Welche Rolle hat Ihre Familie in Ihrem Leben gespielt?
Meine Familie hat mich immer enorm unterstützt. Das ist mein großes Glück. Meine Schwester ist beinahe so etwas wie mein Zwilling. Wir stehen uns unglaublich nah. Wir waren die besten Freundinnen, als wir aufwuchsen, und haben gemeinsam eine Menge durchgemacht. Meine Eltern waren immer ein Vorbild für mich. Auch weil sie so lange glücklich verheiratet waren. Ohne meine Familie wäre ich heute bestimmt nicht dort, wo ich jetzt bin.
Ihr Regisseur sagt, sie haben mit dieser Frau Folgendes gemeinsam: ihre Herzenswärme, Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit.
Ich wäre gerne wie sie, so viel steht fest. Wahrscheinlich ist es für einen Außenstehenden einfacher zu analysieren, wer und wie ich bin. Ich kann das selbst gar nicht auf den Punkt bringen. Oft bin ich mir nicht einmal sicher, wer ich überhaupt bin. Und kommt man da überhaupt jemals zu einem Ergebnis? Ich glaube, das ist eine Reise in unser Inneres, eine Suche, die ein Leben lang dauert. Ein anderer Regisseur sagte einmal, ihn beeindrucke meine Stärke. Sehen Sie, es ist sehr widersprüchlich. Ich bin offenbar eine Art Hybrid (lacht).
Wie nah lassen Sie Ihre Rollen an sich heran?
Sehr nah. Und das ist nicht immer einfach. Oft fällt es mir schwer, mich wieder von ihnen zu verabschieden. Was mir allerdings diesmal besonders naheging, war das Thema des Kinderhandels in Indien, über den ich bisher in dieser ganzen Konsequenz nicht so viel wusste. Das hat mir beinahe das Herz gebrochen.
Verändert sich das Leben wirklich nach einem Oscar?
Das war ein Schock, von dem ich mich erst einmal erholen musste. Ich hatte damals tatsächlich meinen gesamten Text für den Film, den ich zu der Zeit gerade gedreht hatte, vergessen. Die Kollegen meinten nur: Aha! Jetzt leistet sie sich Allüren. Den Oscar habe ich meiner Mutter gegeben, und sie hat ihn zu Hause auf den Kaminsims gestellt. Alle Nachbarn konnten vorbei kommen und ihn bewundern (lacht).
Wie hat der Erfolg Sie verändert?
Ich bilde mir ein, immer noch dieselbe Frau wie damals zu sein, als ich noch keinen Erfolg hatte. Ich versuche, jeden Tag wieder genau so neugierig und risikofreudig anzugehen wie früher. Ich will eine echte Abenteurerin bleiben – ein freier Geist, der immer wieder neue Dinge ausprobiert. So sehe ich mich in meiner Idealvorstellung.