Die Crailsheim Merlins sind in die Basketball-Bundesliga aufgestiegen und spielen am Sonntag in Ludwigsburg. Der Verein hat seinen Etat einst aus den Einnahmen von Partys generiert, heute beträgt er 1,5 Millionen Euro, das ist der geringste der ersten Liga.

Crailsheim - Sein bisher bestes Spiel in der Basketball-Bundesliga hat Jared Newson am 24. Mai 2007 gemacht. Der Flügelspieler des Aufsteigers Crailsheim Merlins spielte damals noch für Leverkusen und erzielte 23 Punkte. Der Gegner hieß Ludwigsburg. Wie am Sonntag (15 Uhr), wenn erstmals das Bundesligaduell zwischen den MHP Riesen Ludwigsburg und den Crailsheim Merlins stattfindet.

 

In sieben Jahren kann viel passieren, das weiß man in Crailsheim. Zum Zeitpunkt von Jared Newsons bestem Spiel verpasste sein heutiger Verein die Qualifikation für die neu eingeführte bundesweite zweite Bundesliga (Pro A) und musste in der folgenden Saison in die dritte Liga gehen. Durch die Aufstiege 2010 (in die Pro A) und 2014 in die Bundesliga (BBL) haben die Merlins in sieben Jahren aber geschafft, was ihnen kaum jemand zugetraut hatte: Basketball in der Bundesliga.

Dass so einiges möglich ist, wussten die Verantwortlichen aus dem Hohenlohischen aber bereits früher: Mitte der 1980er-Jahre wurde eine Basketball AG gegründet, die bald auch am Spielbetrieb teilnahm. Bis zu 300 Zuschauer kamen schon zu Bezirksligaspielen, finanziert wurde der Verein aus den Einnahmen von Partys.

Newson stand mit Nowitzki im Kader der Dallas Mavericks

Dass die Crailsheimer in dieser Saison ihr Debüt in der BBL feiern, hat viel mit dem Teammanager Martin Romig zu tun, einer der Mitgründer der Basketball AG, der den Verein seither begleitet. „Das macht die Crailsheimer Identität aus. Hier gibt es viele wie Martin, die seit Jahrzehnten all ihre Energie in diesen Verein stecken. Das schweißt zusammen“, sagt Ingo Enskat, der sportliche Leiter der Merlins.

Der Flügelspieler Jared Newson ist in der Zeit nach seinem besten Spiel in der BBL viel herumgekommen. Er spielte bei NBA-Farmteams, stand mit Dirk Nowitzki im Kader der Dallas Mavericks, wurde nach einem Monat wieder entlassen, spielte in Bamberg, wo er sich nicht durchsetzen konnte, und beendete seine Europareise durch die finnische, französische und polnische Liga – vorerst 2014 in Crailsheim.

Er steht für etwas, was die gesamte Merlins-Mannschaft ausmacht: In der Bundesliga hat sich noch kein Spieler richtig durchsetzen können. „Das ist ein Stück weit unsere Philosophie“, sagt Ingo Enskat, „viele unserer Spieler saßen bisher nur auf der Bank bei anderen Bundesligisten. Bei uns können sie allen zeigen: Wir sind Bundesligaspieler.“ Dabei haben vor allem Fragen eine Rolle gespielt wie: Wer will sich in der BBL beweisen? Wer ist erfolgshungrig genug für den Klassenverbleib?

Die 6+6-Regel

Vor allem bei den deutschen Spielern im Kader ist das von Enskat angesprochene Phänomen zu beobachten: Wie bei Joshiko Saibou. Er konnte sich weder bei Alba Berlin noch beim TBB Trier für regelmäßige Einsätze empfehlen – am vergangenen Wochenende machte er gegen Oldenburg in 22 Minuten Spielzeit 14 Punkte. Oder Jannik Freese, der bei früheren Erstligastationen kaum mehr als zehn Minuten im Durchschnitt spielte. Er steuerte bereits in den ersten beiden Partien 8,5 Punkte und 8,5 Rebounds pro Spiel bei. „Das Risiko, dass die Spieler nicht einschlagen, gibt es bei solchen Neuzugängen natürlich immer. Aber das hat man bei jeder anderen Verpflichtung auch“, sagt der sportliche Leiter. Den Crailsheimern bleibt im Grunde auch gar keine andere Wahl, als auf solche Spieler zu setzen. Der kleinste Etat der Liga mit etwa 1,5 Millionen Euro lässt keine großen Sprünge zu. „Wir haben weder das Geld einen hundertfachen deutschen Nationalspieler zu verpflichten noch ein deutsches Supertalent unter Vertrag zu nehmen“, sagt Ingo Enskat.

Durch die 6+6-Regel, die den Bundesligisten vorschreibt, neben sechs Ausländern auch sechs Deutsche im Kader zu haben, waren die Merlins gezwungen, auf Spieler wie Saibou und Freese zurückzugreifen. Auch deshalb sagt Enskat nach den beiden Auftaktniederlagen: „Wenn wir den Klassenverbleib schaffen, wäre das für uns wie die Deutsche Meisterschaft.“

Die Merlins spielen, so sagte es der Coach Willie Young im Fachmagazin „BIG“, „mit drei, vier Teams um den Klassenverbleib. Es wird ein harter Kampf“. Auch am Sonntag in Ludwigsburg. Allen voran für Jared Newson. Der Gewinner des BBL-Dunkingwettbewerbs 2007 will beweisen, dass er seither nichts verlernt hat.