Auf dem neuen Album der Ludwigsburger Band Café 612 findet sich so wohlklingende Musik, dass "Spiegel Online" alle Langweiler-Schwaben-Klischees bestätigt sähe. Uns ist das in dem Fall mal wurscht.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Die Ludwigsburger Band Café 612 hat vergangenen Donnerstag in der Luke in Ludwigsburg ihr neues Album "Von Katzen & Mäusen" vorgestellt. Aus der Wahl der Location ergbt sich schon: hier geht es nicht um Attitüde bei der Bühnenwahl, sondern um den richtigen Rahmen für diese bewusst "schöne" Musik.

 

Zum richtigen Rahmen gehört die Plattenfirma Omaha Records, gegründet von Gisbert zu Knyphausen, der wiederum eng mit dem verstorbenen, aber vielfach verehrten Songschreiber Nils Koppruch verbandelt war beziehungsweise immer noch ist. Auf Omaha Records veröffentlichen neben anderen Gisbert zu Knyphausen oder der Stuttgarter Daantje & The Golden Handwerk. Das Label spezialisiert sich auf genau diese Art von Musik: Singer/Songwriter plus x. Café 612 beispielsweise greifen bei Folk, Country und Kammermusik in die Referenzschubladen, für Track Nummer 10 ("Sei gewiss") sogar mal zur verzerrten Gitarre - da erinnert das auch vom Sound her an die Hamburger Schule, etwa an Kettcar.

Aber eigentlich ist das ja alles Norddeutschland-Musik. Café 612 singen über Stürme und Regen, dich und mich, Landleben, richtiges Leben, ja über Leben an sich. Auffällig ist die zurückgenommene, nie gar zu heitere Intonation. Das ist Musik für die im Grunde höchst ernsthafte Generation, die sich zuletzt beim Stuttgarter Vive-la-Vie-Festival zum Schwärmen und Sitzen und Zuhören getroffen hat.

Wer braucht schon aggressiven Eskapismus? Die Café-612-Platte ist mit ihren Streicherarrangements, dem hörbar vorsichtig behandelten Schlagwerk, den perlenden Gitarrenakkorden und dem mehrstimmigen Gesang ein einziges Argument für den Wohlklang mit höchstens minimal ironisch-schräger Brechung wie im Song "Das Leben ist schön". Ansonsten sind Songs wie "Schlaflied", "Der Tanzbär" oder "Von Katzen & Mäusen" fast schon Drehbücher für Animationsfilme für Kinder, zumindest für große Kinder.

"Spiegel Online" wird sicher wieder was von den spießigen Schwaben schreiben, aber das ist uns in dem Fall einfach mal egal.


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