Der Sportwagenbauer Porsche hat sein neues Motorenwerk eröffnet. In dem für 80 Millionen Euro errichteten Werk sollen bei voller Auslastung 400 Mitarbeiter täglich rund 200 Acht-Zylinder-V-Motoren fertigen – aber zunächst nur für ein Modell.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Am besten am neuen Motorenwerk von Porsche findet der Monteur Kai Kirchner (36), dass er es selbst mitgeplant hat. „Manchmal laufe ich hier an den Anlagen vorbei und denke: Super, hier hast du die Abläufe mit entwickelt.“

 

Er hält das Werk, dessen Grundfläche fast 1,5 Fußballfelder umfasst, nicht nur im Hinblick auf die Technologie für zukunftweisend, sondern auch, weil die Ideen der Beschäftigten offenbar tatsächlich umgesetzt worden sind.

„Wir haben unsere Mannschaft bereits bei der Planung stark eingebunden und mehr als 450 Ideen für das neue Werk erhalten“, sagt Albrecht Reimold, Vorstand Produktion und Logistik bei Porsche.

Der Sportwagenbauer hat das Werk am Freitag eröffnet. „Porsche steht für sportliche Hochleistungsmotoren, von der Konstruktion bis zur Serienfertigung“, sagte Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender bei Porsche, bei der Einweihung. „Diese Kompetenz bauen wir mit den neuen Motoren weiter aus.“ In dem Werk sollen künftig bei voller Auslastung 400 Mitarbeiter täglich rund 200 Acht-Zylinder-V-Motoren fertigen. Diese sollen zunächst nur im neuen Panamera eingesetzt werden. In der Anfangsphase arbeitet die Mannschaft im Einschichtbetrieb.

Porsche sichere mit dem neuen Werk die Zukunft der Arbeitsplätze am Standort, sagte Blume. Zugleich schaffe der Autobauer die ersten Voraussetzungen, um Porsche in das Zeitalter der Elektromobilität zu führen.

So soll die Fertigung des Antriebs des rein elektrisch angetriebenen Sportwagens Mission E ebenfalls in dem Werk angesiedelt werden. Dieser soll Ende des Jahrzehnts kommen. Damit baut der Sportwagenhersteller innerhalb der Konzernfamilie seine Kompetenz bei der Elektrifizierung aus.

Mit dem neuen Motorenwerk leiste Porsche nach Unternehmensangaben einen Beitrag zu Synergien innerhalb des Volkswagen-Konzerns. So sei etwa geplant, die Acht-Zylinder-V-Motoren mittelfristig für alle Konzernmarken künftig in Stuttgart-Zuffenhausen zu produzieren. Denkbar wäre der Einsatz im Audi A8 oder in Bentley-Modellen, so Blume. Entschieden ist noch nichts.

In die neue Fabrik hat Porsche rund 80 Millionen Euro investiert. Insgesamt hat der Sportwagenbauer in den vergangenen Jahren am Stammsitz Stuttgart-Zuffenhausen Investitionen von mehr als 300 Millionen Euro getätigt. In den vergangenen Jahren hat der Sportwagenbauer durch Zukäufe den Grundstücksbesitz in Stuttgart auf mehr als 600 000 Quadratmeter ausgeweitet. Das sei mehr als eine Verdoppelung, teilt das Unternehmen mit.

Für die kommenden Jahre plant Porsche weitere Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro. Innovationstreiber sei dabei das Elektrofahrzeug Mission E. Allein in Zuffenhausen entstehen dafür mehr als 1000 neue Arbeitsplätze. Etwa 700 Millionen Euro investiert das Unternehmen dafür an seinem Stammsitz.

Einen Teil des Projekts finanzieren die 13 000 Mitarbeiter in Zuffenhausen und Weissach über einen Zukunftstopf mit. Dazu werden der Belegschaft inklusive der Angestellten bis zu der hohen Gehaltsgruppe P14 über neun Jahre – von 2017 bis 2025 – für jedes Jahr 0,25 Prozent von der Tariferhöhung abgezogen. Dadurch werden 128 Millionen Euro erbracht.

Bei den Produktionsabläufen im neuen Werk sei vor allem darauf geachtet worden, dass die Mitarbeiter in einer alternden Gesellschaft länger fit genug sind, um für Porsche zur Verfügung zu stehen. Um Monotonie am Arbeitsplatz zu vermeiden, sollen die Beschäftigten etwa für größere Umfänge eingesetzt werden. Stück für Stück sollen sie die gesamte Montage erlernen: „Das Ziel ist, dass die Mitarbeiter letztlich den ganzen Motor beherrschen“, sagte Reimold. Außerdem seien die Montagestationen so angelegt, dass jeder Mitarbeiter sie so einstellen kann, dass es zu seinen Bedürfnissen passt. Glaubt man dem Monteur Kirchner, ist das mehr als Marketing-Rhetorik. „Für uns ist das hier halt die Zukunft.“