Ich dachte, sie hätte einen Witz gemacht. „Ich komm so um sechs“, hatte ich der Gastgeberin angekündigt, und sie erwiderte: „Komm ein bisschen früher, sonst verpasst du die Rede der Königin.“ Sehr spaßig für einen wie mich, der so selbstverständlich Antimonarchist ist, dass man darüber gar nicht mehr zu reden braucht, und der voraussetzt, dass seine Freunde auch so denken. Es war dann doch kurz nach sechs, als ich läutete und mir geöffnet wurde. Als ich zur Umarmung ansetzen und alles Gute wünschen wollte, stieß mich die Gastgeberin zurück: „Pst! Die Königin!“

 

Da standen sie in der Stube wirklich alle um den Fernseher herum, die Kumpels, die sonst immer so freche Sprüche klopften, und sie lauschten, was Ihre Majestät an Banalitäten zum Jahreswechsel vorzulesen hatte. Das, erklärten sie mir später, sei eben Tradition in Dänemark. Nicht, dass sie anschließend das Gehörte diskutiert hätten, so weit geht der Royalismus auch wieder nicht. Zugehört, abgehakt.

Und dann wurde es doch noch lustig. In Dänemark feiert man Neujahrsabend, Silvester sagt hier niemand, als sei Fasching: mit Hütchen auf dem Kopf, Girlanden und Konfetti. Dazu reichlich Essen und Getränke, so dass die Hand zittert, wenn es nach Mitternacht hinausgeht in die Kälte und losgeböllert wird – was man illegal aus Deutschland importiert hat.