lebe dessen Leben. Der Mensch Blind wiederum findet sich, kaum macht er die Augen zu, im Körper und Bewusstsein des Spatzen Quimp wieder. Was anfangs ein Doppelpass zwischen einer realen und einer imaginierten Figur zu sein scheint, was uns anzustacheln sollte, nach Hinweisen zu suchen, wer nun reales Wesen und wer bloß imaginierte alternative Existenz sein könnte, entpuppt sich allmählich als Blick in zwei verbundene Welten. Zwischen diesen Dimensionen gibt es diverse Arten Übergänge, spontane, schicksalhafte, kontrollier- und manipulierbare.

Der Autor zwingt, das verachtete Genre fantastischer Literatur endlich ernst zu nehmen

Fantastische Genreliteratur hat es in Deutschland, trotz der großen Tradition des Übernatürlichen in der Romantik und der Prager Fantastik, schwer. Sie gilt seit längerem nur noch als alberner Schund.Heinrich Steinfest ist auch insofern ein Phänomen, als ihm das Fantastische bislang verziehen, ja, in seinen Romanen rundweg genossen wurde. Allerdings ohne dass man deswegen neu über die Herabwürdigung der von Steinfest genutzten Genres nachdenken wollte.

In „Das geheime Leben der Flugzeuge“ wird vom Erzähler zwar so viel über Gott und tausend Nebensachen der Welt amüsant räsoniert wie in früheren Steinfest-Romanen. Aber dies könnte das Buch werden, bei dem sich Leser dem Fantastischen endlich stellen müssen. Steinfest geht unabhängig von seinem alles überstrahlenden Humor durchaus ernst an seinen Weltentwurf heran. Er stellt ihn letztlich ohne Dauerkarikierung vor, so wie beispielsweise der Comic-Autor David Petersen in seiner „Mouse Guard“-Reihe von einer auf Mittelalterstufe befindlichen Mäusezivilisation erzählt oder der britische SF-Autor und studierte Zoologe Adrian Tchaikovsky in einigen seiner Bücher Spinnenkulturen entwirft.

Ein Augenzwinkern ist zwar immer dabei, aber es ist nicht jenes Blinzeln, das aufs Seriöse erpichten Lesern bedeuten will, es sei ja alles nur symbolisch gemeint und es werde natürlich unsere Realität verhandelt. Es ist ein Zwinkern, das nach dem Einverständnis des Lesers sucht, dass es doch schön wäre, wenn es jenseits der Grenze unserer Welt noch etwas anderes gäbe. Und das zugleich darauf hinweist: Auch dieses andere können wir uns nur so problembeladen wie eben die Welt der kämpfenden Spatzen vorstellen.

www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.heinrich-steinfest-zum-karfreitag-alle-hab... www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.sommerinterview-mit-heinrich-steinfest...

Heinrich Steinfest: Das Leben und Sterben der Flugzeuge.
Roman. Piper Verlag, München. 598 Seiten, 19,99 Euro.