Gleich zwei Erstplatzierte sind aus dem Wettbewerb um das geplante Sportbad im Neckarpark hervorgegangen. Ob einer der Preisträgerentwürfe jemals gebaut wird, bleibt wegen des andauernden Standortstreits allerdings offen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Der Finanzbürgermeister und der Baubürgermeister der Stadt haben am Montag die Siegerentwürfe für das geplante Sportbad im Neckarpark vorgestellt. Auch wenn Michael Föll (CDU) und Matthias Hahn (SPD) von den „erstklassigen Ergebnissen“ und vom umstrittenen Standort überzeugt sind: ob einer der Preisträgerentwürfe jemals gebaut wird, ist offen. Weil mehrere Fraktionen im Gemeinderat das Sportbad inzwischen an anderer Stelle haben wollen, werden vier weitere Standorte für das Bad geprüft.

 

Gleich zwei Erstplatzierte sind aus dem Wettbewerb hervorgegangen: die Arbeitsgemeinschaft der drei Stuttgarter Büros Kubus 360, Krieger Architekten und Ingenieure sowie Riehle und Assoziierte, überdies das Büro Kauffmann, Theilig und Partner aus Ostfildern. Platz drei belegte das Freiburger Büro Sacker Architekten.

„Das war eine schwierige Aufgabe“

Der Entwurf der Arge aus Stuttgart besteche durch seine Funktionalität und die Gestaltung sowohl der Fassade als auch der Schwimmhalle, der Baukörper sei gut in die Umgebung des kleinen Grundstücks eingepasst. „Das war eine schwierige Aufgabe“, sagt der Architekt Eckart Rosenberger, der Vorsitzende der Wettbewerbsjury. Der Entwurf des Büros aus Ostfildern überzeuge durch das großzügig gestaltete Vorfeld des Bades, den qualitätsvollen Eingang, die Innenraumgestaltung und die hohe Wirtschaftlichkeit. Mit etwa 22 Millionen Euro handelt es sich um den günstigsten der neun eingereichten Entwürfe, allerdings entspreche die Fassadengestaltung nicht einem Sportbad. Der Nachteil des Arge-Entwurfs: mit Baukosten von 25,5 Millionen Euro liegt er merklich über den mit 22,5 Millionen Euro angesetzten Kosten. Durch eine größere Fläche und mehr Volumen liegen die Stuttgarter auch bei den Betriebskosten, die auf Jahrzehnte der weitaus größte Kostenfaktor sind, zu hoch. Beide Entwürfe müssen überarbeitet werden.

Vielleicht wird zuletzt aber keiner gebaut. Bekanntlich sind Grüne, SPD, FDP und Freie Wähler mit dem vom Rat selbst beschlossenen Standort für das Sportbad, das eine 50-Meter-Bahn, ein 25-Meter-Mehrzweckbecken, eine Sprunganlage mit Drei-Meter-Plattform sowie eine Tribüne mit 600 Sitz- und 300 Stehplätze bekommen soll, inzwischen nicht einverstanden. Der Standort auf dem Parkplatz der Vereine VfL und Rot-Weiß Stuttgart ist umstritten, weil deren 110 Stellflächen auf 59 schrumpfen würden und mit den Badbesuchern geteilt werden müssten.

Die juristische Frage soll bis zur Sommerpause geklärt sein

Deshalb hat sich die Verwaltung zu einem in dieser Projektphase „unüblichen Vorgehen“ (Föll) entschlossen und das Beratungsunternehmen Drees und Sommer beauftragt, entsprechend einiger Vorschläge aus dem Rat noch vier weitere mögliche Standorte für das Sportbad im Neckarpark zu prüfen: den Parkplatz P 9 gegenüber der Mercedes-Benz-Arena – den die Verwaltung schon ausgeschlossen hat, weil er als Fluchtweg für die Stadionbesucher benötigt werde –, das als Hotelstandort vorgesehene Grundstück an der Ecke Benzstraße/Mercedesstraße, ein Areal schräg gegenüber der jetzt vorgesehenen Fläche sowie das Grundstück der SSB an der Ecke Mercedesstraße/Elwertstraße, das der früherer OB Wolfgang Schuster (CDU) für ein Science-Center vorgesehen hatte.

Sollte sich der Rat für einen Alternativstandort entscheiden, stellt sich die rechtlich schwierige Frage, ob ein neues, europaweites Vergabeverfahren begonnen werden muss. Das würde weitere sechs Monate Zeit und etwa 120 000 Euro kosten. Die juristische Frage soll bis zur Sommerpause geklärt sein. Falls man doch an den jetzigen Wettbewerb anknüpfen könnte, wäre ein Gutachterverfahren möglich, man könnte mit den drei Sieger-Büros weitermachen. Eckart Rosenberger machte deutlich: „Die Entwürfe kann man nicht einfach an einen anderen Standort transportieren.“ Schließlich seien die Grundstücksgröße und die Erschließung der Schwimmhalle dann anders.

Für Rosenberger wie für Michael Föll und Matthias Hahn hat der Wettbewerb erwiesen, dass an der geplanten Stelle ein Sportbad von hoher Qualität möglich sei. Baubürgermeister Hahn hält das Parkplatzproblem für lösbar, die höhere Frequenz bringe auch Vorteile für die dortige Gastronomie. Finanzbürgermeister Föll sagt: „Es gibt keinen Standort, der nur Vorteile hat.“